Behandelter Abschnitt Eph 4,12-13
In Korinth waren sie Kinder am Verstand (1Kor 14,20), weil sie so sehr von Wundern und der Darstellung äußerer Gaben eingenommen waren. Sie hörten sich auch gern reden; und der Apostel zeigt, dass es viel höher und besser war, auch nur ein paar Worte zur Auferbauung der Versammlung zu sagen, als alle Zeichen und Wunder, die sie vollbrachten. Er konnte mehr Wunder tun als sie alle, und doch sagt er, er würde lieber fünf Worte mit seinem Verstand reden, „um auch andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in einer Sprache“ (1Kor 14,19). Wenn also die Versammlung der Wunderkräfte, die dem Ungläubigen ins Auge fallen, beraubt wird, so bleibt das übrig, was noch wichtiger ist, außer den grundlegenden Gaben, die keiner Fortsetzung bedurften.
Das Fundament wurde so vollkommen gelegt, dass Apostel und Propheten nicht mehr benötigt werden. Dies wird hier angedeutet. Der Geist Gottes bereitet die Gläubigen nicht auf den langen Fortbestand der Dinge in dieser Welt vor: zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus (4,12.13).
Die Gläubigen in jenen Tagen wussten es nicht anders, als dass das ganze Werk der Versammlung in eben dieser Generation vollendet werden würde: Hier wird kein solcher Gedanke einer Nachfolge gelehrt, obwohl wir jetzt sehen können, dass er angedeutet wurde. Der Dienst ist die Ausübung einer geistlichen Gabe; und diese Gaben hängen davon ab, dass Christus immer das Haupt der Versammlung bleibt und niemals sein Amt beendet, wie es ein Hohepriester tat, dessen Amt durch den Tod auf einen Nachfolger übergehen würde. Aber Christus ist nach der Auferstehung im Himmel, und diese Apostel sind das, was Er gab, als Er zur Höhe hinauffuhr. Wir stehen jetzt so weit auf demselben Boden wie sie am Pfingsttag. Christus hatte damals die Welt verlassen, und von dort aus gab Er diese hier beschriebenen Gaben. Der Heilige Geist wohnt in der Versammlung, und durch den Heiligen Geist bevollmächtigt Er Menschen auf der Erde für all das, was die Versammlung braucht. Wir haben Evangelisten, die wichtigen Boten, die der Herr benutzt, um sein geistliches Heer zu rekrutieren.
Dann haben wir Hirten und Lehrer, die der Herr erweckt und gibt, um die Heiligen Gottes, die dazukommen, weiterzuführen und zu leiten und ihnen Wegweisung zu geben. Alle diese Gaben bleiben immer bestehen. Ich spreche nicht vom Maß der Kraft, denn die Dinge sind in der Tat schwach; aber insofern sie von Christus droben und dem Heiligen Geist unten abhängen, und da Christus niemals aufhören kann, dort Haupt zu sein, und der Heilige Geist die Versammlung hier nicht verlässt, bleiben diese Gaben notwendigerweise auch bestehen. Deshalb wird hinzugefügt: „bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens“ (V. 13). Es gibt keine Rechtfertigung aus dem Wort Gottes für das Fortbestehen von Wundern, aber die Einheit ist ein Bestandteil des Fortbestehens dieser Gaben zur Erbauung der Gläubigen.
Unser Herr gab also diese Gaben, „bis wir alle hingelangen“. Es heißt nicht, dass Er sie geben wird, denn die frühe Versammlung verharrte in der Haltung, die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus zu erwarten. Paulus und die anderen Apostel wiesen die Gläubigen an, immer nach Christus Ausschau zu halten. Es gab keine Andeutung, dass Christus kommen müsste, aber sie sollten Ihn ständig erwarten. Daher gibt es im Zusammenhang mit dem Dienst nicht so etwas wie eine Vorbereitung auf eine lange Zeitspanne. Aber Christus ist zur Rechten Gottes und gibt das, was nötig ist. „Er hat die einen gegeben ..., bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens“ (V. 11.13). Wenn Christus in der Generation der Apostel gekommen wäre, wäre dies wahr gewesen. Christus ist noch nicht gekommen; aber es bleibt wahr, „bis wir alle hingelangen“. Mit den bereits erwähnten Ausnahmen sind wir also berechtigt, ein Fortbestehen des Dienstes zu erwarten, der denselben Charakter hat und aus derselben Quelle fließt, wie es die Versammlung zur Zeit der Apostel hatte. Was auch immer notwendig ist, um Menschen zu sammeln und sich um sie zu kümmern, wenn sie gesammelt sind, bleibt bestehen, bis Christus kommt und alles vollendet.
