Behandelter Abschnitt 2Kor 10,13-18
Eine andere Sache, die von seinen Gegnern vergessen wurde, führt der Apostel hier an. Der Bereich der Arbeit ist nicht eine Frage der menschlichen Wahl oder des Urteils, sondern des göttlichen Willens. Es gab solche, die die Arbeit des Paulus und ihre Früchte in Korinth geringschätzten; aber so wie er dieses Feld nicht aus eigenem Willen betreten hatte, so hatte er angesichts von Schwierigkeiten und mit offensichtlichem Segen gearbeitet, der ihm von Anfang an zur Ermutigung garantiert war.
Wir aber wollen uns nicht ins Maßlose rühmen, sondern nach dem Maß des Wirkungskreises, den der Gott des Maßes uns zugeteilt hat, um auch bis zu euch zu gelangen. Denn wir strecken uns selbst nicht zu weit aus, als gelangten wir nicht bis zu euch (denn wir sind auch bis zu euch gekommen in dem Evangelium des Christus), wobei wir uns nicht ins Maßlose rühmen in fremden Arbeiten, aber Hoffnung haben, wenn euer Glaube wächst, unter euch vergrößert zu werden nach unserem Wirkungskreis, um noch überströmender das Evangelium weiter über euch hinaus zu verkündigen, ohne uns in fremdem Wirkungskreis dessen zu rühmen, was schon bereit ist. „Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn. Denn nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt (10,13–18).
Die rettende Gnade Gottes, soweit sie sich auch zu allen ausstreckt, fällt dennoch unter die ordnende Hand Gottes, der seinen Willen über den Bereich wie auch den Charakter seines Dienstes hat.
Andere könnten sich maßlos rühmen. Das ist natürlich für das Fleisch, besonders in eitlen Gemütern. Aber der Apostel arbeitete, während er in der Furcht Gottes lebte. Kein Gedanke kam ihm in den Sinn, Fähigkeiten zur Schau zu stellen; er war ein Diener, ein Knecht Jesu Christi; und so war es für ihn keine Frage des Mögens oder Nicht-Mögens, sondern er tat die ihm zugewiesene Arbeit, „nach dem Maß des Wirkungskreises, den der Gott des Maßes uns zugeteilt hat, um auch bis zu euch zu gelangen“ (V. 13).
In Wahrheit soll das ganze christliche Leben eine Sache des Gehorsams sein, so insbesondere das Werk des Herrn; sonst wird es schnell zu eitlem Ruhm oder zur Geringschätzung anderer, und oft besserer Menschen als wir selbst, ausarten. So war es sicherlich auch hier. Der Herr hatte sie nicht wie Paulus nach Korinth gerufen. Sie waren in aller Ruhe dorthin gefolgt, wo Paulus mit beständiger Selbstverleugnung gewirkt hatte, und zwar nicht nur mit äußerer Arbeit, sondern mit tiefer Seelenübung, einer Arbeit, in der allein die Gnade durch den Heiligen Geist in beständiger Abhängigkeit vom Herrn unterstützen konnte. Und der Herr hatte sein Herz mit vielen Menschen erfreut, sogar in dieser verdorbenen Stadt, die zur Erkenntnis seiner selbst gebracht wurden. Dies war ein Werk göttlicher Kraft und Güte; aber seit dem Weggang des Apostels waren einige aufgestanden oder dazugekommen, deren weltliche Gesinnung das Werk herabsetzte und eine höhere Macht beanspruchte. Wenn Paulus begonnen hatte, waren sie die Männer, die es zu Ende bringen würden. War er nicht in der Tat zu bereit, anzufangen und sein Werk unvollendet zu lassen, während er von Ort zu Ort wanderte? Sie zogen ihrerseits die Oberhäupter vor, die blieben und ein stattlicheres Bauwerk errichteten, wie in Jerusalem. Dies strebten sie nun in Korinth an.
