Behandelter Abschnitt Apg 26,12-15
Aber eine mächtige Veränderung war im Anmarsch. Nicht ein Hauch von Nachgeben zeigt sich hier oder anderswo, nicht eine Regung von Mitleid mit den Opfern, nicht eine Spur von Selbstgericht oder Zögern in seinem eigenen Vorgehen. Wer hat die eigenen Worte des Herrn so auffallend bestätigt? „Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen. Es kommt aber die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. Und dies werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben“ (Joh 16,2.3). Dies ist die neue Offenbarung des Messias, der gekommen ist und wieder verworfen wurde; und bei dieser Verwerfung werden der Vater und der Sohn ans Licht gebracht, die denen völlig unbekannt waren, die in ihrem Eifer für das Gesetz in Hass und Verfolgung dessen ausbrachen, was jenseits von ihnen war und ihren Unglauben verurteilte.
Als ich dabei mit Vollmacht und Erlaubnis von den Hohenpriestern nach Damaskus reiste, sah ich mitten am Tag auf dem Weg, o König, vom Himmel her ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf, welches mich und die, die mit mir reisten, umstrahlte. Und als wir alle zur Erde niedergefallen waren, hörte ich eine Stimme in hebräischer Mundart zu mir sagen: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen. Ich aber sprach: Wer bist du, Herr? Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst (26,12–15).
Niemals wurde die souveräne Gnade so deutlich demonstriert. Ich spreche nicht von dem Wunder. Aber nun gab der Herr offensichtlich einen vorbildlichen Fall, im Buchstaben wohl für die Juden nach und nach, im Geist für den Christen jetzt. Denn was könnte vollständiger beweisen, dass Christus alles für den ist, der glaubt? Einem Menschen, der bis zu diesem Augenblick durch seinen gesetzlichen Eifer gegen die Gnade Gottes in Christus geblendet war, offenbart sich eben dieser Christus, indem Er alles, wessen ein Jude sich rühmte und worauf er ruhte, als Nichts wegfegte und sich in der Herrlichkeit Gottes mit dem einsmacht, der zwischen zwei gekreuzigten Räubern gestorben ist, als Sühnung für unsere Sünden, und nicht nur für unsere, sondern auch für die ganze Welt.
Auf der Erde soll der Messias als Gottes König auf seinem heiligen Berg Zion eingesetzt werden. Dies ist die Verfügung. Das Gericht wird sicher alle zum Schweigen bringen, die sich widersetzen, seien es Könige oder Nationen, Herrscher oder Völker. Ihr Zorn ist ebenso vergeblich wie alle ihre gegenteiligen Vorstellungen. Die Vollstreckung des Gerichts wird alles für jedes Auge deutlich machen. Dann wird der Messias die Nationen zu seinem Erbe fordern und die äußersten Teile der Erde in Besitz nehmen. Dann wird Er sie mit einem eisernen Zepter zerschmettern und sie in Stücke zerschmeißen wie ein Töpfergefäß. Es wird nicht mehr, wie jetzt, Gnade gepredigt werden, sondern das durch göttliche Macht errichtete Königreich wird unzweifelhaft gesehen und bemerkt werden; und die Könige der Erde werden weise und die Richter unterwiesen sein und dem Herrn mit Furcht dienen und mit Zittern freuen (Ps 28-11).
Jetzt sitzt Christus im Himmel auf dem Thron des Vaters und hat einen neuen Gegenstand der Liebe und ein neues Zeugnis, das hier auf der Erde durch den Heiligen Geist weitergeführt wird, passend zu seiner Herrlichkeit in der Höhe, und dieser Gegenstand der Liebe ist die Versammlung, die sein Leib ist. Dieses Geheimnis ist groß, wie es sein muss, denn wir sprechen von Christus und von der Versammlung; gleichzeitig erstreckt sich das Evangelium der Gnade Gottes zu jedem Geschöpf unter dem Himmel, wobei alle Unterschiede von Juden und Heiden inzwischen verschwunden sind.
Paulus war berufen, ein Diener zu sein, sowohl der Versammlung als auch des Evangeliums, wie er selbst in Kolosser 1,23-25 sagt. Und die besondere Art seiner Bekehrung war in der Weisheit und Güte Gottes genau auf diesen Dienst abgestimmt. Denn es war nicht nur unverkennbare Gnade in ihrem tiefsten Charakter, sondern von himmlischer Herrlichkeit, die völlig über den auf der Erde so wichtigen Unterschieden steht. Und Paulus allein war dort persönlich begünstigt, obwohl die Wahrheit davon auf Menschen auf der ganzen Erde am mächtigsten wirken sollte. Dies mag helfen, die ungeheure Bedeutung dessen zu zeigen, was der Apostel an jenem Tag vortrug und was im Wesentlichen nun zum dritten Mal in der kurzen Apostelgeschichte aufgezeichnet ist.
Es ist unmöglich, daran zu zweifeln, dass eine göttliche Person aus der Helligkeit heraus spricht, die über die der Sonne zur Mittagszeit hinausgeht. Wenn alle niedergeschlagen wären und nur ein Geräusch hörten, könnte Paulus die Stimme seiner Lippen nicht missverstehen, die zu ihm (und in hebräischer Sprache) sagte: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Wie überwältigend, doch wie gesegnet, als Antwort auf seine Frage des Erstaunens zu hören: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“! So hörte er sogar von Anfang an die Wahrheit, dass die Heiligen mit Ihm eins sind. Sie zu verfolgen, bedeutet, Jesus zu verfolgen.
Zweifellos hatte der gesegnete Apostel nicht wenige Male danach Offenbarungen vom Herrn und von Ihm; und die Tragweite des Geheimnisses sowie seine Folgen wurden ihm durch den Geist bekanntgemacht. Es ist jedoch voller Interesse zu erfahren, dass der Keim von allem in ihm gepflanzt war, wie wir hier sehen, von dem Augenblick an, als die Gnade in ihm wirkte und ihn in Gottes wunderbares Licht stellte. Er gehorchte der Wahrheit sofort. Einerseits ist es schwer, gegen den Stachel auszuschlagen, andererseits hatte der Herr sein Herz in die Liebe zur Wahrheit gezogen, was auch immer es kosten mochte.
Er war nicht Ungehorsam gegenüber der himmlischen Vision, die von nun an sein Leben, seinen Glauben und sein Zeugnis prägte. Und sogleich verkündete er in den Synagogen Jesus, dass Er der Sohn Gottes sei. Er war der Messias, aber noch viel mehr; von Ewigkeit her der Sohn; jetzt erhöht und zum Haupt der Versammlung in den himmlischen Örtern ernannt; der universale Herr zur Ehre Gottes, des Vaters, vor dessen Namen sich alles beugen wird; so wie Er in der Tat unser großer Gott und Heiland Jesus Christus ist. Von nun an konnte und wollte Saulus sagen: „Denn das Leben ist für mich Christus“ (Phil 1,21).