Was für eine wohltuende Sache ist es, zu wissen, dass wir von Gott jenen Dienst annehmen können, der in der Hand des Menschen so stolz oder unterwürfig oder beides gewesen ist – dass wir ihn von Ihm suchen und als von Gott gegeben erkennen können – dass wir nicht zu der Vorstellung getrieben werden, dass wir jetzt nur einen menschlichen Dienst haben statt eines göttlichen, wie früher, sondern dass wir die Gewissheit haben, dass diese Gaben von Christus kommen, der in seinem Wort und Werk nicht versagen kann! Aber wie sollen wir eine Gabe, einen Evangelisten, einen Hirten, einen Lehrer erkennen? Ich frage: Woran erkennt man einen Christen? Jeder Christ, der sich mit Christen auskennt, hat eine allgemeine Vorstellung davon. Ich behaupte nicht, dass es eine unfehlbare Unterscheidung im Blick darauf gibt. Obwohl jedoch niemand unfehlbar urteilen kann und wir notwendigerweise für unser Maß von Gottes gegenwärtiger Hilfe abhängig sind, so wissen wir doch als allgemeine Regel, dass es etwas in einem Christen gibt, das sich seinen Brüdern im Allgemeinen empfiehlt. Es gibt etwas in seinem Bekenntnis zu Christus, das mehr oder weniger mit dem Wort Gottes harmoniert. Der Geist, der Ton, das allgemeine Leben und die Lebensweise können, nachdem sie ein wenig an die Prüfungen des Weges gewöhnt worden sind, die Überzeugung entweder stärken oder schwächen. Genauso verhält es sich mit der Beurteilung des Dienstes. Und wir sind verpflichtet, alle Dinge zu prüfen. Ein Mensch wird von Gott gebraucht, um auf andere kraftvoll und segensreich einzuwirken; um sie zu sammeln und zu Christus zu bringen. Das ist eindeutig ein Evangelist. Auf der anderen Seite wirst du jemanden sehen, dessen Herz nicht so sehr darauf ausgerichtet ist, Menschen das Evangelium zu bringen, der aber Freude daran hat und es liebt, andere an der Wahrheit Gottes teilhaben zu lassen und den Charakter Gottes zu beschreiben. Ist er nicht ein Lehrer? Andere mögen die Wahrheit Gottes auch kennen, aber sie können sie nicht so vorstellen, dass sie so auf andere wirken. Wenn aber eine dritte Person versucht, praktisch mit den Gläubigen umzugehen, und dennoch gewohnheitsmäßig schwere Fehler macht, kann ich dann sagen: Da ist ein Hirte?
Wenn es Schwierigkeiten gibt, ist er am Ende seiner Kräfte und weiß nicht, was er tun oder raten soll. Er mag die Bibel erklären können, aber wenn es darum geht, sie auf das praktische Leben der Christen anzuwenden, gibt es viele Fehler. Wiederum setzt ein Hirte nicht nur die Kenntnis der Wahrheit voraus, sondern auch die Kraft, sie Tag für Tag Einzelnen vorzustellen: Es beinhaltet einen Umgang mit dem Gewissen und der Zuneigung in einer Weise, die ein Lehrer nicht unbedingt voraussetzt. Jemand kann ein Lehrer sein, ohne ein Hirte zu sein (und umgekehrt), oder er kann beides sein. Ein Apostel konnte ein Lehrer sein und auch ein Evangelist und Hirte. Du wirst eine bestimmte Gabe bei einem Menschen finden und eine ganz andere bei einem anderen.
