Behandelter Abschnitt 1Kor 4,6-8
Damit hatte der Apostel sowohl die Abhängigkeit des Dieners vom Herrn als auch seine Unabhängigkeit von menschlicher Prüfung dargelegt. Es ist natürlich nicht so, dass die Versammlung ihre Verantwortung, das Verhalten zu beurteilen, leugnet. Hier geht es um die Überlegungen des Herzens, die kein Mensch ordnungsgemäß prüfen kann, aber der Herr wird es bei seinem Kommen tun. „Und dann“, fügt er feierlich hinzu, „wird einem jedem sein Lob werden von Gott.“ So konnte er selbst frei und fröhlich sprechen. Es hätte das Gewissen mancher Korinther erforschen müssen.
Dies aber, Brüder, habe ich auf mich selbst und Apollos gedeutet um euretwillen, damit ihr an uns lernt, nicht über das hinaus [zu denken], was geschrieben ist, damit ihr euch nicht aufbläht für den einen, gegen den anderen. Denn wer unterscheidet dich? Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen? Schon seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden; ihr habt ohne uns geherrscht, und ich wollte wohl, dass ihr herrschtet, damit auch wir mit euch herrschen möchten (4,6–8).
Der Apostel erklärt hier, was er auch an anderer Stelle getan hat – er wendet einen Grundsatz auf sich selbst und in diesem Fall auch auf Apollos an, den er für andere bestimmt hat, damit die Gläubigen davon profitieren können. Die Irreführer in Korinth waren wirklich in seinem Blickfeld, wie der Apostel hier andeutet; doch er legt einen Maßstab fest und zögert nicht, ihn an sich selbst und Apollos anzulegen, den die Gläubigen leicht für andere anwenden könnten, deren Ansprüche so hoch und unbegründet waren, wie die Dienste von Paulus und Apollos echt und von Gott waren. Ihn hatten einige ganz aus den Augen verloren; und jeder, der seinen Führer wählte, war aufgeblasen vom Parteigefühl. Was geschrieben steht, macht Gott zu allem, den Menschen bestenfalls zu einem Werkzeug, wie er allein mit Recht ein Diener ist. Gott allein macht den Unterschied zwischen dem einen und dem andern, und dies besonders in göttlichen Dingen. Und da Er es ist, der einen Unterschied macht, was hat jemand, das er nicht empfangen hat? Und wenn er etwas empfangen hat, warum rühmt er sich, als ob es nicht so wäre? Die Torheit der Eitelkeit in Korinth zeigte sich darin, dass sie sich für die aufblähten, die sie als ihre jeweiligen Führer verherrlichten.
Doch er fährt fort, einen weiteren Schlag zu versetzen, und zwar mit der schärfsten Ironie, die Jesaja nicht scheute, um die Torheit der Götzenanbetung zu entlarven. Eine kitschige, wenn nicht gar verderbliche Lehre setzt immer die Praxis herab; und die Korinther hatten unmerklich den Platz der Leidenden mit Christus aufgegeben oder verloren. Das bemerkt der Apostel mit Nachdruck. Wenn Christus regiert, werden wir in der Tat in Ruhe und in der vollsten Zufriedenheit sein; und Er wird mit uns im Reich seines Vaters den neuen Wein trinken – ja, Er wird sich gürten und uns zu Tisch legen lassen und kommen und uns dienen, wie Er uns in seiner Gnade zu versichern gewillt war, wenn Er auch den treuen Diener über alles setzen wird, was Er hat, aber jetzt ist die Zeit, sich selbst zu verleugnen, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Ihm nachzufolgen, der hier auf der Erde vieles, ja alles, gelitten hat. Aber alles war Verwirrung für die Korinther; ihr Auge war nicht einfältig, und ihr Leib daher alles andere als mit Licht erfüllt. „Schon [d. h. vor der Zeit] seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden; ihr habt ohne uns geherrscht, und ich wollte wohl, dass ihr herrschtet“ (V. 8). Denn sie täuschten sich selbst: Die Zeit war noch nicht gekommen. Falsche Lehre hatte sie praktisch zum gegenwärtigen Gegenstand Gottes gemacht. Satan hatte es geschafft, sie zumindest im Wandel und in den Zielen vom Herrn zu trennen, der dennoch auf die Zeit der Herrlichkeit wartet, wenn Er und sie wirklich gemeinsam herrschen werden. Der Apostel fährt fort, den Gegensatz aufzuzeigen, der in denen gesehen wird, denen Gott, wenn er sie zu den Ersten in der Versammlung gesetzt hat, die Gnade gegeben hat, die größten und geduldigsten Leidenden in der Welt zu werden.