Behandelter Abschnitt 1Thes 4,9-12
Dann folgt ein Aufruf, in der Bruderliebe reichlich zu sein, wobei der Apostel in die damit verbundenen Annehmlichkeiten der täglichen Arbeit gleitet, die von der Sorge für andere belebt wird.
Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr es nicht nötig, dass wir euch schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben; denn ihr tut es ja gegenüber allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draußen sind, und niemand nötig habt (4,9–12).
Der Besitz Christi bindet die Herzen auf wunderbare Weise zusammen; und wie die Zuneigung zueinander eine geistliche Eigenart ist, so vertieft sie alles, was man von Christus lernt, auf einsichtige Weise. Der Umgang miteinander mag sie manchmal auf die Probe stellen, aber im Ganzen entwickelt sie sich aktiv, und zwar umso mehr, als sie dieselbe Feindschaft von der Welt teilen. Auch hier sieht der Apostel, dass sie immer mehr zunimmt, und mit ihr das fleißige Bestreben, still zu sein und die eigenen Geschäfte zu tun, was die Bruderliebe sicher fördern würde: das genaue Gegenteil jener aufdringlichen Gesinnung, die aus der Anmaßung der Überlegenheit im Wissen oder in der Geistlichkeit oder in der Treue entsteht. Weiterhin fordert er sie auf, mit ihren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir es euch aufgetragen haben (und wer könnte es mit so viel Gnade tun?), damit sie denen gegenüber, die draußen sind, ehrenhaft wandeln und niemand nötig haben. Es gibt keinen solchen Gedanken, der die Bedürftigen ermutigt, aus der Großzügigkeit anderer zu schöpfen. Es sei das Bestreben derer, die lieben und die Liebe der anderen bewahren wollen, sich in nichts zu schonen und die Hilfe derer nicht zu missbrauchen, um jeden Verdacht von den Außenstehenden abzuwenden. Die Bruderliebe würde in Frage gestellt, wenn man nicht auf den Anstand achtete; sie blüht und gedeiht, wo auch Selbstverleugnung vorhanden ist.