Behandelter Abschnitt Apg 23,12-15
Ist das Evangelium jemals anders in Rom gewesen? Es ist nicht so, dass Gott dort nicht schon ein Werk getan hätte. Viele Personen waren schon vorher dort, die den Namen des Herrn anriefen, sowohl Juden als auch Heiden, wie uns der Römerbrief mitteilt, aber der große Zeuge des Evangeliums sollte als ein Gefangener nach Rom kommen. Wenn er danach freigelassen wurde, kehrte er zurück, wieder als Gefangener, um in Rom für Christus zu sterben. Es war in der Tat ein feierliches Vorbild, als Vorahnung dessen, was Rom für das Evangelium Gottes jemals übrighaben würde.
Als es aber Tag geworden war, rotteten sich die Juden zusammen, verfluchten sich und sagten, dass sie weder essen noch trinken würden, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren aber mehr als vierzig, die diese Verschwörung gemacht hatten, die zu den Hohenpriestern und den Ältesten kamen und sprachen: Wir haben uns mit einem Fluch verflucht, nichts zu genießen, bis wir Paulus getötet haben. Macht ihr nun jetzt mit dem Synedrium dem Obersten deutlich, dass er ihn zu euch führen möge, als wolltet ihr seine Sache genauer erfahren; wir aber sind bereit, ehe er nahe kommt, ihn umzubringen (23,12–15).
Es ist betrüblich, von der dunklen Verschwörung der Juden zu dieser Zeit zu lesen. Sie waren nicht besser als die Heiden, sondern eher schlechter als besserwisserisch. So ist es immer, wo das Licht in Maßen ohne Gnade scheint; es wird zu tieferer Finsternis. Betrug und Gewalt kennzeichneten sie, besonders wenn es um das Evangelium ging, und keiner machte sich so sehr damit eins wie Paulus. Gottes Wort im Gesetz und den Psalmen und den Propheten bewahrheitete sich in ihrem Fall zu deutlich. Ihre Füße waren schnell dabei, Blut zu vergießen, und mit ihren Zungen redeten sie betrüglich. Sie kannten den Weg des Friedens nicht, sondern hassten den am meisten, der ihn predigte und lebte. Es war keine Gottesfurcht vor ihren Augen. Und es ist offensichtlich, dass die kirchlichen Oberhäupter genauso betroffen waren wie der blutrünstige Pöbel, die Beute listiger Führer, die lehrten, dass die Religion den Mord heilige (Joh 16,2).
Es heißt daher „die Juden“ und nicht nur „einige der Juden“, wie in den abgeschwächten Worten des Textus Receptus. Daher gab es, als die Verschwörer den religiösen Führern ihren Plan, Paulus auf dem Weg zum Konzil zu ermorden, mitteilten, kein Wort des Anstoßes oder des Entsetzens! Die Hohenpriester und Ältesten waren also wirklich umso schuldiger. Dr. Hackett und andere zitieren aus Philo eine Stelle, die auf bemerkenswerte Weise ein solches Verhalten als ein ruhig niedergelegtes Prinzip ohne den geringsten Sinn für seine Abscheulichkeit verdeutlicht. Nun war Philo ein zeitgenössischer Jude aus Alexandria.