Behandelter Abschnitt Röm 9,30-31
Welch ein Zeugnis andererseits für die göttliche Wahrheit, für die unterschiedslose Gnade, dass das Evangelium, das in sich selbst beispiellos und völlig verschieden ist sowohl von dem, was unter dem Gesetz war, als auch von dem, was sein wird, wenn das Königreich in Macht und Herrlichkeit erscheint, dennoch seine Rechtfertigung in Worten sowohl der Barmherzigkeit als auch des Gerichts findet, die Hunderte von Jahren zuvor von den verschiedenen Dienern ausgesprochen wurden, die Gott gesandt hatte, um seinem Volk seine Botschaft zu verkünden! Aber wie sie sie damals blind verachteten und sein Wort wegen der Götzen verwarfen, so erfüllten sie sie jetzt noch mehr in der Verwerfung Christi und im Hass gegen die Gnade, die, von ihnen abgelehnt, von den Heiden gesucht und angenommen wurde, und bewiesen so noch mehr das göttliche Wort zur Verwirrung des Unglaubens, der ebenso blind wie stolz und selbstsüchtig ist.
So ist der Fall auf beiden Seiten mit den klarsten Zeugnissen der Propheten dargelegt worden. Es bleibt nur noch, die Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
Was sollen wir nun sagen? Dass die von den Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist; Israel aber, einem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebend, nicht zu diesem Gesetz gelangt ist. (9,30.31).
Genau das war die Bedeutung der lebendigen Aussprüche, auf die die Juden mit Recht als ihren besonderen Schatz von Gott hinwiesen; und doch erklärten diese Aussprüche unmissverständlich, was durch die tatsächlichen Tatsachen bestätigt wurde. Die Juden waren als Nation völlig zerbrochen. Sie hatten die einzigartigsten Gunstbezeugungen genossen: Wie war es jetzt? Warum ihre Zerrüttung? Warum die Verschleppung nach Babylon? Warum die Unterwerfung unter die eiserne Herrschaft Roms, ohne auch nur den Schatten eines eigenen Königs? Ich spreche nicht – es war sinnlos, zu ihnen zu sprechen – von noch Schlimmerem, das bevorstand. Wenn sie die Worte Jesajas vernachlässigten, wenn sie nicht in den Visionen Daniels suchten, war es vergeblich zu erwarten, dass sie die Warnungen des Herrn Jesus beherzigen würden. Aber ihre eigenen Propheten reichten völlig aus, um den tatsächlichen Zustand um sie herum zu deuten und zu beweisen, dass die jüdische Aufsässigkeit gegen Gott ebenso sicher im Voraus offenbart war wie die Annahme seiner Barmherzigkeit durch die Heiden; und genau das sind die großen und unveränderlichen Merkmale der jetzigen Zeit, die das Christentum annimmt und das Judentum leugnet. Bei den Heiden wird die Gnade gezeigt und triumphiert sie; bei den Juden wird sie vorläufig abgelehnt und verleumdet. Doch all dies erfüllt nur die Prophezeiungen, die jeder Jude als göttlich anerkennt. Dass die Heiden trotz ihrer finsteren Unwissenheit, ihrer völligen Gleichgültigkeit Gott gegenüber, auf den rechten Weg gebracht werden, und zwar nicht durch das Gesetz (darauf brauchen die Juden nicht eifersüchtig zu sein), sondern durch die Gerechtigkeit nach dem Prinzip des Glaubens, die Gerechtigkeit außerhalb ihrer selbst, durch die Gnade Gottes durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist, damit sie durch den Glauben geschehe; dass Israel, eifrig auf der Suche nach einem Gesetz der Gerechtigkeit, es nicht erreicht hatte, war nicht offensichtlicher, wenn das Evangelium wahr ist, als wenn die alten Propheten vollendet sind.