Behandelter Abschnitt Apg 19,5-7
Es ist kaum anzunehmen, dass die hier vorgestellten zwölf Jünger in Ephesus die Lehre des Apollos genossen hatten, noch weniger die Hilfe von Aquila und Priscilla, die ihm den Weg Gottes genauer auslegten. Dann wären sie weitergeführt worden, wie sie es nachher durch den Apostel geschah. Denn es war reine Unwissenheit, die ihren Fortschritt in der Wahrheit behinderte, und nicht etwa Eigensinn oder der absurde und böse Irrtum, der ihnen von einigen unterstellt wurde, der später im Osten auftrat und Spuren bis in eine jüngere Zeit hinterließ, wie Neander im ersten Band seiner Kirchengeschichte feststellt. Die Taufe des Johannes ging in der Schrift mit seinem Aufruf zur Umkehr einher, wie wir gerade gesehen haben, und dass sie an den kommenden Messias, das heißt Jesus, glauben sollten. In keiner Weise war es eine Lästerung, Johannes als Messias anzunehmen. Sie wussten von der Verheißung, jedoch nicht von der Erfüllung: Doch das war für das Evangelium zu kurz gegriffen. Ihnen ist nun gegeben, die volle Wahrheit und den Segen zu empfangen. Paulus hat ihnen Jesus gepredigt. Was gibt es für die Menschen, das nicht durch Ihn und in Ihm ist?
Als sie es aber gehört hatten, wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft; und als Paulus ihnen die Hände aufgelegt hatte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren aber insgesamt etwa zwölf Männer (19,5–7).
Doch hier ist es gut zu verstehen, was gelehrt wird; denn einige haben aus dem inspirierten Bericht des Lukas gefolgert, dass die ursprüngliche Formel hinfällig geworden sei und dass die Apostel hier und an anderer Stelle in der Apostelgeschichte als nur auf den Namen des Herrn Jesus taufend dargestellt werden. Dies ist eine ernste Position. Sie behauptet, auf dem Buchstaben der Schrift zu stehen, der nicht gebrochen werden kann; dennoch ist sie eine, die die vollste Beachtung verlangt und verdient, denn sie hebt die Schrift wirklich auf. Sie ist von nicht wenigen vertreten und sogar umgesetzt worden, deren Prinzip es ist, jede Ansicht oder Praxis zu verabscheuen, die die unmittelbare Autorität unseres Herrn herabsetzt. Doch niemand leugnet, dass er für diese Einrichtung klar festgelegt hat, auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (Mt 28,19).
So ist es im frühesten der Evangelien niedergelegt, wo der große Auftrag an die Elf gegeben wird. Sie wurden angewiesen, hinauszugehen und alle Nationen zu Jüngern zu machen, nachdem die Juden bereits in Kapitel 10,5.6 das Ziel ihres Zeugnisses waren. Aber jetzt, da der Messias nicht nur verworfen, sondern auferstanden ist und sie mit sich verbunden hat, wird der Kreis durch seinen Tod und seine Auferstehung erweitert; und es geht nicht mehr um die Rechte des Herrn, des einen wahren Gottes und Statthalters Israels, sondern um Gott, der vollständig offenbart wurde, nicht nur in der Person, sondern durch das Werk des Herrn Jesus; und diese Jünger sollen seine Diener auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen. Hier bei Matthäus war der passende Ort, um diesen Namen bekanntzumachen, denn in diesem Evangelium haben wir mehr als in jedem anderen die Folgen der Verwerfung des Messias, und der neue Zeuge tritt an die Stelle des alten, wobei ihm alle Autorität im Himmel und auf der Erde gegeben wird.
Von diesem Standpunkt aus gesehen werden die ablehnenden und rebellischen Juden mit ihrem Haus und, wie wir können hinzufügen, mit ihrer Stadt, verwüstet zurückgelassen, bis die Gnade an einem anderen Tag in ihren Herzen Reue wirkt. In der Zwischenzeit sendet die Gnade aufgrund des vollendeten Werkes des gekreuzigten und auch von den Toten auferstandenen Christus eine Botschaft souveräner Barmherzigkeit an alle Nationen aus. Es ist nicht der Sohn Davids, der auf dem Thron Israels sitzt, es ist auch nicht der Sohn des Menschen mit seiner Herrschaft und Herrlichkeit und seinem Reich, das ihm gegeben wurde, damit alle Völker, Nationen und Sprachen ihm dienen – seine Herrschaft ist eine ewige, die nicht vergehen wird, und sein Reich das, das nicht zerstört werden wird (Dan 7).
