Behandelter Abschnitt 2Kor 11,1-15
Der Apostel liebte es, sich im Dienst für Christus oder die Gläubigen zu verausgaben. Er gönnte sich kein Wort über sich selbst, sogar wenn die Gelegenheit es verlangte, zumindest wenn es wie Selbstverteidigung aussehen konnte. Seine Weisheit wie seine Freude war es, von Christus zu zeugen. Von sich selbst zu sprechen, sogar als sein Diener, hält er für „Torheit“, wie notwendig es auch sein mag. Aber es gehört zur Taktik des Feindes, einen wahren Diener des Herrn zu schwächen und zu erniedrigen und, wenn möglich, zu zerstören, nicht weniger als diejenigen aufzurufen, die ihrem eigenen Bauch dienen und durch ihre schöne Rede und ihre Scheinheiligkeit die Herzen der Arglosen verführen. Denn kann etwas mehr dazu dienen, das Zeugnis für Christus zu vereiteln, als den Träger desselben in seinen Motiven, Wegen und Zielen zu schwärzen? Daher wendet sich der Apostel, als Gegenstand unaufhörlicher Verleumdung der Gläubigen in Korinth durch selbstsüchtige Männer, die in Wirklichkeit Satans Werkzeuge waren, um Christus zu entehren und die Versammlung zu verderben, an die notwendige Aufgabe, seinen Namen, der in seiner eigenen Person und seinem Dienst angegriffen wurde, zu rechtfertigen, wenn auch widerstrebend.
Dass ihr doch ein wenig Torheit von mir ertragen könntet! Doch ertragt mich auch! Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen. Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so euer Sinn verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber dem Christus. Denn wenn der, der kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr es gut.
Denn ich meine, dass ich in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln nachstehe. Wenn ich aber auch ein Unkundiger in der Rede bin, so doch nicht in der Erkenntnis; sondern in jeder Weise sind wir in allem euch gegenüber offenbar geworden. Oder habe ich eine Sünde begangen, indem ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet, weil ich euch das Evangelium Gottes umsonst verkündigt habe? Andere Versammlungen habe ich beraubt, indem ich Lohn empfing zu eurer Bedienung. Und als ich bei euch anwesend war und Mangel hatte, fiel ich niemand zur Last (denn meinen Mangel erstatteten die Brüder, die von Mazedonien kamen), und ich hielt mich in allem euch unbeschwerlich und werde mich so halten. Die Wahrheit Christi ist in mir, dass mir dieses Rühmen in den Gegenden von Achaja nicht verwehrt werden soll! Warum? Weil ich euch nicht liebe? Gott weiß es.
Was ich aber tue, werde ich auch tun, damit ich denen die Gelegenheit abschneide, die eine Gelegenheit wollen, damit sie in dem, worin sie sich rühmen, befunden werden wie auch wir. Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird (11,1–15).
Er entschuldigt sich zunächst dafür, dass er nicht nur von Christus, sondern auch von sich selbst sprechen muss. Doch wenn jemand auf die Gläubigen in Korinth eifersüchtig sein könnte, so doch er, der sie (so ist sein ausdrucksvolles Bild) mit einem Mann verlobt hat, um in ihnen eine keusche Jungfrau für Christus darzustellen. Das ist die Bestimmung der Gläubigen; sie werden geliebt, gewaschen, geheiligt und gerechtfertigt im Hinblick auf diese innige Beziehung zu Christus, die für den Apostel höchst real und sicher war, nicht so für die, die den Standard der zukünftigen Hoffnung und der gegenwärtigen Absonderung und der bewussten Nähe in Liebe und Heiligkeit zu Christus herabsetzten, indem sie der Bequemlichkeit in diesem Leben und der Verbindung mit der Welt in ihren Zielen und Wegen, ihrer Philosophie oder sogar Religion zustimmten. Es ist nicht nur so, dass wir hier keine bleibende Stadt haben und die kommende suchen, sondern dass wir jetzt einem Mann, nämlich Christus, verlobt sind und aufgerufen sind, nicht nur das Verhalten, sondern auch unpassende Gedanken und Gefühle zu beurteilen. Und da Paulus die Gläubigen in Korinth auf diese Weise verlobt hatte, konnte er nicht anders als eifersüchtig sein auf das Einschleichen von so vielen Dingen, die damit unvereinbar waren, sie Christus als keusche Jungfrau darzustellen?
