Behandelter Abschnitt Eph 1,13-14
Wir haben also gesehen, dass der Apostel in Vers 12 vorstellt, dass die gläubigen Juden nun in alle Segnungen hineingebracht sind, von denen im vorherigen Teil gesprochen wurde. Dann wendet er sich an die Gläubigen aus den Heiden in Ephesus und sagt: in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung (1,13).
Es mag hier von Nutzen sein, auf eine weitere Entwicklung der Gegenwart und des Wirkens des Heiligen Geistes einzugehen. Die Menschen entfernten sich bald weit von der Wahrheit Gottes. Wir wissen, dass vor den drei letzten Jahrhunderten eine dicke Wolke der Finsternis über der Christenheit hing. Aber selbst seit dem Licht, das bei der Reformation aufleuchtete, haben die Christen darum gerungen, in ihrer eigenen Seele zu erkennen, dass sie aus Gott geboren und in Christus gerechtfertigt sind. Man gesteht voll und ganz die ungeheure Wichtigkeit ein, dass jemand sorgfältig gegründet werden sollte. Aber sollten Wiedergeburt und Rechtfertigung die Summe und Substanz der Forschungen, Bemühungen und Wünsche des Christen sein? Sind sie im Gegenteil mehr als die eigentliche Schwelle oder höchstens das Fundament, auf dem ein Christ zu bauen hat? Sieht Gott nicht vor, dass wir als Wiedergeborene Fortschritte in Christus machen sollten, anstatt uns mit der ständigen Suche nach Zeichen und Anzeichen dafür zu beschäftigen, dass wir wiedergeboren sind? Die Wiedergeburt ist das erste wesentliche Werk des Geistes Gottes, ohne das es kein Leben zu Gott hin gibt, keine Möglichkeit des Fortschritts in den Dingen Gottes. Sie ist das allgemeine Bedürfnis, die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass jemand zu jeder Zeit und in allen Haushaltungen Anteil am Segen Gottes hat.
Als nun Nikodemus zu unserem Herrn kam und von Ihm belehrt werden wollte, begann unser Herr sogleich damit. Der Rabbi erkannte, dass Jesus ein von Gott gekommener Lehrer war, von dem er belehrt werden wollte. Aber unser Herr unterbricht ihn auf eine besonders ernste Weise: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3). Nikodemus fragt erstaunt, wie so etwas sein könne? Unser Herr jedoch begegnet seiner nicht einsichtigen Frage mit einer erneuten Behauptung, nur in noch schärferen Worten: „Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5). Hier haben wir eindeutig die Erklärung, was es bedeutet, von neuem geboren zu werden. Jemand wird aus Wasser und Geist geboren. Nikodemus drückt immer noch sein Erstaunen darüber aus; dass ein Jude, ein moralischer, religiöser Jude, der kein Heide war, der das Gesetz hatte und von Gott besonders begünstigt zu sein schien, es nötig haben würde, von neuem geboren zu werden; dass er selbst, ein Lehrer in Israel in einem überragenden Sinn, so von etwas getroffen werden sollte, was für ihn wirklich eine Zurechtweisung war, die auf die Notwendigkeit einer lebenswichtigen Veränderung drängte, von der er so weit entfernt war, sie erkannt zu haben, dass er sie nicht einmal für notwendig hielt! Dies war in der Tat ein Schlag, der Nikodemus im ersten Moment hemmte. Unser Herr zeigt jedoch, dass er diese Dinge hätte wissen müssen (d. h. natürlich aus den Propheten). Merke dir das, denn es ist eine durchaus befriedigende Antwort an diejenigen, die die Wiedergeburt aus Wasser mit der Taufe verbinden wollen. Wer die Ansichten kennt, die hier gelehrt werden, kann nicht mit Recht denken, dass es irgendeine Abwertung dieser Einrichtung Christi gibt. Denn ich vertrete die Ansicht, dass niemand auf christlichem Boden stehen sollte, bevor er nicht mit Wasser getauft ist. Ich meine nicht, dass er nicht gläubig sein kann; aber wenn er sich nicht der Taufe im Namen des Herrn unterworfen hat, ist er offensichtlich noch auf jüdischem oder heidnischem Boden. Und unser Herr hat an anderer Stelle auf der Notwendigkeit bestanden, sowohl getauft zu werden als auch zu glauben (Mk 16,16).
