Das ist also der Charakter und die Wirkung der christlichen Erlösung und der lebenswichtige Zusammenhang, den wir später ausführlicher sehen werden zwischen der Erlösung durch Christus und dem Leben in Ihm.
Freigemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden (6,18).
Niemand kann zwei Herren dienen. Befreit von der Sünde, sind wir nun unauflöslich an die Gerechtigkeit gebunden. Die Gnade ist die einzige Kraft zur Gerechtigkeit. Das Gesetz definierte und verlangte jenes Maß und jene Form der Gerechtigkeit, die Gott vom Menschen im Fleisch nicht anders verlangen konnte. Aber die Gnade, unter der der Christ steht, verwirklicht in seiner Praxis, was wir seit der Offenbarung Christi gelehrt worden sind. So ermutigt und stärkt uns gerade die Tatsache, dass Gott dem Gläubigen keine Schuld zurechnet, ihn in der willigen Selbsthingabe an den Herrn, anstatt einfach die Sünde hervorzulocken und den Sünder zu verdammen, wie es das Gesetz tat und nichts anderes tun konnte. Unter der Gnade sind wir frei, aber zugleich auch Knechte. Befreit von der Sünde, werden wir Knechte der Gerechtigkeit. Das ist die Wirkung unseres Gehorsams von Herzen dem Evangelium gegenüber.
Wie also die erste Frage unseres Kapitels von der großen Tatsache des Gerichts Gottes über den alten Menschen und der Befreiung des Christen durch den Tod und die Auferstehung Christi beantwortet wird, indem er seinen eigenen Tod mit Christus bekennt (der in der Taufe vom Anfang des Christentums an bezeugt wird), so ist die zweite ein Appell an seine Motive als Befreiter nach der Freiheit der Gnade. Wird er sie zum Sündigen benutzen? Nein! Wie die Macht der Sünde das Gesetz ist (1Kor 15), so ist die Gnade die Macht der Heiligkeit und macht den, der unter ihr steht, zu einem hingebungsvolleren Knecht der Gerechtigkeit des Gottes, der keine Sünde zurechnet, was das Gesetz mit all seinen Belohnungen und Strafen zwar verlangte, aber nie erreichte: Warum das so ist, wird voll und ganz in Kapitel 7 beschrieben, wo die besondere Frage des Menschen unter dem Gesetz, obwohl bekehrt und tatsächlich nur als bekehrt, zur Sprache gebracht wird.
Denn nachdem der Apostel vom Christen als einem Sklaven der Gerechtigkeit gesprochen hat, beeilt er sich, seine Ausdrucksweise zu entschuldigen. Er hatte die Unmöglichkeit eines Mittelweges aufgezeigt, indem er die Absolutheit der Hingabe an Gott betont, die im Herzen und in den Wegen des Gläubigen verwirklicht wird; er hatte die neue Beziehung als Knechtschaft zur Gerechtigkeit charakterisiert. Das bedurfte einer Erklärung; denn in Wahrheit ist es eine echte und die einzig wirkliche Freiheit des Herzens; die Bindung ist jedoch nicht weniger fest und gründlich.