Behandelter Abschnitt 2Kor 4,7-11
Das ist also das Wirken des Geistes und der Gerechtigkeit in Christus, die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in seinem Angesicht. Das ist der Schatz, den die Gnade gibt.
Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Überfülle der Kraft sei Gottes und nicht aus uns. In allem bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht umkommend; allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tod überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde (4,7–11).
So begegnet der Apostel dem natürlichen Gedanken der Menschen, den der fleischliche Verstand unter den Korinthern gegen ihn selbst aufbrachte, zu ihrem Schaden und zu seinem Leidwesen. Von einem Apostel erwarteten sie einen großartigen Redestil, hochtrabende Überlegungen und raffinierte Argumente sowie ein würdevolles und anziehendes Auftreten, das durch eine solche Entfaltung von Macht unterstützt wurde, dass es die ganze Welt überwältigen würde. Sie konnten daher nicht verstehen, dass jemand, der kein bisschen hinter den obersten Aposteln zurückstand, in Schwachheit und Furcht und vielem Zittern bei ihnen sein würde; und dass er aus Prinzip auf jeden Vorteil intellektueller Fähigkeiten und erworbener Gelehrsamkeit verzichten würde, auf alles, worin sich das Fleisch rühmen kann; ja mehr noch, dass er sich der Schwachheiten rühmen und alle Hinweise auf seinen hingebungsvollen Dienst und seine mächtigen Taten, Zeichen und Wunder, mit den großen und tiefgehenden Wirkungen seiner Predigt, als seine Torheit betrachten sollte. Er war in der Tat der bemerkenswerteste unter den Leidenden, nicht weniger als unter den Arbeitern. Doch er besteht darauf, dass, wenn er schwach war, er auch stark war. Worin er sich rühmte, war der Herr und seine Stärke, die in der Schwachheit vollkommen war. Zweifellos übertraf der Apostel alle anderen an Tiefe des Herzens und an Ausdauer für Christus und die Versammlung und das Evangelium, so auch hierin, wobei ihn das beständige Bewusstsein der Schwachheit und Unzulänglichkeit in Abhängigkeit vom Herrn hielt.
Hier legt er den allgemeinen Grundsatz fest. „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen“, und das, „damit die Überfülle der Kraft Gottes sei und nicht aus uns“ (V. 7). Der Schatz war nicht weniger wertvoll, weil er in den gröbsten Gefäßen aufbewahrt wurde. Der eigentliche Zweck ist, durch den Gegensatz des schwachen, zerbrechlichen und leidenden Menschen deutlich zu machen, dass es die Macht Gottes ist. Auf der einen Seite eine Offenbarung der Gnade und Wahrheit, die in alle Tiefen des Bösen hinabsteigt und so vollständig befreit, dass solche, die einst Sklaven Satans waren, durch den Geist in die engste lebendige Verbindung mit dem im Himmel verherrlichten Christus gebracht werden; auf der anderen Seite die Gefäße dieser befreienden Kraft, die nicht einem gelegentlichen Angriff des Feindes ausgesetzt sind, sondern von Gott angesichts des ständigen Drucks und der übermäßigen Prüfung und der extremen Schwachheit aufrechterhalten werden, wobei der Segen dennoch von allen Seiten ausströmt: „In allem bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht umkommend“ (V. 8.9).
Was war es denn, das der Geist denen vor Augen stellte, die so auf ihrem Weg ausharrten? Was gab Geduld auf einem Weg, der Fleisch und Blut so fremd ist? „... allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde“ (V. 10). Das war der gewohnte Weg des Apostels selbst. Er ging überall umher als jemand, der Christi Teil in der Welt verwirklichte, indem er zu jeder Zeit den Tod auf den Leib anwandte und ihn niederhielt wie tot. Es ist die Kraft des Kreuzes, die auf das angewandt wird, was sonst nach gegenwärtiger Erleichterung und Genuss verlangt, „damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde“ (V. 10). Denn der Gläubige lebt aus demselben Leben wie der Erlöser, im Gegensatz zu seinem alten Leben Adams, das die ganze Menschheit teilt; und es ist die Aktivität des natürlichen Lebens, die das Wirken und die Offenbarung des Lebens Jesu behindert. Daher die Wichtigkeit, das Sterben (νέκρωσιν) Jesu in seiner moralischen Kraft immer im Glauben auf den Leib anzuwenden, indem man seine Kraft außer Kraft setzt und ihn für tot hält, damit das Leben Jesu ebenfalls zum Vorschein kommt.
Und wie dies die ständige Neigung derer ist, die dem Kreuz praktisch treu sind, so hilft Gott solchen Personen in der Tat, indem Er sie um Jesu willen beständig Kummer und Leiden, Schwierigkeiten, Gefahren und dem Tod selbst aussetzt, damit das gesegnete Ziel, das Leben Jesu zu offenbaren, um so mehr bewirkt wird. „Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tod überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleische offenbar werde“ (V. 11). Ein weitaus wichtigeres Zeugnis für die Macht Gottes mit seinem Diener in einer solch unermüdlichen und unaufhörlichen Prüfung, als den Märtyrertod durch ein plötzliches Aufflammen des Hasses der Welt zu ertragen, wie gesegnet und ehrenvoll ein solcher Tod auch zweifellos ist.