Doch so wichtig die Taufe als das bestimmte Zeichen des Todes und der Auferstehung in Christus auch sein mag, so hat sich unser Herr doch nicht direkt auf das Ritual mit Nikodemus bezogen. Denn Er sagt nicht: „Du bist ein Jünger Christi“, sondern: „Du bist der Lehrer Israels und weißt dies nicht?“ (Joh 3,9). Das heißt, als Jude hätte er dies wissen müssen. Wie konnte er als Jude die christliche Taufe kennen? Für so jemanden war das etwas Neues; es gab sie damals noch nicht. Wie sollte er das kennen, was noch nicht bekannt war? Er hätte wissen müssen, was mit der Wiedergeburt aus Wasser und Geist gemeint war, und er hätte die absolute Notwendigkeit dessen empfinden müssen. Was war also gemeint? Dies: Dass jeder, ganz gleich wo, wann und wer, der das Reich Gottes sehen oder hineingehen würde, aus Wasser und Geist geboren sein muss, dass der Heilige Geist ihm ein neues Leben vermitteln muss. Und wie wird dieses Leben erzeugt? Durch einen Erlass? Nein. Durch einen christlichen Lebenswandel? Nein. Wodurch dann? Durch Gebet? Nein; sondern durch die Annahme des Wortes Gottes, das Christus offenbart. Darum steht geschrieben, dass wir wiedergeboren sind, „nicht ... aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes“ (1Pet 1,23). Mit dem Zeugnis des Petrus gibt es auch das des Jakobus: „Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien“ (Jak 1,18). Das Werkzeug, das Gott benutzt, um uns zu zeugen, ist „das Wort der Wahrheit“.
So wird das Wasser in diesem Abschnitt in Kapitel 3 eindeutig als ein Bild für das Wort Gottes verwendet, das durch den Geist angewendet wird. Die beiden sind so miteinander verbunden, dass man nicht annehmen sollte, es handle sich nur um eine Verordnung oder das Wort, sondern der Geist wendet Gottes Wort mit belebender Kraft auf den Menschen an. Deshalb heißt es, wenn vom Glauben die Rede ist: „Wie werden sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger?“ (Röm 10,14). Es ist notwendig, dass das Wort gepredigt wird. „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (vgl. auch 1Kor 4,15). Es ist egal, welche deutliche Schriftstelle man hinzuzieht, alle lehren dasselbe. Unser Herr besteht darauf, dass jeder, der in das Reich Gottes eingehen will, durch diese Tür eintreten muss. Was soll dann aus Abraham, Isaak und Jakob werden? Einige mögen sagen, dass die Beschneidung gleichwertig ist; aber glaube nicht einen Augenblick daran: Wenn das so wäre, was würde dann aus so vielen werden, die sowohl vor der Beschneidung als auch vor der Taufe stehen? Alle diese Erklärungen sind nur unbeholfene Vermutungen der Schrift. Selbst wenn es keinen wirklichen Unterschied zwischen Taufe und Beschneidung gäbe, bezieht sich unser Herr, wenn Er von der neuen Geburt spricht, auf beides. Er besteht nicht auf einem Ritual mit so großen Ausnahmen, sondern auf einer absoluten und allgemeinen geistlichen Notwendigkeit. Er spricht nicht von dem verhältnismäßig modernen Ritual der Taufe – das, obwohl es erst spät in die Welt kam, nicht immer bleiben wird. Denn es gibt keinen Grund, den ich kenne, anzunehmen, dass während des Friedensreiches das Taufen von Menschen mit Wasser weitergehen wird. Es handelt sich um ein Ritual, das zumindest für die Zeit zwischen den beiden Kommen eigentümlich ist – die Taufe auf den Tod Christi.
Aber Kapitel 3 spricht von dem, was jeder Mensch ohne Einschränkung oder Ausnahme erleben muss, wenn er das Reich Gottes sehen und hineingehen will – was für den Schächer am Kreuz ebenso galt wie für Saulus von Tarsus. Alle Kinder Gottes, ob in der Vergangenheit, der Gegenwart oder in Zukunft, sind wiedergeboren; allen wird dieses neue Leben gegeben. Es gibt die Mitteilung des göttlichen Lebens an sie. Aber was die betrifft, die das Wort hören, ist es eindeutig durch den Heiligen Geist, der das Wort als ein Mittel des Lebens benutzt. Es ist ausdrücklich die Darstellung Christi. In Kapitel 4 kommen wir zu einem weiteren Wirken des Heiligen Geistes: „Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben“ (V. 10). Das lebendige Wasser ist ganz klar ein Bild des Heiligen Geistes, den Christus gibt. Hier geht es nicht um die belebende Wirkung des Geistes, die zu allen Zeiten und unter allen Umständen unabdingbar ist, wenn irgendein Mensch zu Gott gehören sollen, sondern es ist ein besonderes Vorrecht, das Christus persönlich schenkt. Und du wirst in der folgenden Rede unseres Herrn, die mit dem zusammenhängt, was Er zu der Frau aus Samaria gesagt hatte, feststellen, dass der Heilige Geist den Gläubigen jetzt als Mittel gegeben wird, ihren Gott und Vater in Geist und