Behandelter Abschnitt Apg 7,48-50
Hier also, dachte der Jude, muss sich der Herr auf diesen „prächtigen“ Palast seiner Heiligkeit beschränken. Denn der ungläubige Mensch muss irgendwo ein Götzenbild haben.
Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: „Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen, spricht der Herr, oder welches ist der Ort meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand dies alles gemacht?“ (7,48–50).
Die abergläubische Verherrlichung des Tempels lenkt von seiner Herrlichkeit ab, die ihm seine ganze unverwechselbare Pracht verleiht. Der Herr ließ sich herab, ihn zu heiligen und zu verherrlichen, so dass die Priester wegen der Wolke nicht dastehen konnten, um zu dienen; denn die Herrlichkeit des Herrn hatte das Haus Gottes erfüllt. Aber Salomo selbst hatte bei jener erhabenen Einweihung zugegeben, dass der Himmel und der Himmel Himmel Ihn nicht fassen kann, geschweige denn das Haus, das er gerade gebaut hatte! Und so sprach danach der Prophet Jesaja (Jes 66,1), lange bevor Babylon das Objekt des Stolzes Israels verbrennen und zerstören durfte. Es war kein nachträglicher Gedanke, den Juden in seiner Unterwerfung unter die heidnischen Herren zu trösten: So hatte Israels König zu Gott gesprochen; und so hatte Gott zu Israel gesprochen, lange bevor die Chaldäer zu einem Widersacher wurden, der beauftragt war, ihren Götzendienst zu züchtigen.
Es war richtig und fromm, sich die herablassende Gnade des Herrn zu eigen zu machen, es war anmaßend, seine Herrlichkeit auf den Tempel zu beschränken, den Er zu seiner Wohnung machen wollte. Der Schöpfer hatte alles erschaffen und stand unermesslich über dem Universum. Was war Jerusalem oder der Tempel aus einer solchen Sichtweise? Wer war nun im Einklang mit dem Zeugnis Salomos und Jesajas? Die Ankläger oder Stephanus? Die Antwort ist unumstritten, und ihre Feindschaft ist unentschuldbar.
In diesen Versen haben wir den Abschluss der Rede, einen höchst ernsten und zugespitzten Appell an das Gewissen der Juden, die in Form einer höchst lehrreichen und wunderbar komprimierten Zusammenfassung ihrer nationalen Sünden von Anfang bis Ende von Gottes unvergleichlichem Umgang mit Israel hörten. Die Tatsachen standen außer Frage, die Sprache (selbst wenn sie am schonungslosesten war) war die ihrer eigenen inspirierten Schreiber, die Anklage daher so unsagbar feierlich, dass es unmöglich war, sie zu widerlegen oder ihr auszuweichen.