Behandelter Abschnitt Joh 15,22-23
Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keinen Vorwand für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater (15,22.23).
Die frühere oder andere Sünde wurde verschlungen in dieser überragenden Sünde, den in Liebe gekommenen Sohn zu verwerfen, der nicht nur redete, wie ein Mensch nie geredet hat, sondern wie Gott nie geredet hat; denn durch wen sollte Er reden wie durch einen Sohn? Denn durch wen sollte Er sprechen wie durch einen Sohn? Es war angemessen, dass Er, der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Eingeborene im Schoß des Vaters, über alles sprechen sollte, wie Er über alles ist, der in Ewigkeit gepriesene Gott. Diener waren gesandt worden, Propheten hatten gesprochen; und ihre Botschaften hatten göttliche Autorität; aber sie waren teilweise. Das Gesetz hatte nichts vollkommen gemacht. Nun aber hat Er, der früher her „vielfältig und auf vielerlei Weise“ (πολυμερῶς καὶ πολυτρόπως) gesprochen hatte, zu uns „in einem Sohn“ (ἐν υἱῶ) gesprochen.
Er war ihr Messias, der Sohn Davids, geboren, wo und wann sie es erwarteten, bezeugt nicht nur durch die Zeichen und Belege der Prophezeiung, sondern auch durch die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters; aber Er war mehr, unendlich viel mehr. Er war der Sohn Gottes, unnahbar in seiner eigenen Herrlichkeit, und doch hier auf der Erde der zugänglichste aller Menschen, der die Worte des Vaters aussprach, wie sie keiner je gesprochen hatte, seit die Welt begann. Nie hatte es auf der Erde eine geeignete Person gegeben, solche Mitteilungen hervorzubringen; jetzt war Er da, sowohl in der Würde der Person, der Intimität der Beziehung als auch der moralischen Vollkommenheit als Mensch. Und die Jünger ernteten den Nutzen; wie die Juden hatte die Welt, die Ihn vor Augen und Ohren hatte, die Verantwortung. Fehler, Versagen, hatte es bei allen anderen gegeben, die für und von Gott gesprochen hatten (wenn auch nicht in der inspirierten Schrift), so dass die Wirkung ihres Zeugnisses dort geschwächt wurde, wo Menschen an Menschen dachten und den Gott vergaßen, der sie gesandt hatte.
Nun aber hatte der Vater den Sohn gesandt, der nicht im Gesetz, sondern in der Liebe gekommen war und gesprochen hatte, das wahrhaftige Licht, das in einer Welt der Finsternis leuchtete, die es nicht begriff, und die Sünde erschien wie nie zuvor. Welcher Vorwand konnte jetzt geltend gemacht werden? Es war keine Frage des Menschen oder seiner Schwäche; keine Forderung seiner Pflicht, gemessen an den Zehn Geboten oder irgendwelchen Satzungen oder Urteilen, oder was auch immer. Da war der Sohn, das fleischgewordene Wort, das unter den Menschen wohnte, voller Gnade und Wahrheit, in göttlicher Liebe, die sich über jeden Fehler und alles Böse erhob, um das, was von Gott ist, für die Ewigkeit zu geben, einer Liebe, der nur mit wachsendem Hass begegnet wurde, bis sie nicht mehr weitergehen konnte. Ihre Unwissenheit über den, der Christus gesandt hat, war zweifellos der Grund für ihren Hass auf Ihn, aber es war unentschuldbar. Denn Er war sowohl Gott als auch der Sohn des Vaters und so vollkommen in der Lage, die Wahrheit darzustellen und den Menschen gründlich und offensichtlich seiner Schuld zu überführen, wenn er sich nicht beugte. Was also bewies ihre Weigerung als Sünde, ohne Entschuldigung dafür, und Hass auf den Vater auch im Hassen des Sohnes?
Und es gab diese weitere Verschlimmerung ihrer Sünde, durch die Werke, die Er getan hatte. Denn manche Menschen werden durch geeignete Worte mächtig angesprochen, andere noch tiefer durch Werke, die nicht nur Macht, sondern Güte, Heiligkeit und Liebe ausdrücken. Hier hatten sie in vollkommener Harmonie und gegenseitiger Bestätigung solche Worte und Werke, wie sie nie anders waren als in Jesus, dem Sohn Gottes. Aber was war die entsprechende Wirkung?