Wahrheit anzubeten. So haben wir in Kapitel 4 ein völlig anderes Wirken des Geistes als das, was in Kapitel 3 angedeutet wurde. Und wem hat unser Herr dies offenbart? Einer armen, elenden, einsamen Frau; nicht einmal einer Jüdin, sondern einer Samariterin. Unser Herr zeigt dort die Gnade, die sich an die allerletzten Menschen wendet. Gott stellte jetzt nicht mehr, wie früher, das Gesetz vor. Er zeigt sich als Geber. Unter dem Gesetz ist Gott eher jemand, der fordert; Er bittet, fordert, besteht darauf, dass das Geschöpf Ihm die Ehre erweist, die seiner Majestät gebührt. Im Evangelium ist Gott der Geber seines eigenen Sohnes. Anstatt etwas vom schuldigen, verlorenen Menschen zu verlangen, schenkt Er dem sein Bestes, der ihn zunächst nicht darum gebeten hat. „Wenn du die Gabe [die Freigebigkeit] Gottes kenntest [was für ein neuer Klang für den Samariter!] ..., so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben“ (Joh 4,10). Das ist es, was Er tut – Er gibt den Geist, die Kraft des ewigen Lebens. Die Folge dieser höchst kostbaren Darlegung der Wahrheit ist, dass wir wissen, dass wir den Heiligen Geist in uns haben als die Quelle der Gemeinschaft und die Kraft der Anbetung. Es geht nicht so sehr darum, dass das Wort Gottes mit uns in unserer natürlichen Unreinheit handelt und uns ein neues Leben vermittelt, das sich an Gott klammert und die Sünde hasst, mit neuen Empfindungen, neuen Wünschen, neuen Bedürfnissen, denen nur in Christus entsprochen werden kann, und die jeder wiedergeborene Mensch haben muss, ob er nun eine arme Nonne wäre oder ein abergläubischer Priester, der die Messe zelebriert. Doch wenn jemand aus Gott geboren wäre, könnte er nicht anders, als eine Sehnsucht nach dem zu haben, was er nicht hatte, und auf Dauer Christus als den zu finden, der ihn anzog – Christus als den Gegensatz zu allem, was auf der Erde oder irgendwo zu finden war – Christus als den Einzigen, der ihm entsprach, und auch als den, dessen Ehre es war, ihn so zu segnen. Wovon sollte dies der Beweis sein? Dass er aus Gott geboren ist. Denn es gibt keinen anderen Beweis als den, der sich als Täuschung herausstellt, dass meine Bedürfnisse mich zu Christus führen und mich in Ihm den Einzigen finden lassen, der mich zu Frieden bringen kann.
Aber in Kapitel 4 ist es nicht der Fall eines stolzen Obersten der Pharisäer, dem die Notwendigkeit der Wiedergeburt vor Augen geführt wird, sondern eine verdorbene Frau, die ihren Charakter verloren hatte, mit der niemand etwas zu tun haben wollte, außer – wie wunderbar – dem Sohn Gottes! Ihr zeigt der Herr diese große Wahrheit, die Gabe des Geistes: nicht mehr nur moralisch auf den Menschen wirkend oder belebend, sondern selbst im Herzen wohnend, der Heilige Geist, die Kraft der göttlichen Gemeinschaft und Anbetung. Was für eine Freude! Der Heilige Geist, der in den Gläubigen wohnt, der Vater, der solche sucht, die Ihn anbeten. Kennst du das? Oder bist du immer noch geprägt von dem, was jetzt vergangen ist, was einmal existierte und damals die Zustimmung Gottes hatte? Von der Rolle einer vergangenen Verwaltung für ein irdisches Volk? Von Ritualen, die nicht mehr den geringsten Wert in den Augen dessen haben, der sich als Vater offenbart? Die Zeit der Formen und Zeremonien ist völlig vorbei. Wie oft wird gesagt: Auf solche Dinge legen wir keinen Wert! Die Wahrheit ist, dass sie jetzt eine sehr schlechte Sache sind und im Gegensatz zu Gottes eigentlicher Ordnung stehen. Es ist nicht nur so, dass schöne Anblicke und Klänge kein Gegenstand in der Anbetung sein sollten, sondern es ist eine Sünde, sie zu suchen oder zuzulassen. Es ist im Prinzip ein Zurückgehen zum Götzendienst und zu einer Welt, die unter dem Gericht steht. Deshalb sagt unser Herr in Kapitel 4: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (V. 23). Hier wird die Wahrheit über die Anbetung verkündet. In Jerusalem war die Pracht der Zeremonien auf ihrem Höhepunkt gewesen; aber jetzt ist das alles vorbei, und jeder, der jetzt dafür kämpft, rebelliert unwissentlich gegen Christus. Unser Herr zeigt, dass Gott nicht mehr auf dem Berg und auch nicht in Jerusalem angebetet werden sollte. Ein neuer Zustand der Dinge ist gerade angebrochen. Und was ist Gott jetzt wichtig? Die wahren Anbeter, die den Vater in Geist und in Wahrheit anbeten. Was sind sie? Seine Kinder. „Der Vater sucht solche als seine Anbeter“. Er sammelt Kinder, formt sie zu seinem eigenen Lob, legt den Heiligen Geist in sie, um ihnen das Bewusstsein ihrer Beziehung zu Ihm selbst zu geben, und, da sie dies haben, Ihm als ihrem Gott und Vater zu nahen.
