Behandelter Abschnitt 2Kor 9,1-7
Doch der Apostel hat noch viel mehr zu einem Thema zu sagen, das in der Versammlung so ständig und oft dringend gebraucht wird, wo die Armen immer im Überfluss vorhanden sind. Er hatte den Korinthern das leuchtende Beispiel der mazedonischen Gläubigen vor Augen geführt, ungeachtet der von Natur aus wenig verheißungsvollen Umstände. Und das hatte den Apostel angeregt, Titus zugeredet hatte, diese Gnade auch in Achaja zu vollenden, die die Korinther vor einem Jahr begonnen hatten. Nicht, dass er durch ein Gebot sprach, sondern durch den Eifer der anderen und den Beweis für die Echtheit ihrer Liebe, indem er ihnen die unvergleichliche Gnade unseres Herrn Jesus Christus vor Augen stellte, die in ihnen wirken sollte. So sorgte Gott, als Er Israel das Manna gab, dafür, dass bei aller Ungleichheit in der Sammlung keiner Überfluss und keiner Mangel haben würde: Sollte es in der Versammlung weniger Rücksicht aufeinander geben? Die Liebe wollte nicht den Fall derer, noch Druck auf diese, sondern vielmehr ein Prinzip der Gleichheit in der gegenseitigen Rücksichtnahme aufeinander, und das überall, wo die Versammlung zu finden ist. Dann legt er den herzlichen Fleiß in dieser Sache des Titus dar, der sich mit zwei anderen Brüdern dessen angenommen hatte, was in Korinth noch zu tun war; denn so hatte der Apostel dem Beitrag Bedeutung verliehen, während er ihn vor der kleinsten Unterstellung des Bösen bewahrte und die Korinther aufforderte, ihre Liebe und sein eigenes Rühmen ihnen gegenüber geltend zu machen.
Denn was den Dienst für die Heiligen betrifft, so ist es überflüssig für mich, euch zu schreiben. Denn ich kenne eure Bereitschaft, deren ich mich euretwegen den Mazedoniern gegenüber rühme, dass Achaja seit vorigem Jahr bereit gewesen ist; und euer Eifer hat viele angespornt. Ich habe aber die Brüder gesandt, damit nicht unser Rühmen über euch in dieser Beziehung zunichtewürde, damit ihr, wie ich gesagt habe, bereit seid, damit nicht etwa, wenn die Mazedonier mit mir kommen und euch nicht bereitfinden, wir – dass wir nicht sagen, ihr – in dieser Zuversicht beschämt würden. Ich hielt es daher für nötig, die Brüder zu bitten, zu euch vorauszuziehen und diesen euren zuvor angekündigten Segen vorher zuzubereiten, dass er so bereit sei als Segen und nicht als Habsucht. Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten. Ein jeder, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott (9,1–7).
Aus Galater 2,11 wissen wir, wie ernst unser Apostel wie die anderen in Bezug auf das allgemeine Prinzip war, und wie in diesem besonderen Fall sein Herz zu den bedrängten Gläubigen in Jerusalem ausging, nicht weniger, weil sein Teil des Werkes nachdrücklich den Nationen galt. Aber seine Zartheit ist hier nicht weniger auffallend und lehrreich, wo er den Gläubigen in Korinth die gleiche Liebe zugesteht, die sein eigenes Herz überflutete: „So ist es überflüssig für mich, euch zu schreiben“ (V. 1). Sie waren es selbst von Gott gelehrt geworden. Warum schrieb er dann so ausgiebig? Nicht, weil er ihre Bereitschaft nicht kannte; nicht, weil sie es versäumt hatten, ihm Grund zu geben, sich dessen zu rühmen, was Gott in dieser Hinsicht gewirkt hatte; denn wie er sich im letzten Kapitel rühmte, dass die Mazedonier über ihre schwierigen und bedürftigen Umstände triumphierten, indem sie der armen Gläubigen in Judäa großzügig gedachten, so lässt er jetzt die Gläubigen in Korinth wissen, dass er sich sogar gegenüber den Mazedoniern rühmte, und zwar ganz besonders in ihrer Vorbereitung auf diesen Ruf vor einem Jahr.
