Behandelter Abschnitt Gal 1,4-5
Und worum ging es nun den Galatern? Wozu brachten sie das Gesetz über die Christen? Wenn der Herr sich bereits für unsere Sünden hingegeben und diese Frage geklärt hatte, dann ist die Annahme, dass Er sich für unsere Sünden hingegeben haben sollte und die Sünden dennoch nicht ausgelöscht werden, eine Leugnung der Wirksamkeit seines Werkes, wenn nicht sogar der Herrlichkeit seiner Person. Er zeigt ihnen die ganz elementare Wahrheit des Evangeliums, dass Christus sich für unsere Sünden hingegeben hat. Es geht also gar nicht darum, dass der Mensch versucht, eine bestimmte Gerechtigkeit zu erlangen, sondern dass Christus sich für unsere Sünden hingegeben hat, als wir nichts als Sünden hatten. Und das ist nicht zu dem Zweck, die Menschen wieder unter das Gesetz zu stellen und es zu ihrem eigentlichen Maßstab als Christen zu machen, sondern: der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen (1,4.5).
Was ist die Wirkung, wenn Menschen als Christen das Gesetz annehmen? Es macht sie weltlich – ohne Ausnahme. Es kann nicht so etwas wie einen von der Welt getrennten Menschen geben, wenn er unter dem Gesetz steht. Wir sind nicht im Fleisch, sondern im Geist. Das ist der Maßstab für einen Gläubigen: nicht für einige bestimmte Gläubige, sondern für alle. Wir sind „nicht im Fleisch“. Es gibt das in uns, was vom Fleisch ist, aber wir sind nicht im Fleisch. Der Apostel will damit sagen, dass wir von Gott nicht mehr als sterbliche Menschen mit unseren Sünden angesehen und behandelt werden, sondern dass wir von Gott entsprechend Christus angesehen werden, in dem keine Sünde ist; und wenn wir unsere Stellung als Christen betrachten, so ist keine Sünde in uns; denn unsere Natur ist schon am Kreuz verurteilt worden, und Gott hat nicht die Absicht, sie zweimal zu richten. Was wir jetzt zu tun haben, ist, auf Christus hin zu leben, um in die Glückseligkeit dieser Wahrheit einzutreten – Ihn, „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt“ (V. 4a). Das Gesetz sprach zu den Bürgern der Welt. Christus gab sich selbst für unsere Sünden, damit Er uns erlöst oder aus der Welt nimmt, während wir noch in ihr sind. „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16). Wir gelten als von der Welt getrennt durch den Tod Christi und in sie hineingesandt durch seine Auferstehung; aber als solche, die nicht von ihr sind, ja, geradeso wenig wie ein Engel. Der Tod Christi stellt uns völlig außerhalb der Welt. Die Auferstehung Christi sendet uns als neue Geschöpfe wieder in sie hinein, als Boten des Friedens, den Er schenkt, völlig unabhängig von dem, was in der Welt vor sich geht. Unser Herr sagt: „Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt ... Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin. ... Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt“ (Joh 17,12.16.18). Er legt für beide den gleichen Maßstab an; und deshalb sagt Er, als Er von den Toten auferstanden ist: „Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch“ (Joh 20,21).
Der Apostel stellt sich mit ihnen vor Christus, „der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat“. Es ist der gemeinsame Segen aller Gläubigen, „damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen Gottes, unseres Vaters“ (V. 4b). Das Bemerkenswerte daran ist, dass Gott, wenn Er sich als Geber eines Gesetzes – als der Herr – offenbart, es nicht unternimmt, die Menschen von der Welt zu trennen. Von den Juden konnte man nicht sagen, dass sie von der Welt getrennt waren. Sie waren von den Heiden getrennt, aber sie waren das wichtigste Volk in der Welt; und sie wurden zu dem Zweck so gemacht, die Rechte Gottes in der Welt zu erhalten. Sie waren nicht dazu berufen, außerhalb der Welt zu sein, sondern als ein Volk in der Welt. Deshalb mussten die Juden gegen die Kanaaniter kämpfen; und deshalb hatten sie auch einen großen Tempel. Weil sie ein irdisches Volk waren, hatten sie ein irdisches Heiligtum (Heb 9,1). Aber das ist für Christen ganz falsch, denn Christus hat sich „selbst für unsere Sünden gegeben ..., damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen Gottes, unseres Vaters“ (V. 4). Wenn Gott seinen Willen kundtut, nicht mehr nur sein Gesetz, sondern sich als Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus offenbart, der gegeben wurde, um für unsere Sünden zu sterben, ergibt sich ein völlig anderer Zustand der Dinge. Wir treten in die Beziehung bewusster Kinder zu Gott, unserem Vater, ein: und Unsere Aufgabe ist es nun, Christus entsprechend der Stellung zu ehren, die Er zur Rechten Gottes eingenommen hat. Die Menschen vergessen, dass Christus sich für unsere Sünden hingegeben hat, um uns aus dieser gegenwärtigen bösen Welt herauszunehmen. Sie sinken in die Welt hinab, aus der sie durch die Erlösung hätten befreit werden sollen; und das ist so, weil sie sich unter das Gesetz stellen. Wenn ich mit dem Willen Gottes, meines Vaters, zu tun habe, ist es mein Vorrecht, zu leiden, wie Christus gelitten hat. Das Gesetz gibt dem Menschen ein Schwert in die Hand; der Wille Gottes aber macht einen Heiligen willig, auf den Scheiterhaufen zu gehen oder durch das Schwert um Christi willen zu leiden, wie es heißt: „Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden. Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,36.37). Doch das geschieht durch Leiden, nicht durch das, was die Welt rühmt. Gott verherrlicht Christus nach dem Muster des Kreuzes, und das ist unser Muster; nicht Israel, noch das Gesetz, sondern das Kreuz Christi. Und nun sagt Er sozusagen: Ich habe Christus im Himmel: Ich beschäftige mich mit dem Einzigen, der mich jemals verherrlicht hat, und das ist der, mit dem du beschäftigt sein sollst.
Nichts kann genauer und vollständiger sein, noch gründlicher beabsichtigt zu sein, um jenen Gefahren der Gegenwart zu begegnen, die die Form der Wiederbelebung von Erbfolge und religiösen Verordnungen als Mittel zur Ehre Gottes annehmen. Die Schrift geht auf jeden Fall ein; und in dem gesegneten Wort Gottes ist ein Heilmittel dafür gegeben. Unsere Weisheit ist es, zu versuchen, alles zu nutzen, einfältig zu sein in Bezug auf das Böse und weise im Blick auf das Gute.