Es ist also klar, dass die Vorstellung, jetzt eine gemischte Anbetung von Menschen zu haben, einige bekehrt und einige nicht, ein direkter Widerspruch zum Christentum ist. Vor dem Kreuz konnte es nicht anders sein. Damals gab es so etwas nicht, dass Gott seine Kinder von denen trennte, die nicht so mit Ihm verbunden waren. Es wäre für einen gläubigen Israeliten eine Sünde gewesen, zu einem Ungläubigen zu sagen: „Ich kann nicht mit dir anbeten, denn du bist nicht aus Gott geboren.“ Nun aber ist es eine Sünde, mit denen, die nicht seine Kinder sind, an der Anbetung Gottes teilzunehmen; und zwar aus dem einfachen Grund, dass der Vater wahre Anbeter sucht, und keine anderen als solche, um Ihn anzubeten. Ich meine nicht, dass es für die, die nicht bekehrt sind, eine Sünde ist, als Zuschauer und Zuhörer an einem solchen Ort zu sein. Aber der Versuch, alle in die Anbetung Gottes einzubeziehen, ist eine fatale Täuschung, entehrend für Ihn selbst und zerstörend für die Menschen derer, die keine wahren Anbeter sind. Aber die Menschen haben nicht den Glauben, sich von der Welt zu trennen. Sie möchten das Ansehen der Menschen haben; und natürlich ist es anstrengend, entschieden handeln zu müssen. Gott warnt uns, dass wir keine Diener Christi sind, wenn wir versuchen, den Menschen zu gefallen. Wir müssen das Risiko eingehen, sie zu verletzen, aber treu sind die Wunden eines Freundes (vgl. Spr 27,6). Manche verwechseln das Hören des Evangeliums oder anderer Wahrheiten mit Anbetung. Aber das sind zwei völlig verschiedene Dinge. In der Anbetung Gottes bringen Christen Gott Dienste des Lobes und der Danksagung dar. Anbetung ist das, was vom Gläubigen zu Gott emporsteigt; wohingegen das Evangelium oder ein anderer Dienst eine Botschaft ist, die von Gott herabkommt, zum Wohl der Menschen, zur Unterweisung der Gläubigen oder zur Überführung und Errettung der Ungläubigen. Aber ob das eine oder das andere angesprochen wird, es ist immer das, was von Gott zu ihnen kommt, und nicht das, was von ihnen zu Gott ausgeht; so dass die Verwechslung dieser beiden Dinge ein ernstes Übel ist. Bei vielen ist das, was sie an den alten Mauern und der Routine festhalten lässt, nicht die Gebete, sondern weil sie hoffen, in der Predigt etwas Gutes zu hören. Damit sind sie alles andere als Anbeter. Anbetung ist der wahre Ausdruck des Lobes und des Dankes des Herzens durch den Heiligen Geist, egal ob es sich um einen Analphabeten handelt oder nicht. Wir wissen im Fall der Apostel, dass sie ungelehrte und ungebildete Leute waren (Apg 4,13); aber trotzdem waren sie die auserwählten Gefäße einer solchen Kraft Gottes, wie sie diese Erde weder vorher noch nachher in Menschen mit ähnlichen Empfindungen besucht hat. Und ich glaube, es ist immer noch so und wird immer so sein. Gott erwählt die schwachen Dinge der Welt, um die Dinge, die mächtig sind, zuschanden zu machen. Obwohl es gelegentlich einen Paulus geben mag, der hinzukommt, ist dies die Ausnahme, und Gott beabsichtigt niemals, dass die Ausnahmen zur Regel werden sollen.
So gibt es neben der neuen Geburt, die die erste Wirkung des Geistes Gottes ist, die weitere Gabe des Heiligen Geistes. Sie wurden aus Wasser und Geist geboren. Sie hörten das Wort der Wahrheit, das wir in diesem Brief im Bild des Wassers dargelegt finden – „damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ (Eph 5,26). Es ist nicht nur so, dass die Versammlung durch das Wort gewaschen wird, sondern der arme Sünder wird aus dem Wort geboren, wenn er an das Evangelium glaubt – geboren aus Wasser und Geist. Aber war das alles, dass sie aus Wasser und Geist geboren wurden? in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung (1,13).
Es ist für viele sehr überraschend zu sehen, dass es, nachdem sie aus dem Geist geboren wurden, so etwas wie eine Versiegelung durch den Geist gibt. Andere wiederum, die beide Tatsachen kennenlernten, dachten sich eine Bestätigung aus. Sie empfanden aus der Schrift, dass es etwas gibt, das über die Wiedergeburt aus Wasser hinausgeht. Deshalb machte eine Religion der Formen zuerst die Taufe, um jeden zu neuem Leben zu führen, und dann die Konfirmation, um sie zu krönen. Aber Formen sind nicht besser als Götzendienst. Beides bedeutet, etwas an die Stelle Christi zu setzen. Nachdem die Apostel die Erde verlassen hatten, nahm dies schnell zu. Zeremonien, die von Menschen gemacht wurden, wurden an die Stelle der Kraft des Heiligen Geistes gesetzt, der auf die Seelen der Menschen wirkt. Da sie aus dem Wort Gottes herausfanden, dass es diese beiden Dinge gab, zuerst die Wiedergeburt und dann die nachfolgende Gabe des Heiligen Geistes, führten sie zwei verschiedene Zeremonien ein – in gewissem Sinn sehr richtig, wenn es überhaupt eine Religion der Formen geben muss. Aber es ist ein völliger Irrtum im Blick das Wesen des Christentums.
