Behandelter Abschnitt Joh 12,44-50
Als Nächstes folgt das letzte öffentliche Zeugnis unseres Herrn, das in diesem Evangelium gegeben wird.
Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe; und wenn jemand meine Worte hört und nicht bewahrt, so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu erretten. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat (12,44–50).
Der Herr sprach mit Ernsthaftigkeit, wie anderswo und immer; und es war den Menschen in seiner Gnade angemessen, wenn man die ernsten Angelegenheiten bedenkt, die auf dem Spiel standen, und die göttliche Herrlichkeit, die betroffen war. Es ging um seinen Vater, der Ihn gesandt hatte, nicht weniger als um Ihn selbst. An den Sohn zu glauben, Ihn zu sehen, bedeutete, den Vater zu sehen und an Ihn zu glauben. Sie waren untrennbar eins, wie Er bereits erklärt hatte; und wer den Sohn hatte, hatte auch den Vater. Außerdem war der Herr als Licht in die Welt gekommen (denn es ging sich nicht nur um Israel), damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Er hat das Licht des Lebens, und nicht nur das Leben; er ist Licht im Herrn. Es war daher Verderben, seine Worte gehört und nicht angenommen zu haben; aber so groß war die Gnade, in der Er kam, dass Er hinzufügen konnte: „so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu erretten“ (V. 47). Wie sollte dann seine Herrlichkeit in dem Fall gerechtfertigt werden, der Ihn verleumdet und seine Worte nicht annimmt? Er hat das, was Ihn richtet – das Wort: „Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag“ (V. 48); und das umso sicherer, weil Jesus nicht aus sich selbst heraus sprach, als ob Er seinen eigenen Willen oder seine Ehre suchte, sondern einfach und beständig dem Vater unterworfen war, der Ihn nicht nur gesandt, sondern auch befohlen hatte, was Er sagen und reden sollte; das Gebot des Vaters kannte Er als ewiges Leben (Ps 133,3). Jesus war Ihm in seinen Äußerungen ebenso unterworfen wie in seinen Taten, da Er hier war, um Ihn zu verkünden und seinen Willen zu tun.