Denn es war nicht nur ein Versagen durch Unachtsamkeit: Es wurden falsche Prinzipien vermittelt, und einige genossen das Gift. So fährt er fort: „Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, so euer Sinn verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber dem Christus“ (V. 3). In dem Maß, in dem Christus für jemanden eine lebendige Person ist, wird die Realität des Widerstands Satans erkannt. Die Unempfindlichkeit gegenüber den Machenschaften des Feindes als echtem und aktivem Gegner, dem es zu widerstehen gilt, ist das schreckliche Anzeichen für einen Unglauben, der in der Christenheit verbreitet ist und zunimmt. Wie viele Christen gibt es, die geringschätzig genug von den Gläubigen in Korinth denken und reden, die selbst noch lauer sind, nicht nur in den Wegen, sondern auch im Glauben! Satan ist für sie kaum mehr als ein abstrakter Begriff, ein idealer Ausdruck der Macht des Bösen. Soweit waren die Angesprochenen, so arm sie auch geistlich sein mochten, von solchem Unglauben entfernt, dass der Apostel ohne Zögern auf die Schlange verweisen konnte, die Eva verführte. Die Geschichte des Sündenfalls im ersten Buch Mose war noch eine unbestreitbare Wahrheit für alle, die den Namen des Herrn anriefen; sogar die Art und Weise, wie der Versucher sich näherte, erwies sich als keine Schwierigkeit, wie es für viele Menschen seither der Fall war, und das zu ihrem nicht geringen Verlust. Die Schrift hielt die einfache, nüchterne, ernste Wahrheit fest, die das ganze Heidentum in einer mehr oder weniger zur Fabel geformten traditionellen Hülle bezeugt. Und der verborgene Feind, der sich der Schlange bediente, ist immer noch aktiv wie eh und je, und verdirbt jetzt unter dem Christentum die Gedanken der Gläubigen von der Einfachheit der Wahrheit über den Christus. Für die lediglich bekennende Masse wird das Ende der Abfall sein und der Mensch der Sünde offenbart werden, „dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen“ (2Thes 2,9.10).
Und was hatten sie, um eine Geringschätzung oder Verfremdung zu rechtfertigen? „Denn wenn auch der, der kommt, einen anderen [ἄλλον] Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen [ἕτερον] Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr es gut“ (V. 4). Denn keine dieser Segnungen verdankten sie einem anderen Kanal als dem Apostel; ihn hatten sie leichthin geachtet, während sie bereit waren, die selbstherrlichen Männer zu ehren, die sich aufgemacht hatten, um auf seiner Grundlage zu lehren, und die Zwölf nur nannten, um Paulus herabzusetzen. „Denn ich meine, dass ich in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln nachstehe. Wenn ich aber auch ein Unkundiger in der Rede bin, so doch nicht in der Erkenntnis; sondern in jeder Weise sind wir in allem euch gegenüber offenbar geworden“ (V. 5.6). Sie hatten alle die größte Erfahrung mit dem Apostels in allem gemacht; und wie in der Kraft, so auch im Wissen, wussten sie, dass er hinter niemandem zurückstand, es sei denn in der Rhetorik der Schulen, die der griechische Verstand überbewertete.
Aber niedrig gesinnte Menschen missverstehen und verachten jene Demut und Liebe, zu der sie selbst nicht fähig sind; und es gab einige in Korinth, die sich an Stellung und Mittel klammerten, da sie unempfänglich für die Gnade des Apostels waren, mit seinen eigenen Händen zu arbeiten, oder zumindest keine Hilfe aus dem reichen Korinth zu erhalten. „Oder habe ich eine Sünde begangen, indem ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet, weil ich euch das Evangelium Gottes umsonst verkündigt habe? Andere Versammlungen habe ich beraubt, indem ich Lohn empfing zu eurer Bedienung. Und als ich bei euch anwesend war und Mangel hatte, fiel ich niemand zur Last (denn meinen Mangel erstatteten die Brüder, die von Mazedonien kamen), und ich hielt mich in allem euch unbeschwerlich und werde mich so halten“ (V. 7–9). Bereit, um jeden Preis selbst überall zu evangelisieren, fühlte sich der Apostel an manchen Orten frei und glücklich, nicht nur von Einzelnen, sondern auch von Versammlungen etwas anzunehmen, indem er mit Gott in Gnade und Demut voranging; wenn der Geist der Welt vorherrschte, war er zurückhaltend und wollte nichts empfangen. Das allgemeine Prinzip blieb erhalten: „denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ (Lk 10,7). „So hat auch der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben“ (1Kor 9,14). Aber der Apostel legte zwar fest, was richtig ist, konnte aber in der Gnade darüber hinausgehen und tat es auch, indem er es nicht für sich selbst, sondern für Christus einsetzte, wo immer seine Herrlichkeit es erforderte. Von den armen mazedonischen Brüdern empfing er; von den wohlhabenden Korinthern nahm er nichts an. O welch ein Gegensatz ist das heute in der Christenheit! Er sprach auch nicht so, um ihre Freigebigkeit in der Zukunft hervorzulocken, denn wie er sich verhalten hatte, so würde er es auch in Zukunft tun. „Die Wahrheit Christi ist in mir, dass mir dieses Rühmen in den Gegenden von Achaja nicht verwehrt werden soll!“ (V. 10). War er nun enttäuscht und verbittert? „Warum? Weil ich dich nicht liebe? Gott weiß es“ (V. 11). Es war in der Tat so, dass er sein einförmiges Leben in Korinth und seither verleugnete.
Sein wahres Motiv erklärt er: „Was ich aber tue, werde ich auch tun, damit ich denen die Gelegenheit abschneide, die eine Gelegenheit wollen, damit sie in dem, worin sie sich rühmen, befunden werden wie auch wir“ (V. 12) – eine billige Prahlerei, wo Menschen Überfluss haben und keine selbstverleugnende Hingabe brauchen. „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen“ (V. 13). Damals war der Anfang jener bösen Wege am Werk, die bald eine klerikale Gruppe bildeten, die unter der erfundenen Behauptung einer apostolischen Nachfolge sogar auf den Anspruch auf die Gabe Christi verzichtete. Solche Menschen widersetzten sich damals dem Apostel in Person, wie sie sich jetzt seiner Lehre widersetzen. Ist das verwunderlich, wenn, wie der Apostel uns erinnert, „Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (V. 14.15).