Behandelter Abschnitt Röm 8,33-37
Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt (V. 33).
Wenn sein Sohn das unermessliche Maß seiner Liebe zu uns ist, wer „wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?“ In diesem Brief rühmt sich der Geist, die Menschen, die Er vor Augen hat, mit Gott zu verbinden. Nicht nur die Gerechtigkeit, die Gnade, die Herrlichkeit ist von Gott, sondern auch das Evangelium ist von Anfang an von Gott, und so sind es hier die Auserwählten. Der Feind sollte sich besser davor hüten, sich bei den Auserwählten Gottes einzumischen. Was machte Satan daraus, als es nur Josua war, das Vorbild eines Größeren, nur über Jerusalem, dem er zu widerstehen wagte? Nahm sich der Herr dann nicht der Sache an, um die Schuldigen zu ermutigen, die Er in souveräner Barmherzigkeit zu retten gedachte? Hat Er nicht erklärt, dass er Jerusalem erwählt hat, ein Brandmal, das aus dem Feuer gerettet wurde? Nicht entfernter, sondern näher ist seine Beziehung zu uns; nicht dunkler, sondern viel deutlicher ist die Offenbarung seiner Gnade für uns seit dem Tod und der Auferstehung seines eigenen Sohnes. So wie Gott in Sacharja 3 für den Hohepriester eintrat, so sagt der Apostel hier: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt“.
Dies ist meiner Meinung nach die richtige Art, die Sätze zusammenzustellen und auch zu interpunktieren. Die Authorized Version beeinträchtigt die Verbindung zwischen dem Ende von Vers 33 und dem Anfang von Vers 34, wie auch zwischen dem Rest von Vers 34 und Vers 35; während andere, wie mir scheint, die Kraft verletzen, indem sie am Ende der Verse 33 und 34 eine Fragezeichen setzen.
Man beachte, dass hier Gott als der Rechtfertigende dargestellt wird. Es ist nicht nur so, dass wir durch den Glauben gerechtfertigt worden sind, gerechtfertigt vor Gott, sondern Er rechtfertigt. Wie rechtfertigt Er? Ist es nicht mit jener absoluten Vollkommenheit, in der Er sein Werk und seine Wege vollzieht? Ist es weniger vollkommen, wo Er die rechtfertigt, die Er dazu bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden, kraft seines unendlichen Werkes am Kreuz?
Aber wenn es eine Ähnlichkeit zu einem Propheten gibt, gibt es eine klare Anspielung auf einen anderen. Jesaja 1 stellt den auserwählten Knecht Gottes vor, stellvertretend für Israel, das Ihn verworfen hatte, und zeigt, dass Er nicht gewisser der Gehorsame und Leidende war als Gott der Herr Israels, der Himmel und Erde gemacht hat. Wie viele Demütigungen Er auch ertrug, der Ausgang ist sicher, und Er rechnet durchweg mit der vollsten Rechtfertigung. Mitten in seiner Schmach, obwohl Er es nicht für einen Raub hält, Gott gleich zu sein, kann er sagen: „Aber der Herr, Herr, hilft mir; darum bin ich nicht zuschanden geworden, darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein und wusste, dass ich nicht würde beschämt werden. Nahe ist, der mich rechtfertigt: Wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen hintreten! Wer hat eine Rechtssache gegen mich? Er trete her zu mir! Siehe, der Herr, Herr, wird mir helfen: Wer ist es, der mich für schuldig erklären könnte? Siehe, allesamt werden sie zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen“ (Jes 50,7-9).
Der Apostel zögert nicht, das, was Christus in der Prophezeiung sagt, auf den Christen anzuwenden. Wie gesegnet ist diese Identifikation! Sie ist umso auffallender, da die unmittelbar folgenden Worte weder von ihm selbst noch von dem Christen handeln, der sich jetzt mit ihm seiner gerechten Rechtfertigung erfreut, sondern von dem gottesfürchtigen Überrest, der in der Finsternis wandeln muss, obwohl er auf den Namen des Herrn vertraut und der Stimme seines Knechtes gehorcht (V. 10), und von der gottlosen Masse, die sich in zunehmendem Unglauben an jede Zuflucht der Lüge wendet, um alles in Kummer, Schande und Gericht zu beenden (V. 11). Dies hebt sehr deutlich die besondere Glückseligkeit der Christen durch die bekannte Erlösung hervor und die Innewohnung des Geistes, der Christus in ihrem Namen verherrlicht, wie es nicht einmal bei dem gerechten Überrest sein kann.
Es war nötig, auf unsere besondere Stellung hinzuweisen, bevor ein Psalm zitiert wird (V. 36), in dem wir in ähnlichen Umständen wie sie gesehen werden. Denn beides ist wahr: Wir haben vieles, was allen Gläubigen gemeinsam ist, bis Christus kommt; aber wir und sie haben jeweils das, was charakteristisch und eigentümlich ist (vgl. Ps 44,22).
Gott ist es, der rechtfertigt; wer ist es, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der [auch] auferweckt worden, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet. Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: „Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.“ Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (8,33–37).
Hier haben wir nicht nur Christus in dem vollen Umfang seines Werkes von seinem Tod am Kreuz über die Auferstehung bis zu seiner Gegenwart und Tätigkeit der Fürbitte für uns zur Rechten Gottes dargestellt, als Grund für die Herausforderung, wer uns von der Liebe Christi trennen soll, sondern die Schwierigkeiten und Gefahren und Leiden für uns auf dem Weg werden in ihrer ganzen Macht aufgeboten und vorgestellt, um seine Treue und unergründliche Tiefe zu beweisen. Gewiss, wenn wir jetzt, wie die früheren Gottesfürchtigen und noch lange in der letzten Zeit, etwas von der Bitterkeit des Weges und den Hindernissen, die der Feind vor uns stellt, schmecken, so trank Christus diesen Kelch und weitaus mehr bis zur Neige. Er trank nicht nur das, was allein sein Teil war und sein konnte; aber welche unserer Trübsale waren Ihm fremd? Weitaus tiefer und entsprechend der Fähigkeit seiner Person, sie zu schätzen und zu erleiden, wurden sie nur zum Beweis seiner vollkommenen Liebe zu uns, Er selbst war während der ganzen Zeit der treue Zeuge. Christus, der auferstanden und in der Höhe ist, hat sie alle mitgemacht, indem Er unvergleichlich tiefer hinabgestiegen ist als der Niedrigste von uns. Keins von ihnen soll uns also von der Liebe Christi trennen.
So hat sich Gott für uns erwiesen, erstens in der Gabe seines eigenen Sohnes und aller Dinge mit Ihm, zweitens in der Rechtfertigung nach dem Wert Christi und seines Werkes, drittens in der Liebe Christi, die hier auf der Erde in allen möglichen Prüfungen, die uns trennen könnten, so sicher Zeugnis von ihrer Kraft abgelegt hat, wie Er sie für uns vor Gott kraft der Erlösung ausübt. „Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (V. 37).