Wiederum mag es einen Menschen geben, der die Wahrheit nicht kraftvoll vorstellen kann, aber er kann ermahnen; er wirkt auf das Gewissen ein. Das ist eine unschätzbare Gabe, auf die hier nicht hingewiesen wird; aber wir finden sie in Römer 12. Hier sind die auffälligeren Gaben in ihrer richtigen Reihenfolge und Funktion, damit die Gläubigen davon profitieren. Aber während ich glaube, dass der innewohnende Geist Gottes die einzige Kraft ist, mit dem Maß an Gewissheit, das Gott gefällt, zu erkennen, ob eine Person ein Christ ist oder nicht, und ob sie eine Gabe hat oder nicht, hängt der Grad der Unterscheidung natürlich davon ab, dass wir das Fleisch mit seinem Wirken im Tod halten. Es verlangt ein geistliches Verständnis, und das setzt Selbstgericht voraus. Die ganze Versammlung ist dafür verantwortlich, zu urteilen. Ein Evangelist kann einen Fehler machen und meinen, dass eine Person wirklich bekehrt ist, und er könnte sie taufen. Aber es könnte geschehen, dass die Versammlung ihn ablehnt. Angenommen, eine Person, die den Namen Christi bekennt und getauft ist, sucht die Gemeinschaft, dann ist die Versammlung Gottes an diesem Ort verpflichtet, sie zu prüfen. Niemand hat ein Recht zu kommen: Wer hat nun Rechte außer Gott? Wir sollen unter dem Gehorsam stehen, anstatt über Rechte zu reden. Die Versammlung prüft dann, und wenn es eine allgemeine Gemeinschaft oder ein solches Maß an Zufriedenheit gibt, das sie dazu bringt zu sagen: „Wir glauben, dass diese Person Christus angenommen hat“, dann sollten wir nicht berechtigt sein, sein Bekenntnis, ein Glied Christi zu sein, abzulehnen; die Person wird dann in die Versammlung aufgenommen, und dann kommt die Prüfung – die Abhängigkeit von Gott, nachdem man aufgenommen wurde. Christus ist absolut notwendig für einen rechten Wandel. Sogar die, die aus Gott geboren sind, werden nicht bewahrt werden, wenn sie nicht in echter Demut und im Aufblick zu Gott ihr Leben führen.
Der Geist Gottes wirkt in der Versammlung. Jemand zeigt die Fähigkeit zu predigen, ein anderer zu lehren; einige, dem Herrn im Privaten zu dienen, und andere in der Öffentlichkeit. Was ist die Kraft, diese zu beurteilen? Derselbe Geist Gottes. Und schließlich ist es eine einfachere Frage, als viele sich vorstellen. Wie ein Mensch die Nahrung kennt, die ihm guttut, ob er ein Säugling oder ein Erwachsener ist: So bestimmt wissen auch die Gläubigen, was zu ihrem geistlichen Segen ist. Wenn Personen in einem schlechten und fleischlichen Zustand sind, werden sie offensichtlich ungute Dinge in sich aufnehmen; aber du wirst in der Hauptsache ein rechtes und gesundes Urteil vom reifsten geistlichen Urteil bis hin zum bloßen Säugling finden. Wenn auch nicht alle in der Lage sind, das Richtige zu erkennen, so sind doch alle, die in irgendeinem Maß von Gott geleitet werden, in der Lage, den Wert eines Dienstes zu erkennen.