Das sind die Herrlichkeiten des neuen Zeitalters, wenn der Herr Jesus bei seinem Kommen in Macht und Gegenwart vom Himmel her gezeigt wird. Hier ist es die Dreieinheit, die offenbart wird und von der Zeugnis ablegt vor jenem Tag, an dem sie lehren sollten (nicht das Gesetz noch die Propheten, sondern) alles, was Jesus ihnen auftrug. Und der Herr sprach: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ – ein Zeitalter, das nicht vollendet ist, bevor nicht auch die letzte Woche Daniels, die siebzigste Woche, erfüllt ist. Das ist zwar nicht die Offenbarung des Geheimnisses, die dem Heiligen Geist durch den Apostel der Nationen vorbehalten war, aber sie steht nicht nur zum Gesetz Moses im Gegensatz, sondern auch zu den Verheißungen, die den Vätern gegeben wurden, und zu dem Siegel, das an ihnen haftet. Und Paulus konnte sagen, wie die Zwölf es nicht konnten, dass Christus ihn nicht zum Taufen, sondern zum Predigen des Evangeliums ausgesandt hat. Dennoch unterwarf er sich in seiner Eigenschaft als Bekenner dieser Einrichtung des Herrn, da er auch von Zeit zu Zeit die taufte, die sich zu Ihm bekannten, wie die inspirierte Geschichte reichlich bezeugt.
Aber nichts wäre der Schrift weniger ähnlich, als jedes Mal, wenn in ihr von der Taufe berichtet wird, die Formel zu wiederholen. Die Tatsache wurde festgestellt, und die Art und Weise der Aussage in der Schrift ist immer entsprechend dem Charakter und der Gestaltung des Buches, in dem sie vorkommt. Nun steht in der Apostelgeschichte, dass der Heilige Geist durchgängig Zeugnis von Jesus als dem Herrn ablegt. Daher wird die Taufe, wenn sie von irgendjemandem in ihrem Verlauf vorausgesagt wird, so beschrieben. Das stimmt genau mit dem Bericht überein und ist so, wie es sein sollte, wenn dieses Buch wirklich von dieser Absicht geprägt ist, was es offensichtlich für jedes einsichtige Auge ist. Außerdem ist es in höchstem Maß wahrscheinlich, dass die, die die Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes durchführen, wie sie durch die Anordnung des Herrn gebunden waren, auch den Namen des Herrn hinzufügen würden, wie Er von den Getauften bekannt wurde. So wird es in gewisser Weise auch heute noch von denen getan, die in ihre Fußstapfen treten. Sicherlich wird in der Apostelgeschichte die christliche Taufe als auf, in oder zu dem Namen des Herrn erwähnt, wobei jeder Fall in genauer Harmonie mit seinem eigenen Charakter ist. Aber das rechtfertigt in keiner Weise die Schlussfolgerung, dass die Zwölf oder Paulus oder irgendein anderer von der göttlich gegebenen Formel abwichen. Die Form der Geschichte ist auf den ebenso göttlichen Plan zurückzuführen, der dieses Buch wie jedes andere in der Bibel charakterisiert.
