Behandelter Abschnitt Röm 13,1-6
Der Apostel geht als Nächstes auf das Verhältnis der Gläubigen zur weltlichen Obrigkeit ein, nachdem er ihre Haltung gegenüber allen Menschen als Zeugen des Guten, das sie in Christus erfahren haben, beschrieben hat, wo Gott alles Böse mit seinem Guten überwunden hat und uns als entsprechende Teilhaber bevorrechtigt, sowohl darin tätig zu sein als auch dafür zu leiden.
Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott, diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das böse. Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten? So übe das Gute aus, und du wirst Lob von ihr haben; denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut. Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen. Denn deswegen entrichtet ihr auch Steuern; denn es sind Gottes Beamte, die eben hierzu unablässig tätig sind (13,1–6).
Die heilige Weisheit der Ermahnung ist ebenso Gottes würdig, wie die Angemessenheit all dessen, was gelehrt wird, für die ersichtlich ist, die, obwohl sie nicht von der Welt sind, doch gewisse Pflichten in ihr haben, da sie auf den Herrn warten und dazu berufen sind, währenddessen den Willen Gottes zu tun. Durch einen allmählichen Übergang werden wir von Nichträchern zu Überwindern des Bösen mit Gutem, wie es sich für Kinder Gottes gehört. Dann geht es um unser Verhältnis zu den Autoritäten in der Welt, deren Aufgabe es ist, das Böse zu rächen, die Übeltäter zu bestrafen und die zu loben, die Gutes tun. Das war vor allem der Fall, als der Apostel an die Gläubigen in der großen Metropole der heidnischen Welt, dem kaiserlichen Rom, schrieb. Nicht anders hatte der Apostel der Beschneidung die christlichen Juden, die über den Osten zerstreut waren, ermahnt. Die Falschheit, die Torheit, die Unreinheit und die Abscheulichkeiten der Heiden würden natürlich die, die ihre Abgötterei mit der bürgerlichen Macht vermischten, der Gefahr aussetzen, Letztere zu verlieren, wenn Erstere im Licht Christi erkannten und ablehnten. Daher die außerordentliche Wichtigkeit, den Platz zu betonen, den die weltliche Autorität im Gewissen der Gläubigen aus Juden oder Heiden als von Gott haben sollte, trotz des Heidentums derer, die im Besitz dieser Autorität waren. „Jede Seele“ ist umfassender (und ich kann nicht bezweifeln, dass es vom Geist so beabsichtigt war) als „jeder Heilige“. Keine Stellung ist davon ausgenommen. Auch die Familie soll es spüren, Kinder oder andere abhängige Verwandte und Bedienstete, ebenso wie Gläubige. Es ist absichtlich im weitesten Sinn formuliert (vgl. Kap. 2,9). Wenn man das Verb als in der mittleren Stimmlage ansieht, würde es die Bereitschaft der Unterwerfung umso stärker ausdrücken: genauso wie die andere Seite, „wer sich daher … widersetzt“, in Vers 2 zu sehen ist.
Wiederum ist „obrigkeitliche Gewalten“ (ἐξουσίαις ὑπερεχούσαις) ein Ausdruck, der jede Form von Regierungsgewalt, ob monarchisch, aristokratisch oder republikanisch, umfasst. Jeder Einwand in dieser Hinsicht ist daher ausgeschlossen. Der Geist besteht nicht nur auf dem von Gott gegebenen Recht der Könige, sondern darauf, dass es keine Obrigkeit gibt „außer von Gott“. Es gibt auch keine Entschuldigung für diesen Vorwand der Veränderung; doch wenn eine Revolution eine Form stürzen und eine andere einführen sollte, ist die Pflicht des Christen klar: „Die bestehen, sind von Gott eingesetzt.“ Seine Interessen sind anderswo, sind himmlisch, sind in Christus; seine Verantwortung ist es, das, was an der Macht ist, als Tatsache anzuerkennen, Gott hinsichtlich der Folgen zu vertrauen und sich in keinem Fall als Parteigänger zu verhalten. Niemals ist er berechtigt, sich gegen die Obrigkeit als solche aufzulehnen; denn das hieße, sich den Anordnungen Gottes zu widersetzen, und wer sich widersetzt, wird ein Urteil über sich bringen. Denn es ist keineswegs „Verdammnis“, sondern „Urteil“, oder die Anklage, für die er verurteilt wird. Die Schrift ist immer nüchtern, wie der Apostel sagte, um unsertwillen; wenn er außer sich war, so war es um Gottes willen, wie es wohl sein mag. Andere Schriftstellen zeigen, dass wir, wo die Obrigkeit das verlangt, was Ihm zuwider ist, wie etwa, dass ein Apostel nicht mehr von Jesus reden oder ein Christ einem Götzen oder einem Kaiser opfern soll, eher Gott als den Menschen gehorchen müssen, aber leiden, nicht widerstehen, wenn wir den Ort der Verfolgung nicht ruhig verlassen können. Denn es ist offensichtlich, dass es unmöglich ist, sich auf die Autorität Gottes zu berufen, um einem Gebot zu gehorchen, das Ihn entehrt und verleugnet.
Jede Beziehung hat ihre Grenzen in einem Verhalten, das sie praktisch aufhebt; und das ist ein Gebot, das seine eigene Autorität untergräbt, indem es dem widerspricht, der es aufgestellt hat. Aber Calvin scheint unberechtigt zu sprechen, wenn er so weit geht zu sagen, dass Tyranneien keine ordinierte Regierung sind; und die, die ihm zuhörten oder seine Gedanken teilten, haben bewiesen, dass sie es nicht als unter der Würde der Christen ansahen, sich aktiv am Umsturz dessen zu beteiligen, was sie als tyrannisch ansahen.
Es ist eine völlig unzulässige Auffassung, die Regierung nur von der Seite des Menschen aus zu betrachten. Nicht, dass sie nicht in noch so verschiedener Form vom Menschen erwählt sein könnte, sondern dass sie Gottes Diener ist, wie hier wiederholt gesagt wird. Sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten, nicht zum Bösen. „Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut“ (V. 4). Gott im Richter zu sehen, bringt das Gewissen in Tätigkeit. Darum muss man nicht nur wegen der Strafe untertan sein (das wäre nur eine Frage der Folgen vom Menschen), sondern auch des Gewissens wegen. „Denn deswegen entrichtet ihr auch Steuern“ (V. 6a). Dies hängt mit der vorhergehenden Ermahnung bezüglich der Obrigkeit zusammen und bereitet den Weg für allgemeinere Beziehungen in der Welt. „Denn sie sind Gottes Beamte, die eben hierzu unablässig tätig sind“ (V. 6b). So werden sie als Gottes διάκονοι und auch als seine λειτουργοί bezeichnet, die einen als das ihnen vorgeschriebene Werk, die Ordnung der Welt im Gehorsam gegen die Gesetze aufrechtzuerhalten, die anderen als öffentliche Funktionäre oder offiziell dazu bestellt. Die Zahlung von φόρος war für die Verwaltung der Regierung, ein Tribut oder eine Steuer auf Personen oder Eigentum oder beides, so wie τέλος auf Waren und daher fairerweise mit „Zoll“ übersetzt wird. Daher ermahnt der Apostel: