Behandelter Abschnitt Röm 3,5-6
Daraus würde der Widersprechende wieder einen Vorteil ziehen, indem er behauptet, dass Gott uns dann nicht konsequent bestrafen könnte. Deshalb schneidet der Apostel solchen Missbrauch der Wahrheit durch das ab, was folgt:
Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erweist, was sollen wir sagen? Ist Gott etwa ungerecht, dass er den Zorn auferlegt? (Ich rede nach Menschenweise.) Das sei ferne! Wie könnte sonst Gott die Welt richten? (3,5.6).
Letzteres war ein Grundsatz bei dem Juden, der bereit genug war, Gerechtigkeit im Umgang mit der Erde insgesamt zuzugeben (wie z. B. Abraham sich darauf versteift hatte, Lot von der damals über den Städten der Ebene drohenden Zerstörung auszunehmen). Unmöglich, dass es Ungerechtigkeit bei Gott geben könnte. Aber gerade diese Überlegung war tödlich für den schwärmerischen Wahn der Selbstsicherheit, dem ein ungerechter Jude nachgab. Gott verherrlicht sich sogar angesichts der Ungerechtigkeit des Menschen; aber die Ungerechtigkeit ist nicht weniger und nicht weniger sicher von Gott zu richten. Daher lässt er den Einwand seine eigene Abscheulichkeit verraten und lässt ihn, wenn er sich so selbst entlarvt, ohne Antwort, als notwendigerweise auch vom gewöhnlichsten natürlichen Gewissen verurteilt.