Behandelter Abschnitt 2Kor 4,16-18
Es gibt also neben dem Bewusstsein äußerster Schwachheit und des Einwirkens geistliche Kräfte der mächtigsten Art, die angesichts aller Prüfungen und Leiden den Glauben an das, was Gott in dem auferstandenen Christus bereits gewirkt hat, die Hoffnung auf das, was Er für uns vorgesehen hat, die wir an Ihn glauben, tun wird, und die Liebe, die alles zum Segen derer beiträgt, die dem Vater und dem Sohn so wertvoll sind, aufrechterhalten.
Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch unser innerer Tag für Tag erneuert. Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig (4,16–18).
Auf solcher göttlichen Grundlage verwirft der Apostel alle Gedanken des Nachgebens und spricht sich dafür aus, unerschrocken weiterzugehen. Vergnügen, Bequemlichkeit, Ehre kommen für die Gegenwart nicht in Frage; nein, Schmerz, Trübsal, Anfechtung, Verachtung, Widerstand, alles, was den äußeren Menschen zermürben könnte, ist sicher, wenn der Weg Christi beschritten wird. Aber in all diesen Dingen ist das Leben des Geistes. Die Gnade wendet sich uns durch Christus zu, und das sogar jetzt, was dem Leben des Menschen in dieser Welt am meisten zuwider zu sein scheint. Sei es auch, dass es vergeht, so wird doch der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert (V. 16). Es ist nicht so, dass der Gläubige bereiter wird, des Erbes der Heiligen im Licht teilhaftig zu werden, denn das beruht auf Christus und seiner Erlösung. Doch es gibt ein geistliches Wachstum, eine neue Natur und ein sicheres Urteil über die Dinge um uns her, es gibt eine geringere Wertschätzung für das, was einmal anziehend war, und eine ungeteiltere, sich vertiefende Freude am Herrn und den Seinen hier wie in den himmlischen Dingen. Das kleine Kind wird nicht nur ein junger Mann, sondern ein Vater (1Joh 2). Christus ist unbeirrbarer die Anziehungskraft und der Maßstab des Denkens, Fühlens und Verhaltens, von allem; während das Fleisch und die Welt nicht nur untergehen, sondern schonungslos verurteilt werden, während man durch alles hindurchgeht, was sonst enttäuscht und gequält hätte, jetzt mit Ruhe und sogar Dankbarkeit betrachtet.
Das ist so wahr, dass der Apostel nicht zögert, einen so vernichtenden und erbarmungslosen Sturm der Prüfung, der sich in immer neuen Schlägen und fortwährendem Kummer wiederholt, als „das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal“ zu bezeichnen. Doch wer hat jemals ein solches Leiden gesehen, ja erdacht, außer der, mit dem sich keiner vergleichen kann? Und seine Gnade ist es, die so wirkt und stärkt, damit zu rechnen. Das Leichte des Leidens! Und zwar in übermäßigen Schlägen, häufig in Gefängnissen, oft in Todesangst. Doch warum all das aufzählen, was kein empfindsamer Leser vergessen haben kann? Augenblicklich in ihm, der kaum ein Aufhören von beispiellosen Gefahren, Qualen und Mühen kannte! Und doch war er voll guten Mutes. „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ (V. 17). Darauf blickte er und erntete auch jetzt schon nicht wenig Segen, und so verband er das Geistliche auf dem Weg mit dem Ende in der Gegenwart des Herrn in der Zukunft in Worten, die sich um einen angemessenen Ausdruck der Wahrheit bemühten.
Wir dürfen die Betonung nicht unbegründet auf das „indem“ legen, das den letzten Vers in unserer Sprache einleitet. Es ist hier nicht der Ausdruck der Zeit mit Nachdruck, als ob der Segen nur während der Betrachtung der Dinge, die vor unseren Glauben gestellt sind, andauern würde, wie wichtig es auch sein mag, dass unsere Betrachtung ununterbrochen andauert. Der Apostel sagt nur, dass dies der gebührende Gegenstand unserer Betrachtung sei, dass wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare achten sollen, mit der Erklärung oder Begründung: „denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (V. 18).
Wer gibt nicht zu, außer den niedrigsten Skeptikern, dass die Befreiung vom Gegenwärtigen und Vergänglichen die wahre Macht ist? Wer empfindet, wie er sollte, die Einfachheit, mit der Christus, so wie Er uns jetzt offenbart ist und die unsichtbaren und ewigen Dinge offenbart, dieses mächtige Werk in denen vollbringt, die glauben? Wie sollte der Christ nicht das Evangelium von seiner Herrlichkeit schätzen?