Ferner veranschaulichen diese Worte des Propheten „die irdischen Dinge“ in dem Gespräch unseres Herrn mit Nikodemus:
Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage? (3,12).
Indem der Herr von der Notwendigkeit sprach, von neuem geboren zu werden – geboren aus Wasser und Geist –, war der Herr nicht über „die irdischen Dinge“ hinausgegangen. Niemand konnte ohne diese neue Geburt in das Reich eingehen oder es sehen. Natürlich ist die neue Geburt für den Himmel unentbehrlich; aber der Herr geht noch weiter und besteht darauf, dass sie sogar für den unteren Bereich des Reiches Gottes wesentlich ist. Auch der Jude muss von neuem geboren werden, und zwar sowohl für die tausendjährigen Segnungen als auch für die Ewigkeit. So wahr ist es, dass sie nicht alle Israel sind, die aus Israel sind, noch sind sie alle Kinder, weil sie Nachkommen Abrahams sind.
Wir werden auch sehen, wenn unser Herr in seiner Rede fortfährt, sein Kreuz und die Liebe Gottes in der Hingabe seines Sohnes vorzustellen, dass von neuem geboren zu werden nicht angemessen beschreibt, was dem Gläubigen gegeben wird, sondern vielmehr das ewige Leben. Im Wesentlichen ist es zweifellos dieselbe neue Natur, die jeder Gläubige hat und haben muss; aber jetzt, wo die Herrlichkeit und das Werk Christi offenbart sind, kommt ihr voller Charakter zum Vorschein. Es gibt noch mehr, wie wir wissen, und das nächste Kapitel zeigt – den Geist, der gegeben wurde, und die Beziehung der Kinder Gottes, die genossen werden, und die Ergebnisse des Todes und der Auferstehung und Himmelfahrt Christi, die auch jetzt noch unser Teil sind.
Aber darauf gehe ich jetzt noch nicht weiter ein. Wir lernen allerdings hier, dass das Reich Gottes seine „himmlischen Dinge“ hat, nicht weniger als „die irdischen Dinge“, von denen die Propheten sprachen. Jesus, der Sohn, hätte die himmlischen Dinge offenbaren können, aber der Zustand von Menschen wie Nikodemus ließ das vorläufig nicht zu. Der Geist offenbarte all diese und andere Tiefen Gottes reichlich, nachdem das vergossene Blut Gott gerechtfertigt und ihr Gewissen gereinigt hatte. Dann waren die Jünger frei, alles in der Kraft der Auferstehung Christi und im Licht des Himmels kennenzulernen. Das ist die christliche Erkenntnis.
Aber schon als Christus hier war, deutete er klar das Reich des Vaters als eine himmlische Sphäre an, in der die auferstandenen Gläubigen wie die Sonne leuchten werden, im Gegensatz zum Reich des Sohnes des Menschen, das eindeutig die Welt ist, in die bei seinem Kommen die Engel gesandt werden, um alle Übertretungen und die, die Gesetzlosigkeit praktizieren, zu vertilgen (Mt 13,41-43). Nein, in dem Gebet, das den Jüngern gegeben wurde, können wir eine ähnliche Unterscheidung erkennen, wenn auch nicht so scharf beschrieben, denn Er bat sie darum, dass sie dafür beten sollten, dass das Reich ihres Vaters kommen möge, in dem sie und alle auferstandenen Gläubigen verherrlicht würden; und dann, dass sein Wille wie im Himmel so auch auf der Erde geschehen möge, was erst bei der Vollendung des Zeitalters wirklich geschehen wird, wenn der Sohn des Menschen in seinem Reich kommt (Mt 6,10). Diese bilden zusammen das Reich Gottes, das also, wie der Herr hier deutlich macht, „die himmlischen Dinge“ und „die irdischen Dinge“ umfasst. Der Leser wird in Epheser 1,10, Kolosser 1,20 und Hebräer 12,22-24 eine reichliche Bestätigung finden.
Als Nächstes erfahren wir, wer es ist, der mit völliger Kenntnis und Autorität über die himmlischen Dinge sprechen kann. Es ist der Sohn des Menschen, zweifellos dieselbe Person, die sich herabließ, von der Jungfrau geboren zu werden, der Sohn Davids, der Messias. Aber als Messias soll Er das Volk des Herrn in Gerechtigkeit richten und mit einer Macht herrschen, die nicht angefochten werden kann, außer zum Verderben jedes Rebellen. Denn „auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn; und sein Wohlgefallen wird sein an der Furcht des Herrn. Und er wird nicht richten nach dem Sehen seiner Augen und nicht Recht sprechen nach dem Hören seiner Ohren; und er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und den Sanftmütigen des Landes Recht sprechen in Geradheit“ (Jes 11,2-4). Als solcher stellte Er sich Israel vor, wurde aber verworfen; und, wie wir wissen, verwerfen sie Ihn bis zum heutigen Tag. Denn der Mensch, der verloren ist, erweist sich als völlig blind, und von den Menschen keiner mehr als Israel gegen seine wahrste Herrlichkeit und seinen besten Schatz – Christus, den Herrn. Und so haben wir es von Anfang an im Evangelium des Johannes gesehen, dem es gegeben war, die Dinge so zu beschreiben, wie sie sind, und wir sie sind in Gegenwart der Gnade und Wahrheit in seiner Person, die den Vater offenbart.
Hier handelt es sich also nicht um einen Propheten, der die Zukunft des Königreichs des Herrn über die Erde offenbart, oder die Gerichte, die es einleiten werden, oder die Übel, die vor der Errichtung des Segens an jenem Tag gerichtet werden müssen. Er ist mehr als ein Prophet, der das vorstellt, was Er in der Verantwortung empfängt, dem Menschen von Gott mitzuteilen. Jesus weiß nicht nur, was im Menschen auf der Erde ist, wie es keiner je wusste, wie es nur das fleischgewordene Wort wusste, sondern was in Gott droben ist, wie es nur eine göttliche Person wusste, jetzt aber auch als Mensch. Kein Prophet hat jemals so geredet, konnte jemals so reden wie Er; keiner außer Ihm wusste es so und bezeugte es so. Er konnte daher sowohl von himmlischen als auch von irdischen Dingen sprechen, nicht als jemand, der inspiriert war, etwas zu berichtet, was vorher unbekannt war, sondern von dem, was Er in der Gemeinschaft der Gottheit wusste und sah. Seine Menschwerdung schmälerte in keiner Weise seine göttlichen Fähigkeiten oder Rechte; es war eine unaussprechliche Gnade für die, um derentwillen Er von Gott gekommen und zu Gott gegangen war, nicht nur die Wahrheit und das Zeugnis davon, wie Er allein es konnte, sondern Er stand im Begriff, sühnend zu sterben, wie wir gleich in diesem Zusammenhang sehen werden, damit der Gläubige ewig und gerecht leben könne.