Behandelter Abschnitt Phil 3,15-16
So viele nun vollkommen sind, lasst uns so gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren. Doch wozu wir gelangt sind, lasst uns in denselben Fußstapfen wandeln (3,15.16).
Er spricht von sich selbst und auch von anderen, dass sie „vollkommen“ sind; aber das ist kein Widerspruch zu dem, was er vorher geschrieben hatte. Als er in Vers 12 noch den Empfang des Kampfpreises und die Vollendung ausschloss, bezog er sich darauf, dass er noch nicht den Kampf beendet hatte und im Auferstehungszustand war. Doch wenn er hier ermahnt „so viele nun vollkommen sind“, meint er die, die im Glauben erwachsen sind, die fest in der christlichen Stellung gegründet sind, die durch Glauben und geistliche Einsicht dazu gelangen. Er meint einen Christen, der kein Säugling ist, sondern voll erwachsen; natürlich nicht einen Christen, der seinen Lauf gründlich beendet hat, denn das geschieht in der Auferstehung, sondern jemanden, der ein Mann in Christus geworden ist. Er wird nicht zur vollen Gleichheit mit Christus herangewachsen sein, bis Er kommt und uns seiner Herrlichkeit gleichgestaltet. Aber auch hier gibt es so etwas wie ein Hineinwachsen in die volle Erkenntnis des Geistes Gottes, und zwar dadurch, dass wir Christus in der Herrlichkeit vor uns haben, der nun unser persönlicher Gegenstand ist. Aber angenommen, es gibt andere unter den Kindern Gottes, die noch in Schwierigkeiten und Zweifeln stecken, was dann? Sollen wir sie dazu bringen, unsere Empfindungen und unser Urteil über die Dinge zu übernehmen? Sicherlich nicht. Es wäre ein positiver Verlust, es sei denn, es geschähe durch die Kraft des Heiligen Geistes, der die Gläubigen zu einer umfassenderen Erkenntnis Christi führt.
Es geht hier nicht um solche Glaubensfragen oder Praktiken, wo es keine unterschiedliche Beurteilung geben darf. Wir sollten nicht zögern, wenn es um die Herrlichkeit des Herrn geht. Es kann keine unterschiedliche Beurteilung von Sünde geben. Es ist in der Bibel selbstverständlich, dass keine Meinungsverschiedenheit geduldet werden kann, wenn es um Christus geht. Alle Gläubigen sehen instinktiv die Ungeheuerlichkeit, moralisch Böses an den Tisch des Herrn zu bringen. Der Heilige Geist rechnet damit, dass wir Beleidigungen gegen Gott ablehnen. Die Treue zu Ihm befiehlt dem Gewissen und erweckt das Herz jedes Heiligen Gottes, wenn es richtig steht. Mit diesen Dingen rechnet Gott. Es sind nicht nur die Weisen und Klugen, die solche Dinge zu beurteilen vermögen, sondern auch die Unmündigen. Die einzigen Fälle, die vor die Versammlung gebracht werden sollten, sind die, die jeder Gläubige zu beurteilen vermag. Es ist ein ziemlicher Fehler, gewohnheitsmäßig alles vor die Versammlung zu schleppen; aber wo sich Dinge von offensichtlich unmoralischem oder ketzerischem Charakter herausstellen, da verwirft jeder Gläubige das Gift, der eine so sehr wie der andere.
Es sind in der Regel nicht die Unmündigen, die Schwierigkeiten haben oder Schwierigkeiten machen. Wie oft bewirken kluge, intelligente Menschen das Unheil, während die Einfältigen das Übel solcher Dinge sofort spüren würden! Hier hingegen sind die Dinge, von denen die Rede ist, solche, die einige Gläubige empfinden könnten und andere nicht. Es mögen praktische oder lehrmäßige Fragen sein, wie die besondere Art und Weise, in der Kinder erzogen werden sollten, oder der Stil des Wohnens, der Möbel oder des Hauses. Da muss man sich damit begnügen, auf die heiligen Grundsätze Gottes hinzuweisen und darf nicht vorschnell annehmen, dass unser eigener Maßstab so ist, dass wir versuchen sollten, jeden anderen dazu zu bringen, seine Kinder oder sein Haus danach auszurichten. Gott ist eifersüchtig, dass die Bildung seiner Gläubigen seine Sache ist. Ein gutes Beispiel ist wertvoll, und wir können nicht vorsichtig genug sein, was die Wege betrifft, die wir zulassen. Aber nachdem das gesagt ist, ist es Aufgabe der Kinder Gottes, sich selbst gewissenhaft durch sein Wort zu prüfen. In solchen Dingen müssen wir geduldig sein und auf das Wirken Gottes durch seine eigene Wahrheit in den Gläubigen warten.