Daher kommt es zweifellos, dass er in seinem Eifer für sie selbst und die Ehre des Herrn in ihnen und im Streben nach dem glücklichen Fließen der Liebe in jeder Hinsicht davon spricht (im Aorist des Briefes), die Brüder zu schicken, von denen am Ende des vorigen Kapitels die Rede ist, um sich in diesem Punkt vor einem Missgeschick in seinem Rühmen für sie zu hüten. Er wollte, dass sie jenseits der Gefahr einer Enttäuschung vorbereitet waren, soweit seine Bemühungen dies sicherstellen konnten. Wie schmerzlich für ihn, um nicht zu sagen, für sie, wäre es, wenn Brüder aus Mazedonien kämen und Unzulänglichkeiten ausgerechnet bei den Gläubigen fänden, deren Bericht über ihren Eifer so mächtig auf sie eingewirkt hatte! Welche Schande auf allen Seiten, wenn sich dieses Vertrauen in die Korinther nicht als begründet erweisen sollte! Er wünschte, wie wir aus 1. Korinther 16 wissen, nicht, dass es Sammlungen gäbe, wenn er selbst käme; denn er wollte sich vor Übereilung auf der einen Seite oder persönlicher Beeinflussung auf der anderen Seite oder böswilligen Unterstellungen hüten. Aber seine Liebe zu ihnen und sein Wunsch nach der Herrlichkeit des Herrn in diesem Bereich veranlassten ihn, Titus und seine beiden Begleiter zu ermahnen, vorher nach Korinth zu gehen und vor seiner eigenen Ankunft den versprochenen Segen zu vollenden (vgl. für diesen Gebrauch von „segnen“ 1Mo 33,11; Ri 1,15; 2Kön 5,15). Es ist Liebe nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit (1Joh 3,18).
Die Sehnsucht des Apostels war nicht nur, dass ihre vorgeschlagene Wohltätigkeit bereit sein sollte, sondern in einer solchen Art als Segen, und nicht als Begehrlichkeit, um so der Gefahr auf beiden Seiten zu begegnen. So wie er möchte, dass es ein Segen für die Geber ist, weist er alle Begehrlichkeit für die Empfänger für die armen Gläubigen zurück. Er scheint seine Vorsicht nicht auf die ersteren zu beschränken, noch in der Begehrlichkeit auf einen geizigen Geist anzuspielen, ebenso wenig wie er πλεονεξίαν (Habsucht) zu „Hartnäckigkeit“ macht, statt des Wunsches, mehr zu haben, der bald in trickreiche Mittel ausartet, um mehr zu bekommen.
Doch dies fügt er noch hinzu, eine heilsame Sache, an die man sich erinnern sollte, die eine Wahrheit in Gottes moralischer Regierung ist und von großer Bedeutung in unserem Leben auf der Erde: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten; und wer mit Segen sät, wird auch mit Segen ernten. Es ist keine Frage der Entsprechung in der Art, sondern es kann auch geistlicher Segen sein und so viel besser. Dennoch ist es wahr, und besonders unter Gottes Volk, wie es immer war (siehe Spr 11,24.25). In der Tat wimmelt es in der Schrift in der einen oder anderen Form davon; und die Erfahrung ist der sichere und deutliche Kommentar. Gott verachtet nicht, was den armen Gläubigen gegeben wird; aber die Gesinnung des Gebens ist viel wichtiger als die Gabe. Deshalb knüpft der Apostel an die soeben angewandten Spruch an: Ein jeder, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat: „nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“, indem er Sprüche 22,8 (Alex. LXX) zitiert. Zu missgönnen und sich zu grämen über das, was gegeben wird, ist eines Gläubigen, der Ihm angehört, unwürdig. Es zu fordern ist nicht weniger unwürdig für seinen Diener. Wie nötig ist hier wie überall der Glaube! Wie energisch ist die Liebe, die in diesem wie in allem anderen praktisch unsere einzige gebührende Quelle ist, ungeachtet der Ermutigungen, die Gott denen geben mag und gibt, die die Gnade berufen und gestärkt hat, auf dem Weg Christi zu wandeln! Er selbst, der souveräne Geber alles Guten, liebt es, den Widerschein seiner Gnade und seines Segens in seinen Kindern zu sehen.