Aber auch hier deutet der Herr ein Wissen an, das mitgeteilt werden soll, wie es in der Tat geschah, zuerst durch Ihn selbst in seiner Person, dann durch den Heiligen Geist durch auserwählte Zeugen, das über das der Propheten hinausgeht und einen ganz anderen Charakter hat, nicht nur vom Ausmaß her.
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an (3,11).
Es ist keine Vision von Dingen, die außerhalb der gewöhnlichen Sphäre dessen liegen, der inspiriert war, ein Prophet zu sein, noch eine Botschaft, die auf der Autorität dessen beruht, der seinen Knecht mit einem „So spricht der Herr“ sandte. Jesus allein, der wahre Mensch unter den Menschen, konnte nicht weniger sagen, weil Er nicht weniger Gott war: „Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben“. Er wusste, was im Menschen war, und brauchte kein Zeugnis über den Menschen (Joh 2,25); Er wusste, was in Gott war, und Er allein von den Menschen konnte über sich selbst zeugen, ohne ein Zeugnis über Ihn zu bekommen (Joh 3). „Ich aber habe dich erkannt“, sagt Er später in diesem Evangelium zum Vater (Joh 17,25). Aber die Welt kannte den Vater nicht; am wenigsten kannten solche den Vater und den Sohn, die bei der Verfolgung der Jünger meinten, Gott einen Dienst zu erweisen (Joh 16,2). Aber, gepriesen sei sein Name, wenn niemand den Vater kannte als der Sohn, so fehlte es nicht an solchen, denen der Sohn Ihn offenbart; und so offenbart der Heilige Geist, der alle Dinge – ja, die Tiefen Gottes – erforscht, was zuvor sogar den Propheten verborgen war, und gibt den Christen den Geist oder die Einsicht Christi.
Denn eine göttliche Person weiß in sich selbst alle Dinge in den göttlichen Personen; nicht wie die Propheten von einer göttlichen Person außerhalb und über ihm, die den Auftrag, die Vision und die Botschaft gibt. Diese konnten daher oft das reden, was sie nicht wussten, und beim Nachforschen lernen, dass „sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben durch (ἐν) den vom Himmel gesandten Heiligen Geist“ (1Pet 1,12). Jesus aber sprach, was Er wusste. Da Er von Gott kam und selbst Gott war, kannte Er die göttliche Natur vollkommen und war hier ein Mensch, um sie den Menschen zu offenbaren. Wenn niemand jemals Gott gesehen hat, so hat der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, Ihn kundgemacht; Er allein, der von einer Frau geboren wurde, hatte diese Fähigkeit, sowohl als Sohn als auch als Bild des unsichtbaren Gottes, in einem Sinn, der nicht nur überragend, sondern ausschließlich ist, wie die Briefe an die Kolosser (Kap. 1,18) und an die Hebräer (Kap. 1,3) ausdrücklich lehren.
Und dies sprach Er in unaussprechlicher Gnade, indem Er die Gnade und Wahrheit dessen, der Gott und Vater ist, durch das Herz eines Menschen zu den Herzen der Menschen ausdrückte. Auch von der Herrlichkeit, die Ihm mit dem Vater vertraut war, ehe die Welt war, bezeugte Er. Denn was hat die göttliche Liebe denen vorenthalten, die im Begriff waren, mit Ihm die Herrlichkeit zu teilen, in der sich beide der Welt zeigen werden, und seine Herrlichkeit zu schauen, wie sie niemand sonst sehen wird? Im Himmel – ja, in seiner strahlendsten Herrlichkeit – war Er zu Hause; und wie Er im Begriff war, den Seinen einen Platz im Haus des Vaters zu bereiten, so bezeugt Er das, was Er allein gesehen hatte, denen, die die souveräne Gnade rufen und ausrüsten würde, um mit Ihm dort zu sein.
