Behandelter Abschnitt Gal 4,28-31
Aber unsere Berufung ist völlig anders und reich an Gegensätzen. Sie besteht darin, den zu lieben, den wir nicht gesehen haben; sich inmitten von Trübsal und Schmach zu freuen. Wenn ein Mensch seine Gedanken über das Christentum nur aus dem Galaterbrief bilden wollte, könnte er die Gläubigen dieser Zeit mit denen des Alten Testaments verwechseln, wobei er immer an den Unterschied denkt, den wir hier finden, dass der Erbe, solange er unmündig ist, sich nicht von einem Knecht unterscheidet; während wir in den vollen Besitz unserer Vorrechte gebracht sind. Aber es gibt noch andere und höhere Dinge im Epheserbrief, die als der ewige Vorsatz Gottes bezeichnet werden oder zumindest aus ihm hervorfließen. Es ist also gut, diese doppelte Wahrheit zu unterscheiden – die Gemeinschaft des Segens durch alle Haushaltungen hindurch und die Besonderheit des Vorrechts, das denen zukommt, die jetzt durch den vom Himmel herabgesandten Heiligen Geist berufen werden.
Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung. Aber so wie damals der nach dem Fleisch Geborene den nach dem Geist Geborenen verfolgte, so auch jetzt. Aber was sagt die Schrift? „Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus, denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.“ Deshalb, Brüder, sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien (4,28‒31).
Nun zeigt der Apostel die praktische Frucht. Welch ein Todesstoß für alle, die behaupten, dass das Kind Gottes irgendetwas mit dem Gesetz zu tun hat, als das, was seine eigene Beziehung zu Gott bestimmt! Das Gesetz ist eine mächtige Waffe, um den Gottlosen ins Licht zu stellen; aber in unserer eigenen Stellung haben wir damit abgeschlossen. „Deshalb, Brüder, sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien“ (V. 31). Das ist die Schlussfolgerung der Argumentation des Apostels. Und was könnte noch schlüssiger sein? Aus dem Gesetz selbst heraus widerspricht er allem, wozu sie das Gesetz benutzten; und bevor das Gesetz am Sinai gegeben wurde, haben wir in diesem bemerkenswerten Bild die wahre Stellung des Christen im Gegensatz zu dem Menschen unter Gesetz dargelegt. Der Jude entspricht dem Kind der Magd und war damals auch in Knechtschaft. Der Apostel zeigt, dass dies auch der unvermeidliche Teil des Heiden ist, der diesen Platz einnehmen will, und der noch mehr die Folgen seiner eigenen Torheit darin leiden muss. Er verlässt die Freiheit, um ein Sklave zu sein. „Aber was sagt die Schrift? ,Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus, denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.‘“ Wir haben also auf die klarste Art und Weise, die möglich ist, Gott, der sich gegen alle Versuche wehrt, den Kindern der freien Frau das Gesetz aufzuerlegen. Im Gegenteil, an den Sohn der Freien sind die Verheißungen von Gott selbst in dem auferstandenen Christus festgebunden.
Es ist also von größter Wichtigkeit, dass wir unsere Stellung klar erfassen und verstehen, was Gott uns gegeben hat. Er hat uns, auch wenn wir Juden wären, in einen anderen Zustand als die Unterwerfung unter das Gesetz berufen. Er hat uns zu Kindern der freien Frau gemacht und uns in die Freiheit gebracht.