Denn so viele ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen (V. 27).
Die große Höhepunkt des ganzen Arguments war, dass der Nachkomme auferstanden ist, der Nachkomme Isaak, nachdem er zum Sterben bestimmt war und eigentlich unter dem Messer lag, nun aber in Gestalt auferstanden ist, um zu zeigen, dass dies der Zustand ist, in den wir Heiden mit Christus hineingenommen werden. War Christus unter dem Gesetz, als Er von den Toten auferstand? Nichts dergleichen. So, sagt der Apostel, ist es mit uns Christen jetzt. Ihr habt nichts mit dem jüdischen Erzieher zu tun. Der Glaube ist sowohl für uns als auch für euch Heiden eingetreten; ihr seid Söhne Gottes geworden, ohne überhaupt unter das Gesetz zu kommen. „Denn so viele ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen“ (V. 27).
Wisst ihr nicht, was eure Taufe bedeutet? Was bekennt ein Mensch, wenn er sich taufen lässt? Er bekennt, dass er zu einem Erlöser gehört, der gestorben und auferstanden ist. An anderer Stelle sagt der Apostel: „Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind?“ (Röm 6,3). Und der Tod Christi ist es, der auch die Verbindung eines Juden mit dem Gesetz für immer auflöst. Bis zum Tod hatte das Gesetz einen gerechten Anspruch auf den Juden, aber in dem Moment, in dem er Jesus als gestorben und auferstanden bekannte, ging auch er sofort aus Ihm heraus in einen völlig neuen Zustand. Mit einem Erlöser, der von den Toten auferstanden ist, als sein Leben und Herr, ist es seine Aufgabe, als ein Mensch zu wandeln, der mit Ihm vereint ist: Die Verbindung mit dem alten Ehemann ist gebrochen, und er gehört einem anderen. Würde er danach versuchen, Christus und das Gesetz zusammen zu haben, wäre das wie eine Frau, die zwei Ehemänner hat; das ist geistlicher Ehebruch.
Die Auswirkung davon ist auch am deutlichsten zu sehen. Wer hat nicht schon einen Christen gesehen, der an einem Tag fröhlich war, am nächsten Tag sehr niedergeschlagen, nicht sicher, ob er das ewige Leben hat oder nicht; zitternd bei dem Gedanken an die Ankunft des Herrn; und doch bewundert, liebt und verehrt derselbe Mensch Christus. Wie kommt das? Er kennt den Tod durch das Gesetz nicht. Kein Wunder also, dass er in einer elenden Lage ist. Das Gesetz drückt ihn in den Tod, und Christus kennt er so wenig, dass er eben seinen Kopf über Wasser halten kann, aber mit ständiger Gefahr, unterzugehen. Wie gut für einen Menschen, wenn er erfährt, dass Gott alle diese Bindungen durch den Tod Christi zerbrochen hat! Meine eigene Taufe ist das Bekenntnis, dass ich, selbst wenn ich ein Jude gewesen wäre, dem Gesetz gestorben bin (2,19). ‒ „Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, in dem wir festgehalten wurden“ (Röm 7,6). „Also wird sie denn, während der Mann lebt, eine Ehebrecherin genannt, wenn sie eines anderen Mannes wird; wenn aber der Mann gestorben ist, ist sie frei von dem Gesetz, so dass sie keine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird“ (Röm 7,3). Wenn man dem Gesetz gestorben ist, wäre es natürlich ein höchst unglücklicher Zustand, nicht mit einem anderen „verheiratet“ zu sein. Wie groß wäre die Gefahr, dass man meint, frei tun zu können, was man will! Aber wenn man Christus angehört, kommen die neuen Gefühle eines Menschen, der Ihm so nahe ist. Jetzt gehöre ich zu Ihm, und ich soll tun, was Ihm gefällt; unser Mann gibt uns die Freiheit, seinen Willen zu tun, nicht unseren eigenen – „um Gott Frucht zu bringen“. Das ist es, was ein Christ durch die Taufe zum Ausdruck bringt; sie ist das Bekenntnis zum Tod und zur Auferstehung Christi. Der Gläubige sollte also wissen, dass er mit dem Gesetz abgeschlossen hat und aufgerufen ist, Gott zu leben. „Denn so viele ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen“ (V. 27) – nicht das Gesetz, sondern Christus.