Behandelter Abschnitt 2Kor 6,4-7a sondern uns selbst in allem als Gottes Diener erweisen, in vielem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufständen, in Mühen, in Wachen, in Fasten; in Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Güte, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes (6,4–7a).
Zuvor in diesem Brief (Kap. 3) haben wir den Charakter des Dienstes gesehen. Im Gegensatz zum Dienst des Todes und der Verdammnis, wie er im Gesetz, das in Stein gemeißelten war, festgelegt ist, ist er vom Geist und von der Gerechtigkeit, wobei der Geist gegeben und die Gerechtigkeit dem Gläubigen aufgrund der Erlösung durch Christus offenbart wird. Später (Kap. 5) sahen wir ihren Ursprung in dem Gott, der uns durch Jesus Christus mit sich selbst versöhnt, und in geeigneten Werkzeugen, die durch souveräne Gnade berufen und befähigt sind und denen Er den Dienst der Versöhnung gegeben hat: wie es „Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend, und er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt“ (5,19). Und wie alle Gedanken und Gefühle der Menschen unermesslich hinter der einfachen, aber tiefen Wahrheit Gottes zurückbleiben, die hier bekanntgemacht wird, so erhebt sich die Aussage des Apostels über den Geist und die Art ihrer Ausübung über alle Praktiken und Theorien der Christenheit, die nie so fremd, nie so niedrig ist, als wenn sie sich dem hochmütigsten Stolz hingibt. Und kein Wunder, denn dann ist es am weitesten von Christus entfernt; und Christus gibt uns hier wie überall allein die Wahrheit. Unter dem Gesetz war das Priestertum das Merkmal, das Eingreifen einer repräsentativen Klasse, die damit beauftragt war, die Interessen seines Volkes vor Gott zu vertreten, das sich nicht seiner heiligen Gegenwart für seine eigenen Bedürfnisse oder seinen Segen nähern konnte. Unter dem Evangelium ist das Amt nicht weniger charakteristisch, da es das Werkzeug der aktiven Liebe Gottes ist, sowohl in der Versöhnung seiner Feinde, wie sie sich zur ganzen Schöpfung unter dem Himmel ausstreckt, als auch in der Auferbauung der Gläubigen, die in einem Geist alle in einen Leib getauft wurden und alle mit einem Geist getränkt wurden. Christus ist der vollste Ausdruck dieser Liebe in ihrer Tätigkeit sowohl für die Welt als auch für die Gläubigen; und diejenigen, die den Willen und die Herrlichkeit Gottes begehren, haben Ihn als den Prüfstein aller Dinge vor Augen.
Wir wissen, dass es so bei dem Apostel war; und so ist hier die Offenbarung des Geistes, in dem Gott seinen Dienst ausgeübt haben möchte. Er meinte es nie nur für die Kanzel, wie die Menschen sagen, noch für festgelegte Anlässe, noch in einem kleinen oder größeren eigenen Bereich, noch als eine Angelegenheit von verbrieften Rechten oder von persönlicher Autorität. Die Bekehrung korrigierte nicht von selbst die Tendenz sogar bei den Aposteln in eine Richtung, die Christus am meisten entgegengesetzt war. „Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen für den Größten zu halten sei. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die, die Gewalt über sie ausüben, werden Wohltäter genannt. Ihr aber nicht so; sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste, und der Führende wie der Dienende. Denn wer ist größer, der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Nicht der zu Tisch Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende“ (Lk 22,24-27). Die erste Eigenschaft, die uns hier vor Augen gestellt wird, ist also, dass wir uns „in allem als Diener Gottes erweisen“; wenn nicht als seine Diener, was sind wir dann? Schlimmer als nutzlos. Und das als ein festes Ziel des Dieners, nicht hin und wieder, auch nicht nur in bestimmten Verpflichtungen, sondern in allem als Gottes Diener erweisen.
Es fällt vielleicht auf, dass in dieser Version „als Gottes Diener“ vor dem Partizip steht, während es im Griechischen darauf folgt. Der Grund dafür ist, dass unser Idiom die im Original richtige Reihenfolge wegen der eindeutigen Kasusendung nicht zulässt. Die Authorised Version drückt wirklich ὡς θεοῦ διακόνους (als Gottes Diener) aus, was die Lesart des Clermont-Manuskripts ist, und zwar umso außergewöhnlicher, weil das entsprechende Latein „sicut Di [Dei] ministri.“ Die Vulgata verfällt in den Fehler, ὡς θ. διάκονοι mit „sicut Dei ministros“ zu übersetzen. Wenn man im Englischen dieselbe Reihenfolge wie im Griechischen anstreben würde, müsste man meiner Meinung nach „sollte“ hinzufügen; denn mit dem Unterschied der Konstruktion ist ein Unterschied im Sinn verbunden, und der der Satz des Apostels drückt genau das aus, was der Zusammenhang erfordert. Wäre es der Akkusativ, διακόνους, wäre die Bedeutung, dass wir uns13 als fähig, Gottes Diener zu sein, erweisen, während mit dem Nominativ διάκονοι, wie es ist, die Kraft ist, dass wir uns in allem in der Eigenschaft seiner Diener erweisen.