Ein weiterer Umstand ist zu beachten: Diese Jünger in Ephesus empfingen den Heiligen Geist durch das Auflegen der Hände des Paulus, wie die Samariter Ihn durch die Hände des Petrus und Johannes empfinden. Das war ein Zeichen dafür, dass Gott die Apostel ehrte. Da das Werk in Samaria auf das freie Wirken des Geistes in Philippus zurückzuführen war, war es umso notwendiger, alle miteinander zu verbinden, damit nicht mit Gottes Zustimmung eine von der Versammlung in Jerusalem unabhängige Versammlung in Samaria entstehen konnte. Die Einheit des Geistes wurde dadurch bewahrt, dass den Neubekehrten das Siegel des Geistes nur auf die Gebete und durch das Händeauflegen hin von zwei Hauptaposteln aus den Zwölfen gegeben wurde. Gibt es einen einfacheren Beweis dafür, dass, wie der Geist eins ist, auch die Versammlung eins ist, wie sehr sie auch örtlich getrennt sein mag? So ist es auch jetzt. Den Jüngern in Ephesus, die auf Jesus getauft waren, nachdem sie das Evangelium gehört hatten, wurden von Paulus die Hände aufgelegt, damit sie den Heiligen Geist empfingen. Es war überall ein einziger Leib; und Paulus’ Autorität, als von Gott zuerst in der Versammlung eingesetzt, ist bezeugt wie die von Petrus und Johannes vor ihm.
Es ist vergeblich zu argumentieren, dass der hier verliehene Heilige Geist nur geistige Kräfte bedeutet. Diese Kräfte waren zwar in der göttlichen Gabe enthalten, wie der Schluss von Vers 6 andeutet. Aber das Reden in Sprachen oder sogar das Prophezeien war nicht alles, was der Empfang des Geistes vermittelte, und auch nicht der beste Teil des Segens. Es ist der Geist selbst, der gegeben wird, ebenso wie Gaben zum Zeichen oder zur Erbauung, die hier beide besonders angedeutet werden. Sogar Bp. Middleton wäre nach seinem eigenen, zu engen und fehlerhaften Prinzip gezwungen gewesen, den Heiligen Geist hier persönlich mitgeteilt zu sehen. Und diese Gabe ist es, die niemals entzogen wird, und die in der Tat den Christen und die Versammlung zu einer solchen macht. Es gibt weder das eine noch das andere, wenn es keine Gabe und keine Versiegelung des Geistes mehr gibt.
Es ist auch nicht wahr, dass diese Gabe von einem Apostel oder einer eingebildeten apostolischen Nachfolge abhängt, die der Schrift völlig unbekannt und von ihr ausgeschlossen ist. Denn das Eingreifen von Aposteln, wie in den Kapiteln 8 und 19, war eine Ausnahme, wenn auch bei jeder Gelegenheit richtig und weise. Die großen und typischen Beispiele waren, als er zuerst den jüdischen Gläubigen zu Pfingsten und danach den heidnischen Gläubigen im Haus des Kornelius gegeben wurde; zu keinem dieser Zeitpunkte spricht die Schrift von den Aposteln, die die Hände auflegten. Der Geist wurde direkt auf ihren Glauben an das Evangelium hin gegeben, eine Tatsache, die im Fall der Nationen absolut sicher und unbestreitbar ist (Apg 10,44-46), was natürlich besonders für uns, die wir nicht aus Israel sind, von Interesse und Bedeutung ist. Eine solche Tatsache ist entscheidend für jemanden, der an die Weisheit und Güte Gottes glaubt, nicht nur darin, dass er damals so handelte, sondern auch darin, dass er es zum Trost der Gläubige für immer festhielt; damit sie nicht in Unkenntnis der direkten Gabe an die jüdischen und heidnischen Gläubigen, als Rechtfertigung für die gleiche Erwartung danach, in den Irrtum verfallen, entweder zu verzweifeln, weil die apostolische Ordnung nicht existierte, oder in Anmaßung zu träumen, dass ein neuer apostolischer Chor oder eine neue apostolische Schar für die Versorgung mit dieser Gabe oder für irgendeine andere ähnliche Funktion notwendig wäre. Die katholischen Systeme nehmen in der Tat eine Art von immerwährender Apostolizität an und lösen damit die Schwierigkeit durch einen nicht minder verhängnisvollen Irrtum; der Protestantismus glaubt nicht an die bleibende Gegenwart des anderen Fürsprechers, um die Verheißung des Vaters für immer zu erfüllen; während der Irvingismus sich eines neuen Apostolats rühmt (das fast verschwunden ist), um eine Ordnung herbeizuführen, die den verdorbenen Zustand der Kirche ignorieren würde – ein grober moralischer Fehler. Aber die Wahrheit ist ebenso gesegnet in ihrer Beständigkeit, wie diese Irrtümer verderblich sind.