Behandelter Abschnitt Apg 25,1-5
Der neue Statthalter, Festus, gab den Juden eine neue Chance. Moralisch anständiger als Felix, kannte er Gott nicht und war daher für die Menschen nicht vertrauenswürdig. Der Glaube war für ihn eine gänzlich uneinsichtig, eine Schwärmerei. Aber er erfuhr bald genug von den Juden, um sich schuldig zu machen in seiner Bereitschaft, sie mit dem Opfer des Paulus zufriedenzustellen. Die Politik ist ein trauriger Zerstörer des Gewissens.
Als nun Festus in die Provinz gekommen war, ging er nach drei Tagen von Cäsarea hinauf nach Jerusalem. Und die Hohenpriester und die Vornehmsten der Juden erstatteten bei ihm Anzeige gegen Paulus und baten ihn, wobei sie es sich als Gunst erbaten gegen diesen, ihn nach Jerusalem kommen zu lassen; indem sie einen Anschlag planten, ihn unterwegs umzubringen. Festus nun antwortete, Paulus werde in Cäsarea behalten, er selbst aber wolle in Kürze abreisen. Die Angesehenen unter euch nun, spricht er, mögen mit hinabreisen und, wenn etwas Unrechtes an dem Mann ist, ihn anklagen (25,1–5).
Die Vorsehung Gottes wirkt immer noch. Einerseits versuchten die Juden unter dem Deckmantel der Gunst, den Apostel auf dem Weg nach Jerusalem auflaufen zu lassen; andererseits stand der Statthalter zu der Würde seines Amtes und wollte sie nicht herabsetzen lassen. Da Paulus bereits nach Cäsarea geschickt worden war, lehnte er es ab, ihn nach Jerusalem zurückzubringen. Es ist möglich, dass er wenig oder nichts von ihren mörderischen Plänen wusste. Wenn dem so ist, war es die geheime Fürsorge Gottes für einen zu Unrecht Angegriffenen. Aber Gerüchte über ein solches Komplott würden leicht Verbreitung finden. Zu dieser Zeit war der Statthalter nicht bereit, einen römischen Bürger der Bosheit seiner Feinde auszuliefern, schon gar nicht von jüdischer Sorte wegen eines religiösen Streits. Der Herr wachte auf jeden Fall über seinen Diener. Der Angeklagte befand sich in Cäsarea, und wenn irgendwo in diesem Land der oberste Sitz der Rechtsprechung war, dann dort in römischen Augen. Der Statthalter verhinderte durch seine Entscheidung die Ausführung ihres Komplotts. Er selbst kehrte in Kürze nach Cäsarea zurück: Wenn also irgendein Unrecht zu behandeln war, hatten sie ihre Gelegenheit, herabzukommen und den Gefangenen anzuklagen.