Behandelter Abschnitt Joh 16,31-33
Jesus antwortete ihnen: Glaubt ihr jetzt? Siehe, die Stunde kommt und ist gekommen, dass ihr zerstreut werdet, jeder in das Seine, und mich allein lasst; und ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden (16,31–33).
Ihr Glaube war echt, aber sie sollten bald zeigen, wie gering er sich in der bereits gekommenen Stunde der Prüfung erweisen würde. Wenn der Zweifel niemals berechtigt ist, ist es gut, in unserer Schwäche in ständiger Abhängigkeit zu leben. Wenn wir in unseren eigenen Augen stark sind, sind wir wirklich schwach; wenn wir schwach sind, sind wir stark in der Gnade unseres Herrn Jesus. Doch oh, was für ein Heiland und was für Jünger! Sie zerstreuten sich in ihre Eigenes, und Er blieb allein in der Stunde seiner tiefsten Not! Hätte irgendein anderes Herz als das seine sich beeilt, nach einer solchen Verlassenheit ihrerseits hinzuzufügen: „und ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir“ (V. 32)? Hätte irgendjemand außer Ihm selbst, besonders zu solchen Gläubigen und unter solchen Umständen, hinzufügen können: „Dies habe Ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt“ (V. 33a) oder einen so soliden Grund dafür geben können, gerade in dem Moment, als sie ihren gegenwärtigen Anteil an der Not in der Welt betrachteten? „Aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (V. 33b). Wie Christus allein so empfinden und segnen konnte, so sind diese Worte seiner würdig; und man weiß nicht, ob man mehr ihre göttliche Autorität oder ihre unvergleichliche Gnade und Eignung für unsere Not hier auf der Erde bewundern soll. Wie Er absolut ist, was Er auch spricht, so spricht Er, was Er ist, zum unfehlbaren Trost des Gläubigen.
Auffallend charakteristisch für unser Evangelium ist die Auslassung der Schmerzen in Gethsemane, und noch mehr der Verlassenheit seitens Gottes am Kreuz. Beides passte nicht zu dem Bericht über Ihn, der die Herrlichkeit seiner Person hervorhebt, deren Aufgabe es war, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen. Andere heben seine völlige Verwerfung und Erniedrigung hervor, den Dienst, den Er ausführte, und die Tiefe seines Mitempfindens als der vollkommene Mensch. Johannes sieht, hört und beschreibt den Sohn, der über allen Umständen steht, der Gegenstand und die Offenbarung des Vaters, sogar als jenes Leid kam, das sie zerstreute, und jene Verlassenheit seitens Gottes, die unergründlich war, außer für ihn selbst.
Mit allem vor Augen sprach Er, was Er hier tat, damit sie in Ihm Frieden hätten; und so wandelte Er selbst. In der Welt würde Bedrängnis ihr Teil sein, nicht wie für den Juden vergeltend zu einer bestimmten und abgemessenen Stunde (Jer 30,7; Dan 12,1; Mt 24,21; Mk 13,19) zur Zeit des Endes, oder sogar vorbereitend in der Zwischenzeit (Lk 21,22-24), sondern gewohnheitsmäßig für diejenigen, die nicht von der Welt sind und daher eine Beute in ihr sind. Dennoch werden sie zu gutem Mut aufgerufen, da sie den kennen, an den sie geglaubt haben, seine Herrlichkeit und seine Gnade, der die Welt überwunden hat. Welch eine Quelle und Ermutigung, dass wir einen bereits überwundenen Feind zu überwinden haben! Er allein ist es; wir schauen auf Ihn, der zu allen Dingen Kraft gibt. Und das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube. „Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist“ (1Joh 5,5)?