Behandelter Abschnitt 5Mo 27
In Kapitel 27 lesen wir: „Und Mose und die Ältesten von Israel geboten dem Volk und sprachen: Haltet das ganze Gebot, das ich euch heute gebiete“ (V. 1), und Er ordnet an, dass sie, wenn sie über den Jordan gingen, große Steine aufstellen sollten. „Und es soll geschehen, an dem Tag, da ihr über den Jordan in das Land hinüberzieht, das der Herr, dein Gott, dir gibt, sollst du dir große Steine aufrichten und sie mit Kalk bestreichen; und wenn du hinübergezogen bist, sollst du alle Worte dieses Gesetzes darauf schreiben, damit du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, ein Land, das von Milch und Honig fließt, so wie der Herr, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat. Und es soll geschehen, wenn ihr über den Jordan gezogen seid, so sollt ihr diese Steine, derentwegen ich euch heute gebiete, auf dem Berg Ebal aufrichten; und du sollst sie mit Kalk bestreichen. Und du sollst dort dem Herrn, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar aus Steinen; du sollst kein Eisen über sie schwingen: Aus ganzen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, bauen. Und du sollst dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer darauf opfern, und du sollst Friedensopfer opfern und dort essen und dich freuen vor dem Herrn, deinem Gott“ (V. 2–7).
Doch dann sagt er weiter: „Wenn ihr über den Jordan gezogen seid, sollen diese auf dem Berg Gerisim stehen, um das Volk zu segnen: Simeon und Levi und Juda und Issaschar und Joseph und Benjamin; und diese sollen auf dem Berg Ebal stehen zum Fluchen: Ruben, Gad und Aser und Sebulon, Dan und Naphtali“ (V. 12.13). So wird die Anweisung gegeben, dass die Hälfte der Stämme auf dem einen Berg stehen soll, um zu segnen, die andere Hälfte auf dem anderen Berg, um zu fluchen. Hier finden wir, wie es ausgeführt wird: „Und die Leviten sollen anheben und zu allen Männern von Israel mit lauter Stimme sprechen: Verflucht sei der Mann!“ (V. 14.15), und so ging es durch alle Verse bis zum Schluss.
Wie kommt das? Wo sind die Segnungen? Nirgends. Es bleibt nichts als der Fluch. Ist das nicht ernst? Der Punkt ist, wie der Apostel es ausdrückt, die Bedeutung des Gesetzes für die Menschen vor Gott. Durch das Wort Moses wird die Hälfte der Stämme angewiesen, auf dem einen Berg zu stehen, um den Segen, die andere Hälfte, um den Fluch auszusprechen; aber wenn alles ausgeführt ist, hat die Schrift nichts als den Fluch aufzuzeichnen, ohne ein Wort des Segens überhaupt. Es ist für den Menschen unmöglich, in der Gegenwart Gottes Segen aus dem Gesetz zu finden, wenn wir zu seiner positiven Anwendung kommen. Wie auch immer der Ruf lauten mag, wenn wir vor der Tatsache stehen, gibt es nichts als einen Fluch, der erwähnt wird. Man kennt kaum eine ernstere Schriftstelle oder ein charakteristischeres Bild dieses Buches.
Es ist nicht so, dass es den geringsten Unwillen Gottes gäbe, zu segnen, ganz im Gegenteil; und der Auftrag wurde gegeben, ebenso viel zu segnen wie zu fluchen. Doch leider stand das Geschöpf, der erste Mensch, unter dem Gesetz Gottes; und das Ergebnis ist und kann nur sein, dass das Einzige, wenn es auf den Menschen ankommt, was er bekommt, wenn wir zur Tatsache kommen, der Fluch ist. Die Flüche wurden ausgesprochen, und kein Wort hören wir über die Segnungen. Es gab einen Aufruf und eine ordentliche Vorbereitung, um zu segnen. Doch im Ergebnis gab es keinen Segen zu verkünden, sondern nur den Fluch. Wie schrecklich ist es, dass in unserer Zeit der Christenheit, nachdem das Evangelium selbst um den Preis des Todes Jesu, des Sohnes Gottes, eingeführt worden ist, immer noch das herausgedonnert wird: der Fluch und nicht der Segen! Ist es eine berechtigte Ausrede, dass ein völliger Mangel an geistlichem Verständnis vorherrscht? Warum sollte es beim fünften Buch Mose, das der Apostel Paulus an die Galater kommentiert, bestehen? Dort gibt es keinen Mangel an göttlichem Licht. Was wir in beiden sehen, ist die vollkommene, unvergleichliche Weisheit Gottes. In dem einen spricht Mose von der furchtbaren Sache, selbst voller Liebe zu dem Volk und voll sehnlicher Wünsche für sie. In dem anderen bestätigt es das Licht, das das Evangelium durch Paulus gibt: Auf dem Boden des Gesetzes bleibt für den Menschen nichts als der Fluch. Segnungen werden zwar angeboten, doch es gibt keine Hand, die den Segen ergreifen könnte, ebenso wenig wie ein Mund, der ihn ausspricht: Es herrscht ein totes und unheilvolles Schweigen, was den Segen betrifft. Die Flüche ertönen vom Berg des Fluches und werden in ihrer ganzen Strenge aufgezeichnet; aber es wird hier kein Segen vom Berg des Segens berichtet. In 5. Mose 27 wird kein einziger Hinweis darauf gegeben. Um den Anschein von Segen zu erwecken, haben die Menschen die Kapitel und ihre völlig unterschiedlichen Ausrichtungen durcheinandergebracht. Sie haben nach dem Segen im nächsten Kapitel gesucht. Darin liegen sie völlig falsch. Es gibt nicht den geringsten Grund für eine solche Verbindung.