Behandelter Abschnitt Eph 6,14-15
Auch hier wird der Charakter der Zeit, in der der Kampf ausgetragen wird, als der böse Tag bezeichnet. Böse ist in der Tat die gesamte Zeit, seit Christus gekreuzigt wurde und der Feind den Titel „Fürst dieser Welt“ angenommen hat. Daher wird in Kapitel 5 von uns erwartet, dass wir sorgfältig wandeln, nicht als Unweise, sondern als Weise, die die gelegene Zeit auskaufend, denn „die Tage sind böse“. Aber hier haben wir etwas Präziseres: Damit ihr an dem bösen Tag widerstehen könnt. Denn es gibt Gelegenheiten, wo die Macht des Bösen stärker drückt und die Gefahr für jemand, der unvorsichtig ist, groß ist. Es ist dann nachdrücklich „der böse Tag“; und es ist gut, wenn der Christ ihn vorausgesehen hat; denn es geht in einer solchen Zeit nicht darum, die Waffenrüstung zu ergreifen, sondern, nachdem er sie bereits ergriffen hat, „zu widerstehen“. Der „böse Tag“ sollte uns bereit und vollständig bewaffnet vorfinden, wenn wir wirksamen Widerstand leisten sollen. Doch das ist nicht genug. Denn wie oft ist der Sieg des Glaubens zu groß für den Glauben, der ihn errungen hat, und ein Gläubiger, der lange und immer wieder den Feind besiegt hat, kann kampfesmüde werden und auf einen scheinbar leichteren Weg abbiegen, um seine eigene Torheit und seine große Gefahr zu beweisen, auch wenn er am Ende durch die reine Barmherzigkeit Gottes erlöst wird! Es genügt also nicht, zu widerstehen, sondern alles auszurichten, alles Notwendige gründlich vollbracht zu haben, um „zu stehen“. Der Kampf – die Kämpfe – mögen scharf gewesen sein, der Sieg vollständig durch die Güte und Macht des Herrn; aber der Kampf ist nicht vorbei. Unsere Aufgabe ist es immer noch, zu stehen.
Steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit und an den Füßen beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens (6,14.15).
Hier finden wir die praktische Bewaffnung und Auseinandersetzung, die auf dem erhabenen Stand beruht, der im Neuen Testament überall offenbart wird, und womit der Brief endet, der ihn offenbart.
Die Wahrheit zu kennen und durch die Wahrheit befreit zu werden, ist eine Sache; unsere Lenden mit der Wahrheit umgürtet zu haben, ist eine andere. Es ist unser inniger Umgang mit der Wahrheit, so dass es keine Lässigkeit des Herzens oder des Willens gibt, sondern, im Gegenteil, die Zuneigung und das Urteilsvermögen auf Christus und die Dinge Christi ausgerichtet sind. So hängt der Gläubige mit voller Absicht des Herzens am Herrn; und da er sich selbst durch die Wahrheit erforscht und beurteilt, wird ihm durch die Offenbarung seines Geistes und seiner Gnade Kraft verliehen, die er jetzt mehr denn je genießt. Es ist die Macht der Wahrheit, uns zu bewahren, die wir in Gottes reicher Barmherzigkeit befreit und dankbar sind, unter einer Autorität zu stehen, die so umfassend und durchdringend und absolut ist, dass sie nichts, und sei es noch so innerlich, außerhalb des Bereichs von Gottes Willen und des Gehorsams des Gläubigen lässt. Dies zu ertragen und sich daran zu erfreuen, setzt jedoch voraus, dass das Herz in der Gnade befestigt ist; dann kann es die Wahrheit in ihrem ganzen durchdringenden Anspruch und ihrer Kontrolle willkommen heißen.
Danach folgt „der Brustharnisch der Gerechtigkeit“, der angelegt wird. Das ist etwas ganz anderes als die Gerechtigkeit Gottes, die uns in Christus zuteilgeworden sind. Letztere brauchen wir vor Gott; Erstere brauchen wir zum erfolgreichen Kampf mit unserem Widersacher, dem Teufel. Wie der Geist beim Umgürten unserer Lenden mit der Wahrheit zeigt, dass das erste Stück der Waffenrüstung die gründliche Anwendung des Wortes auf uns im Selbstgericht und damit in der moralischen Kraft ist, so ist die nächste Forderung, dass wir die praktische Gerechtigkeit als unseren Brustharnisch anziehen. Nichts stellt einen Gläubigen im Kampf leichter bloß als ein schlechtes Gewissen in seinen Wegen. Ich meine nicht ein nicht gereinigtes Gewissen, sondern ein Gewissen, in dem das Böse nach der Erkenntnis der Erlösung zugelassen wird und die Gemeinschaft unterbrochen ist.
Damit verbunden ist, „und an den Füßen beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens“ (V. 15). Das wiederum ist offensichtlich eine Sache der praktischen Kraft und des Genusses, die Wirkung, ein guten Gewissens zu behalten, wie Letzteres nur dann sein kann, wo alles von der Wahrheit aufrechterhalten und bewacht wird. Dann geht der Gläubige in Frieden weiter. So wie ein anderer Apostel sagt: „Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften“ (Jak 3,18). Wo Lauheit ist, wird das Gewissen schlecht; und das Ergebnis ist Ärger für uns selbst und anderen Ärger bereiten; wo die Wahrheit regiert, wird das Gewissen reingehalten und sind wir selbst glücklich und verbreiten wir Glück um uns her.