So wird von dem neuen Menschen gesprochen, um den Gegensatz zu dem hervorzuheben, was der Mensch sogar in seinem besten Zustand war. Adam konnte, als er aus der Hand Gottes kam, nicht mit den Begriffen des Segens beschrieben werden, die jetzt für jeden Gläubigen gelten. Es gibt keine Wiederherstellung des Zustands, in dem Adam war. Ein Bekehrter hat jetzt die Stellung des zweiten Menschen; und wie Er, der Herr, nicht fallen kann, so hat der Christ ein Leben, das niemals angetastet werden kann. Es ist genauso unmöglich für einen Christen, verlorenzugehen, wie für Christus, vom Platz zur Rechten Gottes entfernt zu werden; denn Er ist das Leben des Christen. Wenn du sagst, dass Menschen von der Gnade abfallen können, so ist nichts sicherer, als dass sie es können. Wenn du aber damit meinst, dass das Leben des Christen vergehen kann, widersprichst du ganz klar dem Wort Gottes. Es ist also eine Frage des Verstehens der Heiligen Schrift. Christus selbst ist das Leben des Christen: Kann Er fallen? Es ist also geradezu eine Verleugnung Christi selbst, dass ein Zweifel daran erlaubt sein soll. Alle diese Ermahnungen beruhen darauf, dass sie Christus kennengelernt hatten und die Wahrheit kannten, wie sie in dem Jesus ist. Sie standen bereits in lebendiger Beziehung zu Ihm, und von dieser Voraussetzung gehen alle christlichen Ermahnungen aus. Ist es überhaupt sinnvoll, über Früchte zu reden, bevor die Pflanze nicht gründlich Wurzeln geschlagen hat? Es wäre sinnlos, mit einem kleinen Kind über die Pflichten eines Mannes zu sprechen. Jemand muss ein erwachsener Mann sein, bevor man erwarten kann, dass er die Pflichten eines Mannes erfüllt. Und so ist es auch mit dem Christen, bevor man mit Recht auf den Pflichten eines Christen bestehen kann. Aber jetzt, wo die Wahrheit bekannt ist, wie sie in dem Jesus ist, hat der alte Mensch keinen Platz mehr. Einen Christen kennzeichnet praktische Frucht und praktischer Wandel, weil er bereits in Christus ist und die Wahrheit in Ihm kennt. Das sollte immer eine große Ermutigung für einen Christen sein. Sogar wenn Gott mich zum Selbstgericht ermahnt, setzt das immer meine vorherige Segnung als Besitzer des ewigen Lebens voraus. Auf diesem Grund spricht Gott uns sozusagen an: „Ist es möglich, dass ihr, nachdem ich so viel für euch getan habe, so gleichgültig gegenüber meinem Willen sein könnt?“ Es geht darum, die Quelle der Gnade zu kennen, damit wir mit Ihm weitergehen und seinen Willen tun können.
Nun werden ihnen einige der Ergebnisse deutlich gemacht.
Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander (4,25).
Da sie die Wahrheit in dem Jesus gelernt hatten, war die Schande des Falschen umso deutlicher. Was ist der Grund, der hier genannt wird? Wir sind zu sehr geneigt, das Falsche eher aus der menschlichen Sicht der Ehre zu beurteilen. Manch einer würde es aus moralischen Gründen nicht tun; oder er wäre zu stolz, eine Lüge zu erzählen; und wer eine gewisse Gottesfurcht empfindet, würde es nicht tun, weil es eine praktische Verleugnung Gottes wäre. Man würde durch sein Verhalten vermitteln, dass Gott nicht hört. Ob man also lediglich einen Menschen in seinem natürlichen Stolz betrachtet, oder einen gottesfürchtigen Menschen, wie einen Juden, sieht man den Grund, aus dem viele handeln würden. Aber das ist nicht genug für einen Christen. Es ist von großer Bedeutung für uns, dass wir nicht nur gut und rechtschaffen wandeln, sondern dass auch das Motiv, der Charakter und das Ausmaß gottgemäß sind. Diese Ermahnung ist nicht nur nötig, sondern damit steht auch in Zusammenhang, woran wir in unserem Umgang miteinander selten denken: Wir werden hier ermahnt, dass jeder mit seinem Nächsten die Wahrheit redet, „denn wir sind Glieder voneinander“ (V. 25). Es geht dabei nur um Christen, denn andere sind offensichtlich keine Glieder. Er will die allgemeinste Pflicht, die wir in Gefahr sind, auf eine niedrigere Basis zu stellen, mit Christus verbinden. Die Begründung, die er dafür nennt, ist: Es ist für einen Christen ebenso absurd wie unpassend, einem Bruder nicht die schlichte einfache Wahrheit zu sagen, wie für einen Menschen, sich selbst zu betrügen. Mein Bruder ist ein Teil von mir selbst. „Wir sind Glieder voneinander“. Ist uns das bewusst? Wenn das der Fall ist, was sind dann die Auswirkungen? Eine wäre sicherlich völlige Klarheit im Umgang mit dem, was falsch ist; eine andere wäre ein echter, herzlicher Wunsch, die, die sich verirrt haben, zurechtzubringen. Es ist offensichtlich, dass wir uns selbst nicht verletzen wollen. Und wenn ich einen anderen als einen Teil von mir betrachte, sollte ich mich ihm gegenüber entsprechend verhalten. In gleicher Weise sollten wir auch das, was gegen Gott ist, in einem anderen nicht unbeachtet lassen. Und wie man, wenn man erweckt wird, seine eigene Sünde sieht, damit zu Gott zu geht und seine Beziehung zu Ihm in Ordnung bringt, so sollte es auch im Umgang mit einem anderen geschehen. Das tiefere Erkennen dieser Wahrheit würde ein stärkeres Verlangen nach dem Wohlergehen unserer Mitchristen bewirken. Wenn es allerdings in Übereinstimmung mit Gottes Herrlichkeit sein soll, sollten wir nicht nur beurteilen, was falsch ist, sondern danach trachten, das anzuerkennen, was richtig und gottgemäß ist. Wir sind geneigt, dort, wo Personen zum Beispiel aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden, nur daran zu denken, das Böse loszuwerden; aber haben wir auch ein Empfinden dafür, dass ein anderer in die Gegenwart Gottes kommen sollte und anerkannt wird? Bleibt nicht sogar dort, wo es schwierig ist, so mit jemandem umzugehen, von dem wir geglaubt haben, dass er ein Glied des Leibes Christi ist, das Ziel aller Zucht, das Böse zu beseitigen, damit das, was von Christus ist, hervortreten kann?