Behandelter Abschnitt Eph 4,23-24
Nun aber beginnt der positive Teil. Da war zuerst das Ablegen des alten Menschen, das moralische Gericht über ihn, gegründet auf das Gericht Gottes am Kreuz Christi, wo die Frage endgültig geregelt wurde. Dann kommt die Erneuerung der Gesinnung, die wir nicht haben können, wenn es nicht das Gericht über den alten Menschen gibt. Die Erneuerung wird als ein gegenwärtiger Prozess beschrieben, der allmählich abläuft, während der Geist der Gesinnung von Christus durchdrungen wird. Das Ablegen und Anziehen werden nicht als gegenwärtig angesehen, sondern als die Handlung an sich, die ein für alle Mal geschieht: aber erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit (4,23.24).
Sie hatten natürlich den neuen Menschen; aber hier geht es um das Anziehen des neuen Menschen in der Praxis, um die äußere Offenbarung des neuen Menschen, der bereits in ihnen war. Es ist gut, sich vor Augen zu halten, dass dies „in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ geschieht. Auch hier ist es die Wahrheit, die das hervorbringt. Das ist die völlige und wahre Bedeutung des Ausdrucks.
Gerechtigkeit und Heiligkeit unterscheiden sich in dieser Hinsicht. Gerechtigkeit ist die eigentliche Wahrnehmung und natürlich die Erfüllung unserer gegenseitigen Pflichten als Menschen Gottes. Heiligkeit ist vielmehr das Zurückweisen dessen in Herz und Weg, was Ihm widerspricht, entsprechend der Natur Gottes. Heiligkeit ist also eine weitaus absolutere Sache als die Gerechtigkeit, die das aufgreift, was wir durch unsere Beziehung zu Gott und zu den Menschen zu erfüllen schuldig sind. Sie steht im Gegensatz zum ersten Menschen. Adam war als Geschöpf gut, aber er hatte keine rechte Vorstellung von Gott selbst oder davon, was das Böse in Gottes Augen ist. Er kannte damals die Sünde nicht, da es nichts Böses gab. Hätte man mit Adam im Garten Eden über die Begierde gesprochen, so hätte er, wie ich glaube, seine Unwissenheit über das, was sie bedeutet, zugeben müssen. Wenn Adam also das Gebot „Du sollst nicht begehren“ gegeben worden wäre, hätte er seine Bedeutung nicht verstanden, da er bis dahin keine Erfahrung mit der Sünde hatte. Wir haben Herzen, die das begehren, was wir nicht haben, aber Adam hatte das nicht. Er war nur das Beispiel der Güte des Geschöpfes in einem Menschen. Er war nicht nach Gott geschaffen in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Gott schuf den Menschen aufrecht; aber Aufrichtigkeit ist etwas anderes, als in Heiligkeit geschaffen zu sein. Er wurde aufrecht und unschuldig geschaffen; aber der neue Mensch ist viel mehr, er weiß durch die Lehre des Geistes recht wohl, was böse und was gut ist. Adam lernte erst durch den Sündenfall, was gut und böse ist, nicht vorher; da wurde er sich eines Vorzugs bewusst, den er verlor und den er nicht mehr hatte, und des Bösen, in das er gefallen war und das Gott hasste und richten musste. Wenn also ein Mensch zur Wahrheit gebracht wird, wie sie in dem Jesus ist, kannte er vorher Gut und Böse mit einem schlechten Gewissen, jetzt aber kennt er es mit einem geläuterten und guten Gewissen. Es gibt nichts, was ein Gewissen so reinigen kann wie das Opfer Jesu. Angenommen, jemand von uns wäre in der Lage, bis zum Ende seiner Tage ohne Ungerechtigkeit zu leben, würde das unser Gewissen gut machen? Nicht im Geringsten. Er hätte immer ein schlechtes Gewissen wegen des Bewusstseins vergangener, nicht getilgter, nicht vergebener Sünde. Kein menschlicher Prozess, nein, auch nicht das Verleihen einer neuen Natur, kann das Böse, das wir getan haben, ungültig machen. Das Opfer Christi hat es vollkommen getan. Mein Böses ist dort gottgemäß gerichtet worden. Das Böse des alten Menschen ist in seinem Tod vor Gott beseitigt. Christus ist aus den Toten auferstanden und gibt mir sein Leben, das der neue Mensch ist. Christus in der Auferstehung ist die eigentliche Quelle des neuen Menschen in mir. Weil das so ist, müssen wir uns mit dem alten Menschen näher beschäftigen. Für den Glauben ist er weggetan. Jesus hat mit gezeigt, dass diese Frage in seinem Kreuz verurteilt und beseitigt wurde. Auch ich muss ihn verurteilen und darf auf keinen Fall meinen alten Stolz und meine Eitelkeit und meine Torheit zulassen. Ich habe das alles noch in mir, aber ich muss ihn als gestorben behandeln, sonst werde ich den Herrn betrüben und wird Er mich züchtigen. Jeder von uns muss sich ernstlich vor der früheren Gesinnung hüten. Trotzdem kann es leicht geschehen, dass ein Mensch zu einem Übel verführt wird, in das er nie zuvor gefallen ist, weil er meint, es sei unmöglich, in dieser Sache zu fallen. Nichts macht jemand so anfällig dafür wie die Vorstellung, man könne sich nicht in dieser Weise abwenden. Selbstvertrauen zerstört die Abhängigkeit von Gott und hat oft für einen Christen zum Ruin geführt, soweit es um die Ehre Gottes geht.