Behandelter Abschnitt 1Thes 4,13-14
Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen (4,13.14).
Nachdem der Apostel auf diese Weise die Gläubigen zur persönlichen Reinheit ermahnt und die göttliche Liebe mit der stillen Erfüllung der täglichen Pflichten verbunden hat, die so oft unter diesem Vorwand und der eitlen Anmaßung höherer Wege vernachlässigt werden, wendet er sich nun ihrer maßlosen Trauer und Überraschung über den Tod einiger unter ihnen zu. Sie waren so sehr von der Erwartung der Gegenwart des Herrn erfüllt, dass sie nicht die Möglichkeit in Betracht zogen, dass irgendwelche Gläubigen auf diese Weise entschlafen könnten. Sie erwarteten nur sein Kommen und zogen Schlüsse, die, da sie nicht vom Herrn stammten, sie, wie alle menschlichen Überlegungen, der Gefahr aussetzten. Es galt also, die Wahrheit aufrechtzuerhalten und sich gleichzeitig vor einem solchen Missbrauch zu hüten; aber die Gnade schenkte ihnen und uns ein neues und volleres Licht.
Die Gläubigen in Thessalonich wussten als feste Gewissheit von der Ankunft des Herrn und seines Reiches. Sie warteten auf Ihn, den Sohn Gottes, vom Himmel her als eine beständige Hoffnung, die nächste Hoffnung ihres Herzens. Sie hatten nie in Betracht gezogen, dass Er nach dem Willen Gottes verweilen könnte, der weitere Menschen zur Gemeinschaft seiner Liebe sammeln würde, während er die Welt in Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit heranreifen lässt, sei es in stolzem Unglauben oder in hohlem Bekenntnis, bis der Abfall kommt und der Mensch der Sünde offenbart wird. In all dem fehlte ihnen die Belehrung, denn sie hatten die Lehre des Apostels nur eine kurze Zeit genossen, und es war noch kein Brief geschrieben worden. Dies ist der erste Brief, den Paulus je geschrieben hat; und während er die Freude und das Wachstum des Glaubens fördert, schreibt er von nichts als einer notwendigeren Hilfe, als einen Mangel auszugleichen, der, wenn er nicht durch göttliche Offenbarung ausgefüllt wird, das aktive Verständnis dem Feind durch Spekulationen öffnet, die er bald vorschlagen würde, um die bereits bekannte Wahrheit oder ihr Vertrauen auf Gott zu untergraben.
Ihr Kummer war übermäßig, wie der der übrigen Menschen, Juden oder vielmehr Heiden, die keine Hoffnung haben. Warum eine so übertriebene Trauer über solche, die, wenn sie abgerufen werden, Gottes Liebe und Errettung im Herrn Jesus kennen? Ist das ewige Leben eine eitle Sache? Ist es die Vergebung der Sünden oder der Besitz des Heiligen Geistes? Sicherlich muss es nur Unwissenheit ihrerseits sein, und nicht, dass irgendjemand, der von Gott zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit berufen ist (ganz zu schweigen von der Versammlung, dem Leib Christi), durch sein Sterben, wie sie sich vorstellten, seine Glückseligkeit verwirken könnte, wenn der Herr Jesus kommt. Und so hatten sie sich mangels besseren Wissens Gedanken hingegeben, die sie in Kummer stürzten, der Christus verunehrte.
Sogar hier ist es jedoch bemerkenswert, dass der Apostel den Zustand der abgeschiedenen Geister nicht enthüllt, wie wir es in Lukas 23,43; Apostelgeschichte 7,59; 2. Korinther 5,8 und Philipper 1,23 finden. Er begegnet voll und ganz dem Irrtum, dass der Tod in irgendeiner Weise die gesegnete Hoffnung des Christen zerstört oder schmälert. Er möchte, dass die Gläubigen nicht länger unwissend sind bezüglich derer, von denen man wirklich sagen kann, dass sie entschlafen sind; wenn sie es tun, ist es nur noch offensichtlicher, dass sie Anteil an dem haben, der gestorben und auferstanden ist, wie wir sicher glauben; denn sie werden auferstehen, wenn sie inzwischen gestorben sind. Und ist eine solche Auferstehung ein Verlust? Es heißt hier so schön: „so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen“ (V. 14). Sie waren durch Jesus entschlafen. Sie waren weit davon entfernt, ihre Freude und Glückseligkeit zu vergessen oder auch nur aufzuschieben, denn Gott wird sie an jenem Tag mit Jesus bringen.