Behandelter Abschnitt Röm 15,14-17
Die Anwendung des Alten Testaments auf die tatsächliche Berufung der Heiden wie der Juden, wie wir das gesehen haben, ist der Übergang zu einer zarten, würdevollen und durchaus liebevollen Entschuldigung, wenn man sie so nennen darf, die der Apostel danach gibt. Er erklärt, warum er den Christen in Rom so geschrieben hatte und warum er sie noch nicht besucht hatte. Er deutet an, was in seinem Herzen war, was seine Arbeit in Bezug auf sie betraf, und bittet um ihre Gebete, wobei er seine eigenen hinzufügt.
Ich bin aber auch selbst, meine Brüder, im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, auch einander zu ermahnen. Ich habe euch aber teilweise freimütiger geschrieben, [Brüder,] um euch zu erinnern, wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, um ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, damit das Opfer der Nationen wohlangenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist. Ich habe also etwas zum Rühmen in Christus Jesus in den Dingen, die Gott angehen (15,14–17).
So drückt der Apostel diesen Gläubigen, obwohl er ihnen als Gemeinschaft nicht bekannt ist, seine eigene persönliche Gewissheit aus, trotz seiner kräftigen Ermahnung und ernsten Warnung während des ganzen Briefes, was die Gnade bereits unter ihnen an Güte und Erkenntnis wie auch an der Fähigkeit, einander zu ermahnen, bewirkt hat. Wie der Apostel Johannes den Unmündigen in seinem ersten Brief sagt, hatte er geschrieben, nicht weil sie die Wahrheit nicht wussten, sondern weil sie sie wussten. Aber er schrieb umso freimütiger, als er sie ermahnte, weil ihm die Gnade gegeben hatte, ein öffentlicher Diener Christi Jesu für die Nationen zu sein. Sie fielen also in seinen Bereich; aber welch zärtliche Rücksicht nahm er auf andere, welch Vertrauen in die kostbaren Früchte der Gnade und der Wahrheit, und welch ein Gegensatz zu jener hochmütigen Anmaßung, die vor allem von jener Stadt ausgehen würde, wenn sie später einmal als Huren-Königin sitzen und die Menschen mit dem Wein ihrer Hurerei betrunken machen würde!
Man stellt fest, dass hier kräftige Symbole verwendet werden, wie dort, wo der Apostel sich als λειτουργὸν Χ. Ἰ., und noch mehr, ἱερουργοῦντα τὸ εὐ. τ. Θ., und wieder, ἵνα γ. ἡ προσφορὰ τ. ἐθ. Wir können leicht verstehen, wie der Ritualismus nach solchen Ausdrücken greift, um den Anschein eines heiligen Charakters für einen Diener des Herrn Jesus zu erwecken. Aber es ist vergeblich. Viel deutlicher und mit weniger Zweideutigkeit behauptet der Geist einen priesterlichen Platz für jeden Christen als solchen, wie wir nicht nur in den Worten, sondern auch in der Stellung und den Funktionen sehen können, zu denen alle ausdrücklich berufen sind (siehe Heb 10,19-22; 1Pet 2,5-9; Off 1,6). Der Apostel ehrt noch einmal sein Amt; und wenn die Gläubigen in Rom seine wichtigen Worte empfanden, mussten sie an ihn als einen öffentlichen Diener Christi Jesu denken, der damit beschäftigt war, die Nationen darzubringen, damit sie eine Gott wohlgefällige Opfergabe seien; so wie Aaron in alter Zeit die Leviten vor dem Herrn als Opfergabe der Söhne Israels darbrachte, wobei die Christen durch den Heiligen Geist geheiligt sind, wie es die Leviten durch Geburt und zeremonielle Riten waren.