Behandelter Abschnitt Joh 16,16-22
Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht mehr, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen, [weil ich zum Vater hingehe]. Einige von seinen Jüngern sprachen nun zueinander: Was ist dies, was er zu uns sagt: Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen, und: Weil ich zum Vater hingehe? Da sprachen sie: Was ist das für eine kleine Zeit, wovon er redet? Wir wissen nicht, was er sagt. Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Darüber fragt ihr euch untereinander, dass ich sagte: Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass ihr weinen und wehklagen werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden. Die Frau, wenn sie gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Bedrängnis um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist. Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch (16,16–22).
Die kleine Zeit hatte für jüdische Ohren in jeder Hinsicht einen seltsamen Klang; so war auch sein Weggehen zum Vater. Es geht hier nicht um ihren verlorenen Messias, den leidenden Sohn des Menschen. Das ist natürlich richtig und wichtig an seinem Platz und wird in den Schlussszenen der synoptischen Evangelien ausführlich behandelt. Aber hier sehen und hören wir den Sohn Gottes, einen Menschen, aber eine göttliche Person, die vom Vater gekommen war und nun zum Vater zurückkehrte. Wir müssen vor allem diesem Geist Raum geben, um die kleine Zeit, und in der Tat das Christentum, im Gegensatz zu dem, was war und was sein wird, zu schätzen. Die Auferstehung brachte die Jünger zur Erkenntnis dieser kleinen Zeit, obwohl es nicht ganz aus sein kann, bis Er wiederkommt. Der Jude hielt nichts für sicherer, als dass der Christus, wenn Er kommt, für immer bleiben würde. Die kleine Zeit war daher ein weiteres Rätsel, das sein Tod und seine Himmelfahrt aufklärten und von dem der Geist später zeigte, dass es mit all dem zusammenhängt, was für das gegenwärtige Werk Gottes zur Ehre Christi charakteristisch ist. Wir nehmen im Glauben vorweg, was kommen wird, und zwar sichtbar bei seiner Erscheinung.
Nichts kann deutlicher sein, als dass der Herr es hier vermeidet, seinen Tod vorzustellen; und es ist umso auffälliger, weil es in den Kapiteln 1, 2, 3, 6, 8, 10, 12 so hervorsticht. Hier liegt es zweifellos allem zugrunde, und arm wäre in der Tat die Freude ohne sein unendliches Leid am Kreuz gewesen. Aber diese feierliche Stunde wird hier so übergangen: „Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass ihr weinen und wehklagen werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden“ (V. 19.20). Dies war sicherlich wahr, als Er nach seiner kurzen Abwesenheit auferstand, wie es auch voll bestätigt werden wird, wenn Er kommt, um sie nie mehr zu verlassen. Und dies illustriert Er durch das bekannteste aller Bilder von Trauer, die in Freude mündet (V. 21.22). Die Abwesenheit des Herrn ist für die Welt, dass sie Ihn los wird; aber schon jetzt ist seine Auferstehung eine Freude, die niemand wegnimmt. Wie wird es sein, wenn Er kommt, um uns zu sich zu nehmen?