Dennoch bleibt die Wahrheit, dass es zwei verschiedene Wirkungen des Heiligen Geistes gab. Die erste ist, wenn ein Mensch zu einem Empfinden der Sünde gebracht wird. Was bringt einen Menschen dazu, sich selbst zu verabscheuen? Er ist aus Gott geboren. Er ist vielleicht gar nicht glücklich, sondern hat vielmehr ein echtes Empfinden des Verderbens; dennoch klammert sich sein Herz an Gott. Dieser Mensch ist aus Gott geboren – wirklich bekehrt. Vielleicht hat er noch keinen Trost in seiner Seele, aber sein Herz ist offen, um weiter auf das Wort der Wahrheit zu hören, das Evangelium des Heils. Er glaubt es. Und was dann? Er wird durch den Heiligen Geist versiegelt, als ein Gläubiger, nicht nur an Christus, sondern an das Evangelium unserer Erlösung – das Werk, das Christus vollbracht hat. Denn ich glaube nicht, dass jemand mit dem Heiligen Geist versiegelt wird, wenn er nicht sowohl das Werk als auch die Person Christi kennenlernt. Das erklärt die Tatsache, dass es Personen gab, die aus dem Heiligen Geist geboren wurden, aber nie versiegelt wurden. Zum Beispiel waren die Heiligen des Alten Testaments Gläubige an Christus; sie alle suchten Christus. Alle waren aus Gott geboren, aber nicht einer wurde mit dem Heiligen Geist versiegelt. Aus dem Geist geboren zu sein und mit dem Geist versiegelt zu sein, sind sehr unterschiedliche Dinge, die in derselben Person vereint sein können oder auch nicht. Alle müssen aus dem Geist geboren werden, aber es wird nie gesagt, dass alle mit dem Geist versiegelt werden müssen, um in das Reich Gottes zu kommen. Wo immer der Heilige Geist von der Versiegelung mit dem Geist spricht, beweist Er das völlige Gegenteil. Wer war die erste Person, von der gesagt wurde, dass sie mit dem Geist versiegelt wurde? Unser gepriesener Herr selbst. Er wurde es auf eine Weise, die Ihm selbst eigen war. Wann wurde Er versiegelt? Als die Erlösung vollbracht war und Er in den Himmel auffuhr? Nein, sondern als Er auf der Erde wandelte: „diesen hat der Vater, Gott, versiegelt“ (Joh 6,27). Als der Sohn des Menschen wurde Er versiegelt, und zwar als der Sohn des Menschen auf der Erde vor der Erlösung – ohne Blutvergießen, denn Er kannte keine Sünde, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden. Er war absolut sündlos: Er konnte den Heiligen Geist ganz ohne Blut in sich wohnend haben, denn Er war der Heilige – der Retter. Er brauchte kein Werk, kein Blut und keine Erlösung; aber dennoch starb Er, und es wurde Blut vergossen und die Erlösung bewirkt. Warum das? Damit wir versiegelt werden und damit wir, die wir keinen natürlichen Anspruch auf das Hinzutreten hatten, damit wir, in denen der Heilige Geist niemals Wohnung nehmen konnte, denselben Heiligen Geist haben, der in Ihm wohnte und nun in uns wohnt.