Was nun Irrlehre betrifft: Wie kann die Versammlung über falsche Lehren urteilen? Christus ist der Maßstab. Was immer in der Heiligen Schrift Christus auferbaut, ist wahr; was immer Christus herabsetzt, ist falsch und vom Teufel. Christus ist die Kraft und die Weisheit Gottes. Aber Gott wirkt durch Mittel, und wenn es einen falschen Lehrer gibt, der etwas Böses bringt, dann gibt es echte Lehrer, die fähig sind, es zu erkennen; und wenn er auch versuchen mag, es in gefällige Formen zu verpacken, so wirkt doch der Heilige Geist, der in der Versammlung wohnt, gegen Satan. Dadurch werden verschiedene Glieder offenbar und macht der Geist den wahren Charakter einer bösen Sache vor der Versammlung Gottes offenbar, und alle, die mit Gott wandeln, sind fähig, ein göttliches Urteil darüber auszusprechen, wenn sie einmal entlarvt ist. Wenn wir eine Eisenbahn bauen müssten, wüssten wir nicht, wie wir das Werk beginnen sollten; aber wenn die Eisenbahn gebaut ist, können wir ihren Nutzen und Wert sehr gut erkennen und können für die Praxis gut genug beurteilen, ob sie gut ist oder nicht. So ist es auch mit der Versammlung Gottes. Wenn auch nicht alle gleichermaßen erkennen und aufdecken können, was böse ist, so gibt Gott doch einige, die es können, und danach bilden sich alle bereitwillig ein Urteil darüber. Diese Gaben sind für die Versammlung als Ganzes unentbehrlich, obwohl ich nicht sage, dass es, wo immer es eine Versammlung Gottes gibt, für ihren gemeinsamen Weg absolut notwendig ist, dass es solche oder solche Personen in ihrer Mitte gibt. Aber wir können Gott für diese Vorsorge für die Bedürfnisse seiner Versammlung danken, solange Er hier auf der Erde eine Versammlung hat. Die Existenz der Versammlung und des Dienstes ruht auf derselben Grundlage; beide kommen aus der Liebe Christi hervor, und solange wir das eine haben, werden wir das andere haben; es ist dieselbe Liebe Christi, die über seinen Leib wacht und bestimmte Glieder mit der erforderlichen geistlichen Kraft für das Wohlergehen dieses Leibes ausstattet. Alle Männer Gottes, egal wo sie sind, erkennen an, dass Gott mit der Gabe zu tun haben muss, und deshalb leugnet der Dissident, wenn er seine Stimme in die Wahlurne legt, nicht, dass der Heilige Geist einen Mann befähigen muss, ein Diener zu sein. Wenn er vorher ein Diener war, ist er natürlich auch danach ein Diener; aber sie sagen, wir wollen ihn zu unserem Diener machen. Wäre es nicht besser, diese unbiblische Form fallen zu lassen und ihn immer als einen Diener Christi zu besitzen? Auf diese Weise lässt du ihn auf seiner eigenen eigentlichen Grundlage als jemanden, der verpflichtet ist, Gott um jeden Preis und auf jede Weise zu dienen.
Ich gebe zu, dass wir im Wort Gottes Aufseher und Diener finden (vgl. 1Tim 3); aber sie werden hier nicht erwähnt. Es wird nicht gesagt, dass Er einige als Aufseher und Diener gegeben hat. Aber ich behaupte aus der Schrift, dass diese Aufseher und Diener eine apostolische oder quasi-apostolische Einsetzung erforderten. Steht es uns jetzt nicht zu, zu sagen, dass wir, da wir keine Apostel sind, nicht vorgeben, ihre Funktionen bei der Ordination auszuüben, obwohl wir von Herzen Männer anerkennen, die die erforderlichen Eignungen für diese örtlichen Ämter besitzen, wo immer wir sie finden?
Aber das vorherrschende System beansprucht nicht nur eine Autorität, die es nicht wirklich besitzt, sondern es führt die äußerste Unordnung und die schuldigste Verwirrung ein, wenn wir es nach der Schrift oder sogar nach seinen praktischen Ergebnissen beurteilen; und dies auch in jeder menschlichen Vereinigung – ob episkopal, presbyterianisch oder kongregationalistisch. Denn was kann für das Lob, den Segen oder die Herrlichkeit des Herrn verhängnisvoller sein, als zu sehen, wie ein eifriger Evangelist an einen begrenzten Bereich gebunden ist und vergeblich versucht, die Bedürfnisse einer Versammlung von Christen zu befriedigen, die es nötig haben, in Christus erbaut zu werden? Oder zu wissen, dass ein reifer Lehrer, der sich gerade anschließt, gezwungen ist, seine eigentliche Gabe aufzugeben, weil seine Versammlung fast ausschließlich aus Unbekehrten besteht? Was kann schmerzlicher ausgedacht werden, um den Geist Gottes zu behindern, als dieses Netz von Vorschriften, kirchlichen Umgangsformen und so weiter, das den Dienst zur Knechtschaft des Menschen degradiert und über die Menschen verfügt, als wären sie die Leibeigenen des Bodens, auf dem sie leben?
