Behandelter Abschnitt 2Kor 4,5-6
Das traf besonders auf den Apostel zu. Er selbst, der hartnäckigste Kämpfer gegen den Namen Jesu, wurde mitten in seiner Laufbahn von der vom Himmel leuchtenden Herrlichkeit Jesu niedergeworfen. Er kannte daher, wenn überhaupt jemand, das Evangelium der Herrlichkeit Christi. Verloren, trotz allem, was das Gesetz geben oder rühmen konnte; gerettet durch souveräne Gnade, trotz allem, was die stärkste Feindschaft gegen den Herrn und die Seinen bewirken konnte, wurde er der geeignete Zeuge eines Erlösers und Herrn in der Höhe. Wo war nun das Ich in seinen Augen? Und welchen Wert hatte die religiöse Autorität in Israel, mehr als jene Philosophie, die die Menschen im Dunkeln tappen lässt, was auch immer die Prahlereien ihrer verschiedenen Schulen sein mögen? Die Wertlosigkeit aller Dinge hier auf der Erde hatte er bewiesen; für ihn war von nun an Christus alles, wie Er in der Tat alles ist, und in allem.
Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi (4,5.6).
Andere mögen sich selbst verkündigen; der Apostel verkündigte Jesus Christus als Herrn. Er begnügte sich damit, Diener Christi zu sein, und gerade deshalb auch der Gläubigen, um Jesu willen. Das allein ist wahrer Dienst. Alles andere ist ein Fallstrick, sowohl für den, der dient, als auch für die, denen gedient wird, die sich unter solchen Umständen gleichermaßen selbst dienen zu seiner Unehre.
Da aber Christus Jesus der Herr ist, und der Gläubige dies nach seinem Maß besitzt und verkündet, so ist Er das einzig wahre und sichere Motiv für den bereitwilligen Dienst seiner Heiligen. Persönliches Interesse oder Ehre verschwindet vor seinem Namen. Und ein solcher Diener war der Apostel für die Korinther. Welch ein Wandel von dem voreingenommenen, gesetzestreuen, aber leidenschaftlichen Juden von Tarsus! Wie kam es zu einer solch vollständigen und plötzlichen Umwälzung im Herzen eines Menschen, der von Natur aus Veränderungen am meisten abgeneigt war? Es war, es ist immer, die Wirkung der Macht Gottes in der Gnade. Der Schöpfer-Gott ist durch seinen Sohn der Erlöser-Gott.
Es war so wahrhaftig geistliches Licht von Gott, wie das, das auf Gottes Geheiß dort leuchtete, wo Finsternis geherrscht hatte, bevor die Erde für den Menschen bereitet wurde. „Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (V. 6). So macht der erste Mensch durch den Glauben sofort dem zweiten Platz; und wir, die wir einst Finsternis waren, werden Licht in dem Herrn. Der Apostel hatte zweifellos die nie zu vergessenden Umstände seiner eigenen Bekehrung lebhaft vor Augen, die an das Licht zur Mittagszeit über dem Glanz der vom Himmel strahlenden Sonne erinnerten. Damit macht er eine Anspielung auf 1. Mose 1,8, um das Licht besser der vorhergehenden Finsternis gegenüberzustellen und alles mit der Kraft sowie dem Wort Gottes zu verbinden. Aber er gibt beiden Hinweisen die für den vorliegenden Fall erforderliche Genauigkeit.
Es ging hier nicht um ein äußeres Wunder, sondern um das Leuchten Gottes „in unseren Herzen“ – eine Sache, die doch viel gesegneter ist als selbst das frühere Licht, das Gott geboten hatte, um die tiefe Finsternis der Welt zu vertreiben. Wenn der Feind die Gedanken des Ungläubigen verblendet, so leuchtet die Gnade im Herzen des Gläubigen, um die Erkenntnis seiner Herrlichkeit im Angesicht oder in der Person Christi aufleuchten zu lassen. So hatte Gott im Herzen des Apostels gewirkt, nicht nur für seinen eigenen Genuss dieses himmlischen Lichts (obwohl das zuerst einmal zutraf), sondern auch, damit es auf andere leuchten würde, als Zeugnis für sie und für Christus. So verbindet die Gnade die beiden Dinge, denn Christus hat sich „für uns“ hingegeben, eine Darbringung und ein Schlachtopfer „für Gott“, zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph 5,2). Die Kraft des Heiligen Geistes allein kann in jedem Herzen ein solch mächtiges Werk bewirken, wie es in ihm in reichem Maß zum Vorbild derer wurde, die an Ihn zum ewigen Leben glauben würden. So konnte er, als er aus der Mitte des Volkes und der Heiden herausgenommen wurde, sagen, dass der Herr ihn bis zuletzt gesandt hatte, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich von der Finsternis zum Licht und von der Macht Satans zu Gott bekehrten (Apg 26,18).
Es gibt also im Evangelium, so wie es den Apostel erreichte, eine wundersame Doppelwirkung: nicht nur eine Erleuchtung Gottes in seinem eigenen Herzen, sondern dies auch mit dem Ziel, das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi weiterzutragen. Wenn das Gesetz an ein Volk gerichtet war, das bereits geformt war und in einer bestimmten Beziehung zu Gott stand, so erging das Evangelium, besonders wie Paulus es kannte und predigte, zu jedem, zu allen, zu den Verlorenen. Es war keine Forderung an die Pflicht des Menschen, sondern die Mitteilung der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes, einer Herrlichkeit, die im Angesicht Christi leuchtete, als Folge des unendlichen Erlösungswerkes, wodurch Gott den Menschen in freier Gnade rechtfertigen konnte, anstatt ihn für seine Missetaten zu richten. Wenn die Menschen unentschuldbar sind, die das Evangelium ablehnen, ist es kein Wunder, dass der Apostel sagt: Denn wir predigen einen solchen Heiland, der die Herrlichkeit Gottes mit der Erlösung der Sünder verbindet. Aber diese Herrlichkeit Gottes, die so mit der Erlösung verbunden ist, wird nicht in den Himmeln gesehen, was immer sie auch verkünden mögen, sondern im Angesicht Jesu Christi. Die Weite zeigt seiner Hände Werk; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, hat Gott selbst kundgemacht, den Gott, den niemand jemals Zeiten gesehen hat; und so selig offenbart Er den Vater, dass, wie Er selbst sagte, derjenige, der Ihn gesehen hat, den Vater gesehen hat.