Das ist es, was unser Herr nach und nach vorstellt. „So hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben“ (Joh 4,10). Deshalb lehrte der Herr die Jünger, um den Heiligen Geist zu bitten; und das, nachdem sie bereits wiedergeboren waren. Dennoch sagt Er ihnen, sie sollten den Vater um den Heiligen Geist bitten (Lk 11,13). Ist es jetzt dasselbe, da Er den Geist gegeben hat? Soll ich um den Heiligen Geist bitten, wenn ich Ihn in mir wohnen habe? Es wäre der krasseste Unglaube gewesen, hätten sie, nachdem Christus in der Mitte der Jünger war, Gott gebeten, Christus zu senden. Und jetzt, wo der Heilige Geist vom Himmel gesandt und gegeben ist, um in uns eine Quelle Wassers zu sein, das in das ewige Leben quillt, wäre es für solche passend, um den Heiligen Geist zu bitten, dass Er ihnen gegeben würde? Ist es recht für Christen, um eine Ausgießung des Heiligen Geistes zu beten? Es ist eine praktische Leugnung, dass der Heilige Geist vom Himmel herabgesandt ist und in uns wohnt. Es ist völlig richtig, zu beten, dass wir Ihn nicht betrüben und nicht auslöschen (1Thes 5,19). Zu beten, dass wir mit aller Kraft gestärkt werden durch seinen Geist am inneren Menschen, entspricht dem Wort Gottes (Kap. 3,16); aber wir sollten nicht ein Wort sagen, das in sich schließt, dass der Heilige Geist nicht hier ist, wenn Er doch bereits da ist. Eine höchst schmerzliche Wolke der Finsternis ruht auf dem Gemüt vieler Kinder Gottes in Bezug auf dieses Thema. Sie glauben nicht an ihre Vorrechte, sie wissen nicht, dass der Heilige Geist in ihnen wohnt. Empfindet der Heilige Geist das nicht? Wenn du jemanden hast, der sich Tag für Tag um dich kümmert, und du würdest gewohnheitsmäßig deine Beziehung zu ihm in Frage stellen oder an seiner Fürsorge für dich zweifeln, würde das zeigen, dass du krank bist. Es liegt ein Nebel über deinen Augen, und du bittest um genau die Barmherzigkeit, die dir bereits gegeben ist. Das ist weder Weisheit noch Glaube. Es ist ganz richtig, dass wir Gott bitten können, das Evangelium für die Unbekehrten zu segnen und sie zu zum Leben zu erwecken. Aber die Menschen beten um eine Ausgießung des Geistes – das ist etwas anderes als die Bekehrung, und sie wird nur im Zusammenhang damit erwähnt, dass der Heilige Geist zuerst den Juden, dann den Samaritern und als drittes den Heiden gegeben wurde. Von diesem Tag an bis heute gibt es nicht den geringsten Grund, Gott um eine Ausgießung des Heiligen Geistes zu bitten. Es ist ein uneinsichtiges Gebet, das auf dem Unglauben an die Wahrheit beruht, dass der Heilige Geist herabgesandt wird. Sogar Gott selbst könnte der Seligkeit der Gabe, die Er bereits gegeben hat, nichts hinzufügen. Es gab einen großen Unterschied zwischen einem Juden, einem Heiden und einem Samariter; und deshalb wird es ausdrücklich in Bezug auf diese drei erwähnt. Der Heilige Geist wird nie wieder über die Versammlung ausgegossen werden. Es ist Unwissenheit über die Wege Gottes, darum zu bitten. Er ist für die Versammlung ausgegossen worden, so wahrhaftig, wie es für Gott möglich ist, zu geben. Aber wenn die himmlischen Gläubigen zu Christus bei seinem Kommen aufgenommen worden sind, wird zu gegebener Zeit eine Ausgießung seines Geistes auf ein neues Volk folgen, wenn die Juden und Heiden als solche deutlich zur Erkenntnis Jesu gebracht werden. Aber solange die Versammlung auf der Erde ist, wird und kann es so etwas nicht geben. Kann es wiederholt werden? Nein, genauso wenig wie es einen weiteren Auftrag des Herrn Jesus geben kann, um erneut für uns zu wirken. Dies ist auch keine bloße Spekulation. Es ist sehr eng mit unserer Anbetung und sogar mit unserem Frieden verbunden.
Du wirst feststellen, dass der Glaube an die Gegenwart des Geistes Gottes oder der Unglaube daran das ist, was Gläubige in der heutigen Zeit erprobt. Es gebührt uns, gut zu überlegen, ob wir wirklich in die Gedanken Gottes darüber eindringen. Lasst uns verstehen, dass das, was uns zu Christen macht, nicht nur darin besteht, dass wir an Christus glauben, sondern dass wir jetzt mit dem Heiligen Geist versiegelt sind. Er gibt einem Ungläubigen durch den Glauben an Christus das Leben; Er versiegelt keinen anderen als Gläubige. Dies ist der entscheidende Beweis dafür, dass der Mensch ein Christ ist. So behauptet Petrus die Tatsache: „Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben wie auch wir?“ (Apg 10,47). Sie hatten nicht nur geglaubt, sondern Gott hatte ihnen den Heiligen Geist gegeben. Konnten sie es daher wagen, Personen zurückzuweisen, in denen diese göttliche Person wohnte, denen Gott eine so bedeutende Gnade verliehen hatte? Dies ist auch die Grundlage aller christlichen Einheit – die Gegenwart des Heiligen Geistes. Die Frage lautet nicht nur: Gibt es Leben? Sondern: Haben wir geglaubt, dass der Heilige Geist in euch wohnt? Es war der Besitz des Geistes, und nicht nur das Leben, das zum Wendepunkt wurde. Erst nachdem sie den Heiligen Geist empfangen hatten, wurden die Heiden als ein Teil der Versammlung Gottes anerkannt (Apg 11). Die Versammlung ist nicht nur verpflichtet, nach dem Leben zu suchen und zu glauben, dass es Leben in jemandem gibt, sondern sie ist auch durch das Wort Gottes ermächtigt, zu warten, bis es eine solche Offenbarung gibt, die deutlich zeigt, dass der Mensch den Heiligen Geist in sich wohnen hat. Es gab nie so etwas wie eine eigene Versammlung, bis es eine Anerkennung gab, dass sie durch den Empfang des Heiligen Geistes auf einer gemeinsamen Grundlage mit der Versammlung stehen.