Auf der anderen Seite gibt es da, wo man die Schrift ernstnimmt und das Gewissen vor Gott steht, Raum für den Heiligen Geist, zu wirken, durch wen Er will, wie schwach die Dinge auch sein mögen. Der Feind hat zweifellos seine besonderen Listen, um die, die dort sind, abzulenken und, wenn möglich, zu verderben; sie brauchen nicht mehr als Wachsamkeit und Gebet, um nicht zu sagen Demütigung. Aber Gott sei Dank ist es der Bereich des Glaubens, der das Wort Gottes ehrt; er gibt dem Geist seinen angemessenen Platz; und sie erkennt die Herrschaft Christi an, indem sie jedes Glied des Leibes dort aufnimmt, wo das Haupt es hingestellt hat; und deshalb frage ich, wenn Menschen dafür einstehen, dass es eine Ordnung geben muss, von welcher Art soll sie sein? Ist es eine Ordnung, die wir uns ausgedacht haben oder die Ordnung Gottes, die sie wirklich wünschen? Wenn wir der Schrift unterworfen sind, werden wir keinen noch so fadenscheinigen Anspruch zulassen, der die einzige Ordnung aufhebt, die Gott für seine Kinder jetzt auf der Erde vorsieht, das heißt für seine Versammlung, die vom Heiligen Geist geleitet wird und in deren Mitte Er anwesend ist, um die Herrlichkeit Christi aufrechtzuhalten und souverän zu wirken, durch wen Er will, wenn auch natürlich nur zur Erbauung und mit der Anmut, die der Gegenwart Gottes entspricht. Störungen kann es durch Mangel an geistlicher Einsicht geben, und zwar sowohl bei begabten als auch bei unbegabten Menschen. Aber gewiss ist die Schrift eine sicherere und mächtigere Regel, um alle Störungen zu korrigieren, als die weisesten Vorschriften von Menschen, obwohl nichts außer der gegenwärtigen Abhängigkeit vom Heiligen Geist helfen wird.
Der Apostel Paulus jedoch, während er fleischliche Missbräuchen bekämpft, setzt den uneingeschränkten Gebrauch jeder Gabe des Herrn innerhalb der christlichen Versammlung voraus, die nur seinen eigenen ausdrücklichen Einschränkungen unterliegt (vgl. 1Kor 14). Wenn dies damals Gottes Ordnung war, wann sollte sie aufgehört haben? Oder hat die Versammlung Gottes keine göttlichen Orientierungspunkte mehr für ihre öffentlichen Gottesdienste? Ich kann die nicht beneiden, die Gottes System für ein von ihnen angenommenes oder erfundenes System aufgeben und trotzdem keine Bedenken haben, hier und da Fetzen wie die Verse 33 und 40 zu zitieren, um menschliche Anordnungen zu unterstützen, die sowohl dem Buchstaben als auch dem Geist des inspirierten Wortes, dem sie so unvermittelt entnommen sind, direkt entgegenstehen. Was Gott für die Anbetung und den Gottesdienst der Versammlung festgelegt hat, ist und sollte für das Gewissen ebenso verpflichtend sein wie das, was Er für unseren persönlichen Lebenswandel und unserem Umgang miteinander geschrieben hat. In gewissem Sinn scheint es mir in der Tat so zu sein, dass öffentlicher gemeinschaftlicher Ungehorsam Gott noch mehr kränkt als das Versagen eines Einzelnen, so schwerwiegend dies auch sein mag.
