Behandelter Abschnitt Röm 12,16-21
Daran anknüpfend sagt der Apostel: seid nicht klug bei euch selbst. Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen. Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden. Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“ „Aber wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“ Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten (12,16–21).
Selbstvertrauen ist eine andere und ähnliche Gefahr, die in einer Welt wie dieser den Gläubigen bald in Vergeltung verstricken würde. In jeder Hinsicht sind wir hingegen berufen, Zeugen zu sein, nicht des ersten Menschen, noch des Gesetzes, sondern Christi, und daher vor allen Menschen über jeden Verdacht erhaben zu sein, wenn es darum geht, Gutes oder Angenehmes zu tun (denn das ist hier der wahre Sinn, nicht Wohlwollen); und dies auch in einem Geist des Friedens mit allen, soweit es von uns abhängt. Es ist ein ernster Gedanke, dass Zorn und Rache die Sache Gottes sind. Es steht uns zu, statt uns zu rächen, uns vor dem Zorn zu beugen und auf Gott zu schauen; ja, einem Feind in Not und Bedrängnis zu dienen. Das wird ihn zu einem bestimmten Punkt mit Gott oder mit dir bringen: Wenn er in sich geht, so ist es viel besser für alle; wenn er sich verhärtet, so ist es viel schlechter für ihn. Für den Christen ist es Übung in der göttlichen Natur, das heißt in Glaube, Hoffnung und Liebe. Denn die christliche Regel ist Christus, nicht vom Bösen überwunden zu werden, sondern es mit Gutem zu überwinden. So hat Gott in unserem Fall, wie bei allen, die Ihn lieben, unser Böses mit seinem Guten in Christus, unserem Herrn, überwunden. Und nun gibt Er auch uns, dass wir Ihn nachahmen in der Gnade, die vor Ihm und in unserem eigenen Bewusstsein den Sieg erringt, auch wenn wir vor der Welt äußerst niedergeschlagen erscheinen mögen. Denn das ist der Sieg, der die Welt überwindet, nämlich unser Glaube – natürlich der Glaube, der durch die Liebe wirkt.