Behandelter Abschnitt Apg 16,8-10
Als sie aber an Mysien vorübergezogen waren, gingen sie nach Troas hinab. Und es erschien Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein gewisser mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen (16,8–10).
So half der Herr seinem Diener auf eine positive Weise. Sie alle brauchten eine Anleitung für ihre Arbeit, und Paulus allein sah die Vision: eine Gunst, die ihm häufig erwiesen wurde, und von höchstem Charakter war, die kein Geschöpf zu erwarten hat. Die Gnade gab ihm auch Offenbarungen. Aber obwohl er in der Versammlung, deren Zustand und Bedürfnisse so weit vom Urzustand entfernt sind, an eine ganz andere Stelle gesetzt wurde, versagt Gott nie bei den gegenwärtigen Schwierigkeiten. Wir sind es, die im Warten und Rechnen auf Ihn versagen, obwohl das Hauptziel seines geschriebenen Wortes vollständig ist, wie es damals nicht war. Aber besondere Ehre wurde jemandem zuteil, der in seiner Stellung hinter niemandem zurückstand und dessen Wirken am reichsten und gesegnetsten war. Alle waren sofort von der Vision des Apostels beeindruckt und wandten ihre Augen und Schritte nach Mazedonien.
Aber es ist gut zu bemerken, dass die Sprache „wir“ ist, und nicht „sie“ wie zuvor. Lukas lässt uns also bescheiden, aber ohne Zweifel erkennen, dass er sich in Troas der Gesellschaft des Apostels anschloss. Dass der inspirierte Schreiber ab diesem Augenblick ein persönlicher Zeuge war, ist sicher keine Kleinigkeit; aber kein Irrtum kann prinzipiell tiefgreifender sein als die menschliche Vorstellung, dass seinem Bericht ein höherer Charakter anhaftet. Nicht so: Die Inspiration schließt jede Frage nach dem Grad der Gewissheit oder nach der Autorität aus. Es ist gleichermaßen von Gott, ob der Schreiber bezeugt hat, was er schrieb, oder nicht. Der Geist Gottes allein sichert die absolute Wahrheit, die kein Sehen, Hören oder Forschen bewirken könnte. Der Mensch kann dem, was Gott gibt, nicht gerecht werden, außer als Empfänger. Er kann unendlich genau sein, ist aber notwendigerweise menschlich. Gott, der alles weiß, teilt den Seinen in Liebe mit, was seiner Herrlichkeit gebührt.
In der Tat ist das, was während der Anwesenheit des Schreibers überliefert wird, nicht genauer. Gespräche, Differenzen, Reisen, Predigten, wurden in seiner Abwesenheit nicht weniger wiedergegeben als bei den Mitarbeitern des Apostels. Wie tröstlich dieser stille Beweis, dass wir es im inspirierten Wort nicht nur mit guten Menschen zu tun haben, die ihr Bestes tun, sondern mit einem Gott, der weder irren noch lügen kann! Er gibt uns durch den Menschen seinen Bericht über diese geistlich lehrreichen Tatsachen. Später in der Geschichte erfahren wir, dass sie einen kleinen Aufenthalt in Troas machten, wo es wenigstens eine Versammlung gab (Apg 20); aber jetzt gab es keine Unentschlossenheit, kein Zögern auf dem Weg: Das Evangelium musste sofort in Mazedonien gepredigt werden.