Und was ist der gegenwärtige Zustand der Christenheit? Das Volk Gottes hat sich mit der Welt vermischt und ist vom Wort Gottes abgewichen. Ich spreche nicht von ihnen als Menschen oder von moralischen Pflichten; aber dem Geist Gottes wird nicht der Ihm gebührende Platz in der Versammlung eingeräumt, nicht einmal ihren einzelnen Gliedern. Seine Kraft wird nicht als eine göttliche Person anerkannt, die herabgekommen ist, nicht nur um Sünder zu bekehren, sondern um die christliche Versammlung zu leiten. Wie steht es überall mit den Zusammenkünften der Versammlung (nein, trifft sie sich überhaupt als solche?) und mit der Ausübung der Gaben Christi in der Versammlung Gottes, getrennt von der Welt? Wenn Christen gewöhnlich zusammenkommen, wird da nicht eine unbiblische Methode angewandt, das eine hier und das andere dort, anstatt die Versammlung Gottes in heiliger Unterwerfung unter den Heiligen Geist zu belassen und Ihm zu vertrauen, dass Er frei und völlig und mächtig durch die Glieder wirkt, wie Er will, zum Wohl des Ganzen? Ist nicht das offenbarte Wort Gottes bezüglich seiner Versammlung, wie jede andere Wahrheit, für das Verhalten der Versammlung hier auf der Erde unbegrenzt? Ich behaupte, dass es das ist; und ich glaube, dass die, die seine beständige Autorität und ihre eigene gegenwärtige Verantwortung anzweifeln, vor dem Richterstuhl Christi eine ernste Frage zu beantworten haben werden; während solche, die zu dem Willen Gottes in seinem Wort stehen, jetzt sicher seinen Segen und seine Anerkennung an jenem großen Tag haben werden.
Aber sich von dem zu trennen, was offensichtlich böse ist, ist nicht alles. Die Trennung von unseren Beziehungen sollte uns ein Schmerz sein und sollte nie getan werden, außer wenn wir glauben, dass es der klare Wille Gottes ist. Und obwohl man die schwächsten Christen, die von anderswoher kommen, nicht abweisen sollte, so glaube ich doch nicht, dass eine Person schnell sein sollte, um das aufzunehmen, was für sie neu ist, es sei denn, sie glaubt, dass es sicher von Gott ist. Wenn sie nur wegen einiger glücklicher Umstände kommen, wird es nicht standhalten; wenn sie sagen: „Es gibt so viel Liebe, Wahrheit, Einheit, Einfachheit und so weiter unter diesen Christen, dass wir dorthin gehen müssen.“ Kommt aber mit der Zeit eine Prüfung, und dann sind sie bereit zu sagen: „Es gibt überhaupt keine Liebe unter ihnen – sie haben sich völlig verändert!“ Diese geistlichen Wirkungen mögen auf die Zuneigung einwirken und die Aufmerksamkeit gewinnen; aber sie sind keine ausreichende Grundlage für den Christen in Gegenwart des offenbarten Willens Gottes. Nein, angenommen, du kannst eine Gemeinschaft glücklicher Gläubiger versammeln, die alle derselben Meinung sind, was den Geist und die Versammlung und das Kommen des Herrn betrifft, abgesehen von der grundlegenden Wahrheit, so würde ich nicht dazu gehören, wenn das Festhalten an ihrer Meinung eine Bedingung wäre. Sie wünscht und ignoriert das göttliche Fundament. Möge ich nur an dem Namen des Herrn Jesus festhalten, dem einzigen und ausreichenden Sammelpunkt für die ganze Versammlung Gottes; und dies, wenn die, die sich zu Ihm versammeln, noch so wenige und schwach sind und was es auch kosten mag. Vielleicht gerät mein liebster Freund in die Irre oder ich selbst. Natürlich ist es schmerzhaft und demütigend für jemanden, von anderen beurteilt zu werden, weil man versäumt hat, sich selbst zu richten. Aber ich wage es nicht, wegzubleiben, weil ich weiß, dass das nicht dem Willen Gottes entspricht. Wir sind nicht frei, aus der Versammlung einen religiösen Verein zu machen, der uns passt. Es ist Gottes Wille, zu wählen und zu berufen, wie es ihm gefällt, zur Ehre seines Sohnes; es ist unser Wille, von Herzen zu gehorchen. In dem gegenwärtigen zerrütteten Zustand der Christenheit haben wir gelernt, dass Gottes Grundsätze immer das Gewissen binden, und wir sind zusammengekommen, um dort zu sein, wo sein Wort frei ist, um durch den Heiligen Geist ausgeführt zu werden. Wenn jemand unter uns in Sünde fällt, schreien unsere Gegner: Seht, sie sind nicht vollkommener als ihre Nachbarn. Aber wer hat je von persönlicher Überlegenheit gesprochen? Wir maßen uns nichts an, wir wünschen nur, von Gott geführt zu werden, um persönlich und gemeinschaftlich so zu wandeln, wie Er es von uns erwartet.
Bist du bereit, wie das Volk zu sein, das sich um David in der Höhle Adullam versammelte? Obwohl sie verzweifelt und unglücklich waren, als sie kamen, blieben sie nicht so. Wer sie zu sich zog, war der Mittelpunkt des Ratschlusses Gottes, und Gott wirkte in ihnen und formte ihre Herzen und legte Ehre auf sie, und der Tag kam, an dem diese Verachteten zu Helden und Vorkämpfern der Sache des Herrn wurden, als alles in Israel zerbrach. Möge es unser Los sein, Ihm treu zu dienen! Ich glaube, dass wir als Versammlung da sind, wo wir sein sollten – wo der Geist frei ist, jene Wahrheit aufzuschließen und aufrechtzuhalten und anzuwenden, die dazu führt, uns im Herzen und in der Praxis zu Gott und seinen Zielen hin von der Welt zu trennen. Es ist unsere eigene Schuld, wenn wir nicht weiterkommen. Wenn alles, was uns einst hinderte (als es mit der systematischen Entehrung des Heiligen Geistes verbunden war), beseitigt ist, sollten wir unser persönliches Versagen tief empfinden! Unser Grundsatz ist nicht mehr ein menschlicher, sondern ein göttlicher, weil es um nicht mehr und nicht weniger geht, als das Wort Gottes für seine Versammlung im Glauben auszuleben, und zwar so, wie Er uns Licht und Kraft schenkt. Wenn andere uns zeigen könnten, wie wir seinen Willen noch besser tun könnten, sollten wir ihnen dann nicht sehr dankbar sein und Gott für die Hilfe danken? Mögen wir die Wahrheit festhalten in der Unterwerfung unter seinen Geist, das Wohl aller Gläubigen begehren, sie dort sein lassen, wo sie sein mögen, und nicht darauf bedacht, sie herauszubringen oder in einem Augenblick früher, als Gott es ihnen gibt, seine Gedanken zu erkennen! Ich erkenne nicht an, dass irgendeine menschliche Gemeinschaft, groß oder klein, das geringste Recht auf ein einzelnes Kind Gottes hat. Es ist nur eine Frage seines Willens. Seinem Wort zu gehorchen, es anderen nahezubringen, ist weder anmaßend noch lieblos, sondern zeigt das Vertrauen auf Gott. Mögen wir darin mit Dankbarkeit überreich werden!
Obwohl wir uns bereits mit den bemerkenswerteren Formen befasst haben, in denen sich die Gnade Christi durch die Gaben gezeigt hat – Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer –, haben wir uns das Ziel noch nicht näher abgesehen, das unser Herr im Blick hatte, nämlich das allgemeine Ziel des Dienstes: „zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus“ (4,12).
Nun wirst du in der allerersten Äußerung des Geistes Gottes das bemerken, was einen der am weitesten verbreiteten Irrtümer der Christenheit in diesem Augenblick korrigiert – und nicht nur der Christenheit in ihren dunkleren Formen (denn ich spreche nicht so sehr von den Latinern oder Griechen), sondern dort, wo es das orthodoxe Licht des Protestantismus und sogar starke evangelikale Empfindungen gibt. Niemand, der den Zustand der Gefühle kennt, der jetzt so allgemein ist, wird daran zweifeln, dass sogar unter den Christen der herausragende Begriff des Dienstes das bloße Herbeirufen von Menschen zur Erkenntnis ihres eigenen Heils in Christus ist.
