Behandelter Abschnitt Joh 15,26-27
Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen. Aber auch ihr zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid (15,26.27).
Hier wird der Heilige Geist als vom aufgestiegenen Christus vom Vater gesandt gesehen und folglich als Zeuge seiner himmlischen Herrlichkeit. Das ist ein Fortschritt gegenüber dem, was wir im vorhergehenden Kapitel gesehen haben. Dort bittet Christus und der Vater gibt den Sachwalter, der für immer bei ihnen sein würde, indem Er Ihn im Namen des Sohnes sendet. Hier sendet der Sohn selbst, wenn auch natürlich vom Vater. Der Geist der Wahrheit ist also der geeignete Zeuge Christi, wie Er jetzt droben ist; auch die Jünger zeugen von Ihm, als seine Gefährten und so von Anfang an erwählt. Zum ersten Mal wird gesagt: „Wenn der der Sachwalter gekommen ist“, nicht nur gegeben oder gesandt. Er ist eine göttliche Person im vollsten Sinn, nicht nur um zu bleiben, zu lehren und in Erinnerung zu rufen, sondern um von Christus zu zeugen, und zwar das, was die auserwählten Gefährten, die Apostel, des Herrn nicht bezeugen konnten. Denn sie konnten als solche nicht über das hinausgehen, was sie gesehen und gehört hatten – jedenfalls über das, was in den Bereich ihres Zusammenseins mit Ihm von Anfang an fiel. Der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, würde sie nicht nur stärken, um diese Aufgabe völlig zu erfüllen, sondern ein ganz anderes Zeugnis von bisher unbekannter Glückseligkeit hinzufügen, als von Christus persönlich vom Vater gesandt.
Damit ist die Stellung der Jünger, die von nun an Christen genannt werden, klar beschrieben: nicht von der Welt, sondern von Christus aus ihr auserwählt, befohlen, einander zu lieben wie von Christus geliebt und von der Welt gehasst, mit dem Sachwalter, dem Geist der Wahrheit, der von Christus gesandt wurde, um von Ihm zu zeugen, von dem auch sie Zeugnis gaben, weil sie von Anfang an bei Ihm waren. Wer ist so berechtigt, von der Herrlichkeit Christi beim Vater zu erzählen, als der Geist, der vom Vater ausgeht und von dem erhöhten Christus gesandt wird? So wurde das volle Zeugnis seiner Herrlichkeit moralisch auf der Erde durch die Jünger bestätigt (wenn auch nicht ohne die bereits zugesicherte Kraft des Geistes), und tatsächlich im Himmel als der verherrlichte Mensch durch den, der es in jeder Hinsicht am besten bekanntmachen konnte.
Es ist offensichtlich, dass diejenigen, die dem Herrn persönlich folgten, einen besonderen Platz im Zeugnis über seine Offenbrung auf der Erde hatten; und dieses Zeugnis haben wir in den Evangelien so vollständig, wie Gott es für angeracht hielt, es für alle Gläubigen dauerhaft zu bewahren. So wurde das Zeugnis des Heiligen Geistes über seine himmlische Herrlichkeit in den inspirierten Briefen des Paulus in hervorragender Weise zum gleichen dauerhaften Gebrauch dargeboten, obwohl es zweifellos in keiner Weise auf Ihn oder sie beschränkt ist.
Und gewiss bleibt der Ort des Zeugnisses grundsätzlich für diejenigen, die Christus angehören, ungeachtet der Veränderung der Umstände und, leider, des Staates. So gewiss wie Christus in der Höhe bleibt und der Heilige Geist gekommen ist, um uns nie zu verlassen, ist es nicht nur so, dass wir durch den Glauben die Beziehung des Sohnes zum Vater kennen und unsere Glückseligkeit kraft dessen und in Ihm, der im Vater ist, wie Er in uns ist, sondern wir haben den ganzen Gewinn seines Platzes als des wahrhaftigen Weinstocks auf der Erde, wie wir Ihn im Himmel erhöht als Mensch kennen, eine ganz neue Sache. Und da wir die Freude seiner Beziehung zum Vater und zu uns haben, sind wir berufen, in jeder Weise Zeugnis von Ihm abzulegen. Das ist ein wunderbarer Trost in unserer Schwachheit! Er, der Geist der Wahrheit, sollte von Jesus Zeugnis geben, und besonders von Jesus, wo keiner bei Ihm sein konnte, keiner außer dem Sachwalter selbst, der dafür zuständig war. Es war nicht nötig, hier oder später zu wiederholen, dass Er bleibt: Das war zuerst in Bezug auf uns gesagt worden (14,16), wo seine garantierte Gegenwart bei uns höchst gnädig genannt wurde, damit wir uns nicht als Waisen fühlen würden. Wenn wir aber das sichere Unterpfand haben, dass Er für immer bei uns ist, so ist das ohne Zweifel nicht weniger, sondern mehr zum Zeugnis der Herrlichkeit Christi als zu unserem Trost. Davon werden wir aber im Folgenden mehr hören, wo der Herr das Thema noch einmal ausführlich behandelt.