Und nun wendet sich der Apostel, nachdem er von dem Bösen gesprochen hat, der gesegneten Seite zu:
Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt (6,14).
Sie verherrlichten sich in dem, was die menschliche Natur verherrlichen würde; denn auf diese Weise konnten sie die Welt und ihre Scharen dazu bringen, sich mit ihnen zu vereinen. In Kapitel 3 wird das Kreuz Christi als Befreiung vom Gesetz betrachtet, weil Christus darauf zum Fluch für uns gemacht wurde. Würdest du leugnen, dass ein Mensch, der an Christus geglaubt hat, der Ihn als den Sohn Gottes anerkennt, ewiges Leben hat? Aber solange ein solcher Mensch die Lehre vom Kreuz nur verstandesmäßig aufnimmt und sie auf seine Lage anwendet, ist er immer noch mehr oder weniger unter dem Gesetz und versteht nicht, dass er völlig aus dem alten Zustand der Dinge auf einen neuen Grund gebracht wurde.
In Galater 5 wendet der Apostel die Lehre vom Kreuz auf das Fleisch an und zeigt, dass die, die Christus angehören, das Fleisch samt den Leidenschaften und den Begierden gekreuzigt haben. Hier finde ich, dass mein Fleisch eine Sache ist, die ich vor Gott als weggetan betrachten darf, nicht weniger als das Gesetz.
Jetzt, in Galater 6, kommt die dritte Sache, die Welt, hinzu. Wir haben eine regelmäßige Abstufung – befreit vom Gesetz, das das Gewissen eines gottesfürchtigen Menschen beeinflussen würde. Dann, wenn ein Mensch frei von dieser Angst ist, kommt die Frage des Fleisches mit seinen Leidenschaften und Begierden. Aber das, so wird ihm gesagt, wurde alles am Kreuz Christi gerichtet. Als Teil des Trostes, den Gott mir schenkt, habe ich daher das Recht, als eine Sache des Glaubens und nicht des bloßen Empfindens zu wissen: „Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden“ (Gal 5,24). Es heißt nicht: „Sie sind dabei, es zu kreuzigen“, als wäre es etwas, das zu geschehen hat; sondern es geschieht, wenn man einen gekreuzigten Christus empfängt. Vor Gott und nun auch im Glauben wurde ihre Natur an das Kreuz genagelt und ist vor Gott beseitigt; stattdessen haben sie nun eine neue Natur bekommen, wie Paulus sagt: „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Die alte Natur, die wir haben, besteht freilich noch; aber für den Glauben hat Gott mit ihr im Kreuz Christi bereits abgeschlossen; so dass die Aufgabe des Christen darin besteht, sich nicht mit bloßen Zwängen zu beschäftigen, sondern mit Christus, der die Seele durch die Kraft des Geistes mit allem Guten erfüllt, sie in das Liebliche hineinzieht, kurz, die wahre Kraft der christlichen Heiligkeit ist. Wenn ein Mensch mit dem Guten beschäftigt ist, wird er sein Fleisch hassen; aber es ist nur die Beschäftigung mit Christus, die der Seele die Kraft gibt, das Urteil Gottes über das Fleisch zu verhängen.
Nun kommt der dritte und letzte Punkt in der christlichen Erfahrung; denn du wirst Männer finden, die etwas von dem Absterben des Gesetzes und des Fleisches wissen, die aber dennoch meinen, es sei die Pflicht des Christen in dieser Welt, Gott in seiner Generation zu dienen. Wie aber will Gott sich nun dienen lassen? Niemals durch etwas, das dem Kreuz Christi widerspricht. Der Dienst des Christen soll auf das Kreuz gegründet sein; und was sagt das Kreuz über die Welt aus? Dass sie sich jetzt im offenen Krieg mit Gott befindet. Seit dem Kreuz Christi hat Gott keinen Bund mehr mit der Welt. Davor war die Welt erlaubt: und deshalb war es weder falsch, dass Joseph Statthalter in Ägypten war, noch dass Daniel im Tor des Königs von Babel saß. Aber es verrät völlig Unwissenheit, von dem, was damals geduldet wurde, auf das zu schließen, was Gott jetzt wohlgefällt, wo das Kreuz seines Sohnes eine Tatsache ist.
Gott ignoriert das Kreuz nicht, wenn Christen dies wohl tun. Dasselbe Kreuz Christi, das meine Rettung ist, meine Befreiung vom Gesetz und vom Fleisch, zeigt mir, dass ich keinen Anteil an dieser Welt habe, außer als ein gesegneter Fremder, der durch sie hindurchgeht. Wir mögen Beschäftigungen haben, die ganz in Ordnung sind; aber das ist überhaupt nicht das, was man eine Sache der Welt nennen kann. Der Herr hat hier gelebt, ist hier gestorben, ist hier auferstanden, hat in dieser Welt gegessen und getrunken; aber Er war nie von der Welt; und so ist es und sollte es mit dem Christen sein. Unser Herr war nicht so sehr Teil dieser Welt, dass sein Erscheinen in ihr oder sein Weggang von ihr den Strom für einen Augenblick gestört hätte. Er wäre in der Welt nicht vermisst worden. Und in dem Augenblick, in dem ein Christ ein integraler Teil der Antriebskraft wird, die die Räder der Welt weiterführt, ist alles aus dem Lot, soweit es seine Treue zu Christus betrifft. Ein Christ sollte das Mittel zum ständigen Segen in dieser Welt sein. Aber wie und mit welchem Charakter? Indem er das Zeugnis Christi, seines Erlösers, trägt; aber wie Er nie nach seinen eigenen Dingen trachtete – immer Gutes tat, aber es als den Willen seines Vaters tat – immer aus Motiven handelte, die nicht von der Welt, sondern von oben kamen – sich nie mit den Plänen der Menschen verband, um die Menschen zu verbessern, sondern erkannte, dass die Welt Gottes Feind war, und doch, dass Gottes Liebe Ihn in sie sandte, um ihnen Gutes zu tun: So war Christus, und so sollte es mit dem Christen sein. Die Aufgabe eines Christen ist es, ein Brief Christi zu sein. So dass in allen Dingen, die wir zu erledigen haben, dies der Punkt ist: Ist mein Tun in dieser oder jener Sache eine Handlung als ein Brief Christi? Um aber zu wissen, was mit dem Brief Christi übereinstimmt, muss ich seine Wege in den Worten des Heiligen Geistes suchen. Es gibt immer Licht in der Schrift, um zu zeigen, was seine Gedanken für den gegenwärtigen Moment sind, und zu erkennen, was mit der alten Zeit vergangen ist, die zum Gesetz und zur Welt und zu Israel gehörte, die Gottes altes Zeugnis in der Welt waren.
Der Christ ist hingegen der gegenwärtige Zeuge Christi und ist nicht von der Welt, obwohl er in ihr ist. Das ist das große Mittel, um unsere Wege zu prüfen und so herauszufinden, wie weit wir uns des Kreuzes rühmen. Das heißt, unsere Wege beruhen auf völlig entgegengesetzten Prinzipien. Das Kreuz Christi ist das, was den Christen zunächst der Welt kreuzigt, ihn als einen aus ihr Geretteten ganz aus ihr herausnimmt; aber auch die Welt ist ihm gekreuzigt. Da sieht man die Welt mit all ihrer ungelösten Schuld, in Unkenntnis des Vaters, trotz des Kommens des Sohnes. Es kann also nicht die geringste Gemeinsamkeit zwischen einem Christen und der Welt geben; ebenso wenig wie es sie für dieses Land geben könnte, wenn es mit irgendeinem seiner Nachbarn im offenen Krieg stünde. Wenn das wahr ist, zeigt es dann nicht, wie wenig die Kinder Gottes ihre christliche Stellung erkennen, die so durch das Kreuz Christi definiert ist?
Der Friede, der durch das Blut des Kreuzes gemacht wurde, wird mehr oder weniger gepredigt; aber was die moralische Kraft des Kreuzes und seinen Einfluss auf das Gesetz, das Fleisch oder die Welt betrifft, gibt es nicht das geringste Atom außer im Motiv. Die Folge ist, dass solche Christen mit gutem Gewissen über das Kreuz reden können und gleichzeitig immer noch an dem festhalten, was Gott bereits gerichtet und für immer weggetan hat. Daher ist die Bedeutung der vollen christlichen Befreiung unbekannt – die Grundwahrheiten, die der Säugling verstehen sollte. Denn der Galaterbrief greift nicht den höchsten Zweig der christlichen Wahrheit auf, sondern die unentbehrlichen Grundlagen des Christentums.