All dies macht den wahren Umgang mit den Gläubigen jetzt sehr deutlich. Die Versammlung wäre berechtigt, diese Offenbarung der Kraft des Geistes zu erwarten. Es ist keine wahre Nächstenliebe, die sie nicht erwartet. in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit (1,13.14).
Ohne bei diesem letzten Vers stehenzubleiben, möchte ich noch einmal anmerken, dass die Versiegelung mit dem Geist nicht stattfinden konnte, bevor das Werk Christi vollbracht war (der Sohn wurde nur auf der Erde versiegelt, der keiner Erlösung bedurfte, sondern der im Gegenteil kam, um uns für Gott zu erlösen), wir nun auf der Grundlage der Erlösung den Heiligen Geist empfangen, damit Er in uns wohnt, und wir so das Unterpfand des Erbes empfangen.
Letzteres ist meiner Meinung nach der Versammlung Gottes seit Pfingsten ebenso eigen, wie die Versiegelung mit dem Geist. Da die Jünger nicht mit dem Geist versiegelt wurden, hatten sie auch nicht das Unterpfand des Erbes, bis der Heilige Geist vom Himmel herabgesandt wurde. Dieses Unterpfand ist die Kraft des Heiligen Geistes, die einem Gläubigen jetzt gegenwärtige Freude gibt, gegenwärtige Vorfreude auf die Herrlichkeit, zu der er gelangen wird. Dies mag im Herzen mancher Gläubigen durch mangelnde Erkenntnis der Wahrheit oder durch das Wirken des Fleisches, der Weltlichkeit und dergleichen behindert werden. Aber dennoch bleibt es wahr, dass ein Gläubiger jetzt, wo der Heilige Geist gegeben ist, aufschauen und Gott bitten sollte, wenn es irgendetwas gibt, das ihn daran hindert, in die Freude seines erhabenen Erbes einzugehen, das zu erkennen um es wegzutun. Ich bin ganz sicher, dass die Sorge, ob man aus Gott geboren ist, den Kindern Gottes sehr geschadet hat. Sie hat sie aufgehalten, als ginge es nur darum, zu erfahren, dass sie Kinder sind und nicht mehr. Aber unser Aufgabe ist es, dass wir, nachdem wir geglaubt haben, weitergehen und andere Wahrheiten kennenlernen, und vor allem Christus selbst. Es ist also gerade so, dass die Wiedergeburt eines Menschen durch den Heiligen Geist nicht dazu dient, ihm zu versichern, dass er wiedergeboren ist; sondern da wir aus Gott geboren sind, müssen wir weitergehen, um in die gesegneten Wahrheiten Gottes einzutreten, in denen es sowohl um unsere Erlösung als auch um unsere zukünftige Herrlichkeit geht und die ihren Mittelpunkt in der Person und dem Werk Christi finden.
Als Siegel ist der Heilige Geist das Zeugnis für die Vollkommenheit der Reinigung von unseren Sünden – die Wirkung des Werkes Christi. Gemeint ist das Wirken des Geistes, das das vollbrachte Werk voraussetzt, und dass wir aufgrund der Erlösung für Gott ausgesondert sind. Wir sind versiegelt, weil die Erlösung vollbracht ist. Wenn ich auf die Herrlichkeit warte, ist sie noch nicht da. Deshalb wird das Bild geändert, wenn Er von unserem Erbe spricht. Versiegeln würde in diesem Zusammenhang nicht genügen, denn wir haben das Erbe nicht als Tatsache. Wir warten darauf, in den Besitz dessen gebracht zu werden, was wir mit Christus haben werden. Daher wird der Heilige Geist als „das Unterpfand unseres Erbes“ bezeichnet. Derselbe Geist, der uns versiegelt, ist das Unterpfand unserer herrlichen Zukunft: „der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes“ (V. 14). Zuerst haben wir die Vorrechte der göttlichen Gnade, die uns in Christus auserwählt hat und uns zur Stellung von Söhnen zuvor bestimmt hat; die uns in die volle Gunst gebracht hat, ohne eine einzige Frage, „in dem Geliebten“; die uns schon in Christus die Erlösung durch sein Blut gegeben hat, sogar die Vergebung der Sünden. Aber kaum hat der Heilige Geist uns auf diese Weise in der vollen Erkenntnis der Liebe Gottes zu uns und der gegenwärtigen Wirkung dieser Liebe gegründet, indem Er unsere Sünden weggenommen hat, stellt Er uns das Erbe vor. Daraus ergibt sich die Beziehung des Heiligen Geistes zu diesen beiden Dingen. Und wie es zwei große Teile in Gottes Auserwählung im Blick auf uns persönlich gibt, so nimmt der Heilige Geist eine doppelte Beziehung ein. Er ist das Siegel der Gnade und des Segens, die wir in Christus haben, und Er ist der Vorgeschmack auf die Herrlichkeit, die wir mit Christus haben werden. Dies sind die Beziehungen des Heiligen Geistes zu dem einzelnen Gläubigen. Das Handeln des Geistes mit einer Gesamtheit hat einen zweitrangigen Platz im Vergleich mit seinem Handeln im Blick auf einen einzelnen Menschen. Darauf sind wir jedoch schon eingegangen.
