Behandelter Abschnitt 2Kor 4,12-15
Vers 12 ist der Abschluss dieses Teils des Themas, des Dienstes Christi in göttlicher Liebe und Selbstverleugnung, der für den Diener den Tod ebenso sicher bewirkt wie das Leben für die Gläubigen, denen er dient. Das galt für den Meister in vollster Weise; es bestätigt sich in denen, die Ihm in der Arbeit der Liebe folgen, gerade so weit, wie sie Ihm treu sind.
Daher wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch. Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (gemäß dem, was geschrieben steht: „Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet“), so glauben auch wir, darum reden wir auch, da wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch darstellen wird; denn alles ist um euretwillen, damit die Gnade, überreich geworden durch die Vielen, die Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lasse (4,12–15).
Es ist eine völlige Verkennung der einleitenden Worte, anzunehmen, dass sich hier die geringste Annäherung an eine vernichtende Zurechtweisung verbirgt, wie in 1. Korinther 4,8-14. Calvin und andere haben das gedacht, aber es gibt keinen wirklichen Grund, daran zu zweifeln, dass der Apostel ganz einfach die gegenwärtige Wirkung des Dienstes für Christus darlegt, wenn sein Geist und seine Gnade in einer solchen Welt und einem solchen Zustand wie diesem regieren. Es ist der Tod dessen, der in der Arbeit die Zuneigungen und Gedanken Christi teilt. Ständiges Ausgesetztsein in der Prüfung, gewohnheitsmäßiges Erleben von Kummer, Spott, Verleumdung, Widerstand, Feindschaft auf der einen Seite; und auf der anderen Seite Hoffnungen, Ängste und Enttäuschungen; eine unaufhörliche Folge von allem, was den Geist betrüben kann, und damit Bedrängnis, kann nicht umhin, ihr Werk in dem zu tun, der so Christus und den Gläubigen um seinetwillen dient. Aber angesichts all dessen, trotz des Bösen und kraft der Gnade, wird den Gläubigen geholfen, werden sie gestärkt, gereinigt, getröstet und gesegnet. „Daher wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch“ (V. 12). Der Apostel, der sich gewohnheitsmäßig abmühte und litt, war durch und durch zufrieden und freute sich über den Gewinn der anderen: Wenn er sich körperlich aufrieb, wurden die, denen er diente, in dem weitergeführt, was unvergänglich ist. Der wahrhaftig ausgeführte Dienst Christi kostet alles hier auf der Erde, aber der Segen ist schon jetzt angemessen; und was wird das Ergebnis in der Herrlichkeit sein? Nicht nur wurde denen, die glaubten, das Leben in Christus gegeben, sondern es wurde genährt, ausgeübt und entwickelt durch die Dienste der Wahrheit, deren Quelle und Charakter und Kraft die Gnade war, in Gegenwart der tiefsten Schande und des Schmerzes und allem, was darauf abzielte, zu entmutigen, und sich doch immer über die Hindernisse zu erheben und auszuharren, wie groß auch die Schwachheit sein mochte, nicht nur im Hinblick auf den Tod, sondern der Tod wirkte bereits.
Aber in Christus ist die Kraft der Auferstehung, jetzt im Glauben, nach und nach in der Tat, so wie der Geist Christi den frühen Psalmisten in den Tagen des Leides singen ließ: „Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (gemäß dem, was geschrieben steht: ,Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet’○), so glauben auch wir, darum reden wir auch“ (V. 13). Keine Prüfung und kein Leid, nicht einmal der Tod selbst im Blick, kann dem Gläubigen den Mund stopfen: Er vertraut auf Gott und kann von Ihm aus und gut reden.
Die neutestamentliche Vollendung übertrifft auch die alttestamentliche Verheißung, denn wir können alles im Licht des gestorbenen und auferstandenen Christus lesen. Das ist unser bewusstes Wissen, bevor auch wir auferweckt und verherrlicht werden. Und so sollen wir auf einem gemeinsamen Prinzip mit Jesus stehen, im Gegensatz zu den Bösen, die sich weigern, an Ihn zu glauben, und nur durch göttliche Macht zum Gericht auferweckt werden. Anders verhält es sich mit den Gerechten oder Gläubigen, die aus seinem Leben leben und in denen der Geist Gottes seit der Erlösung wohnt. Sie erwarten, bei seinem Kommen verwandelt zu werden, um seine Herrlichkeit und Liebe in der Vollkommenheit ihres Zustandes zu genießen, wie sie es jetzt in seiner Person tun.
Die Auferstehung derer, die inzwischen entschlafen sind, ist aus der Mitte der Toten heraus, wie Er es war. Seine Auferstehung erklärt, dass es für den Gläubigen kein Gericht gibt, so sicher wie sie für die Welt ihre Gewissheit verkündet, wie der Apostel in Römer 4,25 und Apostelgeschichte 17,31 lehrt. Aber es ist ein Fehler, Epheser 2,6 oder Kolosser 2 und 3,1 zu benutzen, um die kritische Lesart σύν „mit“ gegen die üblichere διά „durch“ zu illustrieren. Denn diese Briefe, die vor allem unsere Verbindung mit Christus behandeln, lehren deutlich, dass wir bereits gestorben und mit Christus auferstanden sind, während unser Text nur von der Zukunft spricht. Am Nächsten kommt ihm vielleicht 1. Thessalonicher 5,10, wo gelehrt wird, dass unser Herr Jesus Christus für uns gestorben ist, damit wir, ob wir nun wachen oder schlafen, mit ihm zusammen leben sollen. Er ist es, der in dem einen das Leben der Herrlichkeit lebt, wie in dem anderen, der uns dazu auferweckt.
Und es wird hinzugefügt, dass Er „uns mit Jesus auferwecken und mit euch darstellen wird“ (V. 14). Alle Bemühungen von Meyer und anderen, jetzt, wie von einigen in früheren Zeiten, die Bedeutung auf die Befreiung von Gefahren oder Schwierigkeiten zu reduzieren, sind vergeblich. Hier ist es die Darstellung aller zusammen in der Herrlichkeit, ob die Diener oder die, denen in der Gnade gedient wird, alle werden auf einem gemeinsamen Prinzip mit ihrem Meister erhoben, der ihr Leben ist, nachdem Er für sie gestorben ist. Was sind die gegenwärtigen Prüfungen im Vergleich zu einer solchen Aussicht! Wie gesegnet, dass, wie nichts die Gläubigen von der Liebe Gottes, die in Christus ist, trennen kann, so wird Gott in der Herrlichkeit diejenigen bei sich haben, die auf der Erde allen Arten von trennendem und zerstörendem Einfluss ausgesetzt waren! „Denn alles ist um euretwillen, damit die Gnade, überreich geworden durch die Vielen, die Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lasse“ (V. 15). Was für eine Antwort des Apostels auf die Zuneigung Christi! Und sicherlich war sie nicht nur in Worten oder Empfindungen, sondern in Taten und Leiden, die ihre Wirklichkeit und Tiefe bewiesen. Es war ein Ausharren mit Freude in einer Liebe, die seiner Quelle für die Heiligen Gottes glich. Und er suchte dementsprechend nach Frucht, dass, wenn es solchen wie ihm selbst zufiel, im Dienst der Vielen zu leiden, die Gnade, die so wirkte, umso mehr verbreitet würde und Dankbarkeit von allen aufsteigen ließe, die den Segen zur Ehre Gottes ernteten.