Aber das ist nicht der endgültige Plan des Herrn in Bezug auf den Dienst. Das Gewinnen von Sündern für den Heiland ist ein notwendiger Teil, aber nur ein Teil des Segens. Nicht allein Evangelisten, sondern auch die anderen, sind gegeben „zur Vollendung der Heiligen“, was viel weiter geht. Es ist klar, dass sie zuerst Heilige werden müssen; aber das, was der Heilige Geist als das eigentliche Ziel vor Augen hat, ist die Bildung der Heiligen Christus entsprechend, damit sie der Berufung und dem souveränen Willen des Herrn entsprechen. Sie sollen in angemessener und rechter Weise und in Freiheit gebildet werden, damit sie zu richtigem Handeln gegenüber Gott und untereinander finden. Dies scheint in dem Ausdruck „zur Vollendung der Heiligen“ enthalten zu sein. Dann haben wir eher die Mittel, wie dieses Ziel erreicht wird: „zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus“ (V. 12).
Für Gott ist es immer das Wichtigste, seine Heiligen einzeln zu betrachten – ihren richtigen Zustand vor Ihm, dass sie gänzlich geformt werden nach seinem Maßstab. Ihr Zusammenkommen und Wirken als Versammlung, so wichtig es auch ist, kommt danach. So taucht das Thema des Leibes, der Versammlung, erst am Ende von Kapitel 1 auf. Womit ist der erste Teil dieses Kapitels gefüllt? Mit dem, was für die Vollendung der Heiligen notwendig ist. Gott selbst offenbart seine Wahrheit genau in der gleichen Reihenfolge und zu dem gleichen wichtigen Zweck. Auch hier zeigt sich, dass die Gaben Christi genau dem Muster seines eigenen Handelns entsprechen. Die Vollendung der Heiligen ist das, was seinem Herzen am nächsten ist, und dann folgen die Mittel, die benutzt werden, um die gemeinsamen Vorrechte bekanntzumachen, und das Wirken des Geistes in der Versammlung, das mit seiner Herrlichkeit auf der Erde verbunden ist. Was auch immer also der Zustand der Versammlung sein mag, was auch immer die erhabenen Wege Gottes im Umgang mit der Versammlung sein mögen, was auch immer die Zuneigung Christi zu seinem Leib sein mag, nach allem macht Gott seine Heiligen zu seinem wichtigsten Anliegen, macht ihre Vollendung zum ersten und bedeutenden Thema. Daran hält Er immer fest. Was auch immer die wechselhaften Umstände des Werkes, was auch immer der Charakter seines Zeugnisses zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Erde sein mögen, die Vollendung der Heiligen ist das beständige Ziel vor Ihm.
Darin liegt etwas außerordentlich Erhabenes. Komme, was wolle, Gott wird die Vollendung seiner Heiligen bewirken und sogar die Dinge, die leidvoll und betrüblich sind, in ein Mittel zum Segen für sie verwandeln, wenn auch nicht immer zu ihrem Vorteil. Wo wir gedemütigt werden müssen, ist es offensichtlich, dass wir nicht demütig sind; wo wir in unseren eigenen Augen nicht niedrig sind, muss Gott selbst uns dazu führen. Der Prozess lässt keinen Raum dafür, dass wir selbst wichtig sind. Doch Gott behält sein eigenes erhabenes Ziel im Blick und versäumt es nie, es zu erreichen. So können wir Ihn immer für seine Güte anbeten; auch wenn sein Handeln eine Zeit lang erschütternd für uns ist, so versagt Gott doch nie; Er ist auf die Vollendung der Heiligen bedacht; Er ist treu und wird es tun. Er stellt dies seinen Heiligen als das praktische Ziel Christi vor Augen. Hier haben wir einen Dienst, der diese verschiedenen Formen annimmt, entsprechend seiner eigenen souveränen Anordnung.