Was ist also die wichtigste Eigenschaft, die gesucht wird? „In viel Geduld“ oder „Ausharren“. So der Apostel in 2. Korinther 12,12, wo er „alles Ausharren“ oder Geduld vor Zeichen und Wunder und Machtwerke als apostolische Beweise setzt. Gott selbst wird der Gott der Ausharrens genannt, nicht weniger als des Trostes oder der Ermunterung, und dies mit dem Ziel, den Gläubigen zu befähigen, einander gleichgesinnt seien, Christus Jesus gemäß; noch gibt es einen glücklicheren Beweis der moralischen Kraft in seinen Dienern als eine solche Beständigkeit angesichts von Leiden, Widerstand, Prüfung und Versuchung. Wenn man ungeduldig ist, wird man vom Bösen überwältigt, anstatt es mit dem Guten in der Demut zu überwinden.
Dann folgt eine dreifache Aufzählung der verschiedenen Arten, in denen das Ausharren erprobt wird: „in Bedrängnissen, in Nöten, in Schwierigkeiten“. „Bedrängnisse“ oder Trübsale (θλίψεις) sind Beispiele des Druckes, die jeder Gläubige in der Welt hat. Wir sind dazu bestimmt und müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen (Apg 14,22). Nöte (ἀνάγκαι) drücken Bedrängnisse aus, die die Form von Not oder Zwang annehmen und so, wie die frühen griechischen Schreiber bemerkten, auf eine Zunahme des Leidens hinweisen; so wie Ängste (στενοχώριαι) auf solche Bedrängnisse hinweisen, die einen Menschen einschließen, ohne Raum, sich bewegen oder zu umdrehen zu können.
Als Nächstes folgen besondere Zufügungen, „in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufständen“. Zu der ersten dieser drei nennt der Apostel noch die Tatsache, dass er von den Juden fünfmal vierzig Schläge weniger einen erhalten hatte und dreimal gegeißelt worden war (2Kor 11,24). Von den „Gefängnissen“ wissen wir nur von einem, das in Apostelgeschichte 16 ausführlich berichtet wird, zweifellos wegen seiner bedeutsamen Verbindung mit der ersten Ausbreitung des Evangeliums in Philippi; aber in 2. Korinther 11,23 ist die Rede davon, dass der Apostel „in Gefängnissen überreichlicher“ war, so dass wir wissen, dass solche Schmach sein Los war. Es bleibt in „Aufständen“ (ἀκαταστασίαις), was einige auf die erzwungenen Veränderungen des unsteten Lebens des Apostels anwenden, indem sie 1. Korinther 4,11 mit Jesaja 54,11 vergleichen. Und so nicht nur die Modernen, sondern offenbar auch Chrysostomus. Dennoch unterstützt der neutestamentliche Sprachgebrauch solch eine Bedeutung nicht, sondern entweder einen „Aufruhr“ in der Welt oder „Verwirrung“ unter den Gläubigen; und hier bestätigt der Zusammenhang das Erstere: eine Prüfung, die jemanden mit geordneten Gewohnheiten schockiert. Aber wir sehen in der Apostelgeschichte, wie oft dies dem Apostel in seinen Predigten widerfuhr; und zweifellos sehr viel häufiger, als diese Begebenheit zeigt.
Dann gehen wir von den auferlegten zu den freiwilligen Prüfungen über, „in Mühen, in Wachen, in Fasten“, die nicht das geringste Zeugnis von anhaltender Hingabe sind. Die Sprache deutet hier so klar auf das eigene Wirken hin, dass es überflüssig erscheinen könnte, noch ein Wort dazu zu sagen. Aber die Heilige Schrift verhält sich wie kein anderes Buch; und das sowohl in den Händen von Freunden als auch von Feinden. Dr. Bloomfield wird sagen, dass diese Anwendung auf freiwillige Leiden nicht nur unbegründet ist, sondern auch erfunden wurde, um mönchische Entbehrungen zu unterstützen; und dass κόποις sich sehr wohl auf seine körperlichen Strapazen bei seinem Beruf beziehen kann, ἀγρυπνίαις auf die Verkürzung der Ruhezeit, um durch Überstunden in der Nacht das Evangelisieren am Tag auszugleichen, und νηστείαις auf die karge Kost, die einem solchen Beruf folgen muss. Aber 2. Korinther ist die wahre Parallele, und nicht nur 1. Korinther 4; und in Ersterem haben wir „Fasten“ ausdrücklich von „Hunger und Durst“ unterschieden, eindeutig als freiwilliges von unfreiwilligem Leiden. Nein, die „Mühen, Wachen, Fasten“ des Apostels hatten mit dem Evangelium und der Versammlung zu tun, wie auch mit einzelnen Menschen, und standen ganz über den Umständen des guten oder schlechten Handels.
Aber jetzt wenden wir uns von den Umständen und Leiden zu einer ganz anderen Klasse, zu den Eigenschaften, die Gott in seinem Dienst sucht: „in Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Güte, in [dem] Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe, in [dem] Wort der Wahrheit, in [der] Kraft Gottes“ (V. 6.7). Da ist also nicht nur Ausharren angesichts von Feindschaft und Widerstand, sondern die Ausübung all dessen, was heilig und weise, langmütig und gnädig ist, und das alles nicht nur in Liebenswürdigkeit, sondern in ungeheuchelter Liebe, ja im Heiligen Geist, und daher im Wort der Wahrheit und in der Kraft Gottes, nicht mehr menschlicher Weisheit und Fähigkeit, damit ihre Vortrefflichkeit von Ihm sei und nicht vom Menschen, wenn auch durch ihn.
13 „In pressuris, complures patent viae, sed difficiles; in necessitatibis, una, difficilis; in angustiis, nulla.“ Beng. Gn. in l.↩︎