Behandelter Abschnitt Joh 10,31-33
So nahm der Herr die göttliche Herrlichkeit als die seine an, nicht weniger als die des Vaters, trotz des Platzes des Menschen, den Er in der Erniedrigung der Liebe eingenommen hatte, um die Werke des Teufels zu vernichten und die schuldigen Sünder, die seine Stimme hören, von der Knechtschaft der Sünde und dem höchst gerechten Gericht Gottes zu befreien. Dies erregte wiederum einen mörderischen Hass in seinen Zuhörern.
Da hoben die Juden wieder Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater gezeigt; für welches Werk unter diesen steinigt ihr mich? Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst (10,31–33).
Wehe dem Willen und dem Selbstvertrauen der Menschen! Sie hatten Recht, wenn sie sagten, dass Jesus ein Mensch war; sie hatten nicht Unrecht, wenn sie verstanden, dass Er behauptete, Gott zu sein. Aber es war die Unterstellung Satans, der auf den Unglauben des Menschen an alles, was über sein Denken und seinen Verstand hinausgeht, einwirkte, dass Er, der Gott war, sich nicht herablassen würde, aus Liebe zu den Menschen und zur göttlichen Herrlichkeit Mensch zu werden, um die Erlösung zu vollbringen. War es nicht unglaublich, dass Gott sich für diese höchst würdigen Ziele so weit herablassen sollte? Und hatte Jesus nicht genügend Beweise für seine Herrlichkeit und seine Beziehung zum Vater gegeben, sowohl in Macht und Güte als auch in Wahrheit?
Ein Leben von nie gekannter Reinheit, von unvergleichlicher Abhängigkeit von Gott, von aktiver, unermüdlicher Güte, von Demut und Leiden, die umso überraschender sind, als sie in der offensichtlichen Beherrschung der Macht unbegrenzt Zeugnis für den Vater ablegen, und dies in der Erfüllung der gesamten Kette von biblischen Vorbildern und Prophezeiungen, vereinen sich, um den Vorwurf des Betrugs auf die alte Schlange zurückzuwerfen, den Lügner und Vater der Lüge; dessen große Lüge es ist, Gott als das Objekt des Glaubens und des Dienstes und der Anbetung des Menschen zu verdrängen, und zwar für falsche Objekte, oder kein Objekt außer sich selbst, was, wie wenig vermutet, wirklich Satans Wirken ist.
Nichts erregt daher den Satan so sehr wie Gott, der so in und durch den Herrn Jesus dargestellt wird, der seine eigene vollkommene Sanftmut und die Feindschaft der Menschen zeigt, ohne dass eine Macht eingreift, um Ihn vor Beleidigung und Verletzung zu bewahren. „Zuvor aber muss er vieles leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht“ (Lk 17,25) – ein Geschlecht, das noch immer moralisch fortschreitet und fortschreiten wird, bis Er in Herrlichkeit wiederkommt, um das Gericht auszuführen. Deshalb hoben sie Steine auf, um Ihn zu steinigen; denn Satan ist ein Mörder und ein Lügner, und nichts erweckt so sehr Gewalt, sogar bis zum Tod, wie die Wahrheit, die Menschen verurteilt, die sich als religiös ausgeben. Für ihre verblendeten und wütenden Gemüter war es Gotteslästerung, wenn Er sagte, dass Er denen, die Ihm nachfolgten, ewiges Leben jenseits der Schwäche oder der Macht des Geschöpfs gab – Gotteslästerung, wenn Er behauptete, dass Er und der Vater eins seien; während es die Wahrheit ist, so lebenswichtig und notwendig, dass niemand, der sie ablehnt, gerettet werden kann. Seine Worte waren so gut wie seine Werke und sogar bedeutsamer für den Menschen, während beide vom Vater waren. Er, den Gott gesandt hat, wie Johannes bezeugt, sprach die Worte Gottes. Sie waren es, die lästerten und Ihn als Gott verleugneten, der sich aus Gnade zu ihnen herabließ, Mensch zu werden.