Solchen Schwärmereien entledigt sich der Apostel einfach und gründlich durch die große Wahrheit, dass Gott den Bereich der Arbeit zuteilt. Wer sich ohne Gott an ein solches Unternehmen wagt, darf sich nicht wundern, wenn sein Dienst ohne seine Ehre und seinen Segen ist. Glücklich der Mensch, der auf Gott zu schauen pflegt, nicht nur für sich selbst und in seinem Wandel, sondern auch in seiner Arbeit. Auch hier wie in allen Dingen, in denen seine Diener auf Ihn warten, versäumt Gott es nicht, seine Führung zu verbürgen. Das war zweifellos eine neue Sprache für die selbstherrlichen Männer von Korinth, die eifersüchtig auf die Macht und Autorität des Apostels waren. Die Macht gehört Gott, aber Er liebt es, sie in und durch die zu gebrauchen, die im Glauben wandeln; und jetzt war die passende Zeit und der passende Ort, um das Geheimnis den Gläubigen bekanntzumachen. Es war „nach dem Maß des Wirkungskreises, den der Gott des Maßes uns zugeteilt hat, um auch zu euch zu gelangen“ (V. 13). Es gab keine Überanstrengung im apostolischen Wort oder Werk, als ob es nicht bis zu den Korinthern reichte; „denn wir sind auch bis zu euch gekommen in dem Evangelium des Christus“ (V. 14). Niemand konnte dies leugnen. Der Apostel hatte viele Länder durchquert und in allen die Fahne gepflanzt und die Gute Botschaft von Christus verkündet. Er hatte dies bis nach Korinth getan, zur Freude vieler Herzen. Sollen sich doch andere rühmen, ohne Maß zu halten; er und die Gleichgesinnten würden sich nicht dergleichen Dinge rühmen, vor allem nicht, wenn es darum ginge, die Mühen anderer auszunutzen, was er sorgfältig zu vermeiden suchte, „wobei wir uns nicht ins Maßlose rühmen in fremden Arbeiten, aber Hoffnung haben, wenn euer Glaube wächst, unter euch vergrößert zu werden nach unserem Wirkungskreis“ (V. 15).
So erhebt sich der Apostel in bewundernswerter Weise über die Kleinlichkeit menschlicher Einbildung oder des Stolzes in göttlichen Dingen, nirgends offensichtlicher als hier, indem er einerseits jene billigen Anmaßungen entlarvt, die die Mühen anderer selbstsüchtig verwerten; andererseits aber Vertrauen in die Gnade Gottes hegt, dass der von Ihm geschenkte Glaube wachsen und ihm so Gelegenheit geben werde, sich, wie er sagt, unter ihnen zu vergrößern, anstatt durch die Auseinandersetzung mit ernsten und wachsenden Übeln erkaltet und eingeengt zu werden. Denn so würde er in der Tat und im Geist frei werden, das Evangelium den Gegenden jenseits von ihnen zu predigen, anstatt sich der Herrschaft eines anderen über die Dinge zu rühmen, die bereit sind. Das taten seine Widersacher, wie wir gesehen haben, und wie der Apostel hier leise, aber nicht weniger scharf sagt.
Aber der Christ hat einen gerechten Grund, sich zu rühmen. Es gibt jemanden, dessen wir uns rühmen dürfen und sollen, nicht unserer selbst, sondern des Herrn. So sagte der alte Prophet, als die Juden entweder Götzen rühmten oder dem Herrn misstrauten, der ihre Eitelkeit aufdeckte und ihr Abweichen von Ihm selbst bestrafte. So wiederholt der Apostel das jetzt an die Gläubigen in Korinth. Sich des Herrn zu rühmen, ist recht für ihn und gut für uns; sich anderswo zu rühmen, ist eine Gefahr und auch eine Täuschung. Es verbindet sich mehr oder weniger unmittelbar mit dem Ich. „Denn nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt“ (V. 18).