Wir haben nun den Heiligen Geist, der den Apostel zu einem bemerkenswerten Gebet führt, das sich aus dem Thema (oder zumindest einem Teil davon) ergibt, das uns bereits vorgestellt wurde. Es wird sich zeigen, dass alles in dem geordnetsten Zusammenhang steht, den man sich vorstellen kann, selbst wenn dieser uns offenbart wird. Da ist eine Ordnung, die wir uns nie hätten vorstellen können, es sei denn, Gott hätte sie uns bekanntgemacht, der aber, einmal mitgeteilt, das geistliche Urteil sofort zustimmt. Denn der Segen, den der beeindruckte Apostel in den vorhergehenden Versen vorgestellt hatte, fließt, wie wir gesehen haben, aus einem zweifachen Namen Gottes hervor: „der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“.
Dementsprechend gibt es in diesem Brief zwei Gebete, die diesem zweifachen Namen entsprechen. Das erste Gebet ist in dem Abschnitt, der jetzt vor uns liegt, enthalten und bezieht sich auf seinen Namen als Gott unseres Herrn Jesus Christus; während wir in Kapitel 3,14 ein entsprechendes Gebet haben, das dem zweiten Namen, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, entspricht. Beide haben eindeutig Christus als Grundlage und Mittelpunkt, aber dann wird Christus unter einem ganz anderen Gesichtspunkt betrachtet. In dem ersten der beiden wird Christus als Mensch betrachtet, der Gott seinen Gott nennt; im zweiten wird Christus in seiner noch innigeren Beziehung als Sohn betrachtet, der uns damit den Vater vorstellt. Auch wir haben in beiderlei Hinsicht Gemeinschaft mit Gott; wir haben mit Ihm als Gott und als Vater zu tun. In Kapitel 4 heißt es: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden“ (Joh 4,23). Aber dann fügt unser Herr hinzu: „Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ (V. 24). Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen diesen beiden Dingen. Als der Vater sucht Er Anbeter und teilt ihnen die unaussprechliche Gunst mit, sie zur Erkenntnis seiner Liebe zu bringen. Er formt ihre Herzen nach der Offenbarung seiner selbst in Christus, bringt sie zum Überfließen mit Dank und Lob und macht sie so zu Anbetern in Geist und Wahrheit. Aber dann wird hinzugefügt, dass Gott ein Geist ist und so weiter. In welcher Form auch immer Er sich im Judentum aus besonderen Gründen offenbart haben mag – in welcher Form auch immer Er seine gerichtliche Majestät entfaltet haben mag, so ist Er doch ein Geist, und folglich muss Er geistliche Anbetung bekommen. Es ist also nicht nur die übergroße Liebe, die Anbeter sucht und bildet und sie sammelt, sondern es ist der notwendige Charakter der einzigen Anbetung, die Er jetzt zulässt. Von dem Moment an, in dem Er sich selbst vollständig offenbart, kann Er nichts anderes als echte Anbetung im Geist empfangen. Die Zeit der Formen, der Rituale und Zeremonien ist völlig vorbei. Daher sucht Er nicht nur nicht nach diesen, sondern Er verachtet sie; Er behandelt sie als eine Verleumdung seines Wesens, als eine Beleidigung seines Sohnes und als Satans Ersatz für die Kraft des Heiligen Geistes. Diejenigen, die Ihn anbeten, müssen Ihn in Geist und Wahrheit anbeten. Ich halte es für wichtig, die Zusammenhänge des gesegneten Wortes Gottes herauszustellen, um zu zeigen, dass die aufgezeigte Unterscheidung nicht eingebildet ist. Ach, dass sich die Menschen angesichts der unermesslichen Schätze der Bibel zu irgendwelchen Erfindungen hinreißen lassen. Alles, was wir zu tun haben, ist, uns vor dem zu beugen, was uns dort gegeben wird. Zweifellos müssen wir lernen; doch wo die Wahrheit bekannt ist, welch eine Gnade, von dem eitlen Wunsch oder der Notwendigkeit irgendeiner Erfindung völlig befreit zu sein! Es ist natürlich, dass der unzufriedene Mensch nach aufregenden Neuerungen sucht. Aber Gott steht unendlich über dem Menschen, und sein Wort ist reich über alle Gedanken hinaus; so ist alles, was wir zu tun haben, uns der Schrift zu unterwerfen, auch in der Gewissheit, dass die Offenbarung Gottes, so alt sie auch ist, praktisch das bietet, was für das Herz immer neu ist.