Und was für ein Zeugnis ist diese zweifache Erkenntnis, die Person Jesu, absolut und doch in Beziehung! Er ist in der Tat der wahre Gott, aber damit auch das ewige Leben. Es war nicht durch Kennenlernen, sondern durch eine innere Kenntnis. Wie eine göttliche Person allein es konnte, kannte Er sowohl den Menschen als auch Gott; und nachdem Er die unabdingbare Notwendigkeit der neuen Geburt vorgestellt hat, spricht Er von Gott, der oben in der Natur und Herrlichkeit bekannt ist, so wie wir vorher sein Wissen von dem hatten, was im Menschen war. Wie gesegnet, eine solche Erkenntnis zu haben, die uns jetzt in Christus und im Christentum mitgeteilt wird! Würde der Mensch, der bedürftig, unwissend und blind ist, eine solche Wohltat nicht begrüßen? Leider nein, nicht einmal, wenn die Gnade es herabbringt und alles in den Lauten der menschlichen Sprache ausspricht. „Und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an“ (V. 11). Es verkündet Gott und offenbart den Vater. Es lässt keinen Raum für den Empfang von Ruhm eines anderen. Es verurteilt den Menschen, wie er ist, eigenwillig und stolz, nicht nur ohne Herz für Gott, sondern auch unwillig zu glauben, was in seinem Herzen für den Menschen vorhanden ist, ausgedrückt in jedem Wort und Weg Jesu. Wie der Apostel uns sagt: „Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes. … Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1Kor 2,11.14).
Es gibt eine natürliche Abneigung im menschlichen Geist gegen göttliche Zeugnisse. Das Urteil hängt von den Zuneigungen ab, und die Zuneigungen des Menschen sind Gott entfremdet. Daran ändern weder Vorrechte noch die Verantwortung, die sich aus der Beziehung ergibt, in der man zu Gott stehen mag. Er muss von neuem geboren werden. Eine göttliche Natur hält an Gott fest; das Leben, das von Ihm als Quelle ausgeht, steigt zu Ihm auf in der Sehnsucht, wenn auch nicht immer (bis die Erlösung bekannt ist) im Vertrauen des Herzens.
Doch der Herr war in dieser feierlichen Erklärung nicht über die universale Notwendigkeit des Menschen für das Reich Gottes hinausgegangen, und deshalb war es unentschuldbar, dass der jüdische Lehrer diese Wahrheit so übersehen hatte, dass er sich über die Behauptung des Herrn wunderte. Er hätte aus den alten Schriften, besonders aus den Psalmen und Propheten, wissen müssen, dass Israel erneuert werden muss, um sein verheißenes Teil auf der Erde betreten und genießen zu können. „Gewiss, Gott ist Israel gut“, wie das Reich des Messias zeigen wird; aber die Zusicherung ist begrenzt. Sie gilt „denen, die reinen Herzes sind“ (Ps 73,1). So weit wird die Masse der Juden von der Eignung für das Königreich entfernt sein, dass der Geist Christi in dem gottesfürchtigen Überrest nicht zögert, Gottes Gericht und Fürsprache für ihre Sache gegen ein gottloses oder unbarmherziges Volk zu erbitten (Ps 43). Sie waren nicht besser, sondern schuldiger als die Heiden. Es gab sowohl innere als auch äußere Feinde. „Und ich sprach: O dass ich Flügel hätte wie die Taube! Ich wollte hinfliegen und ruhen. Siehe, weithin entflöhe ich, würde weilen in der Wüste. – Sela. Ich wollte schnell entkommen vor dem heftigen Wind, vor dem Sturm. Vernichte, Herr, zerteile ihre Zunge! Denn Gewalttat und Streit habe ich in der Stadt gesehen. Tag und Nacht machen sie die Runde um sie auf ihren Mauern; und Unheil und Mühsal sind in ihrer Mitte. Schadentun ist in ihrer Mitte, und Bedrückung und Trug weichen nicht von ihrer Straße. Denn nicht ein Feind ist es, der mich höhnt, sonst würde ich es ertragen; nicht mein Hasser ist es, der gegen mich großgetan hat, sonst würde ich mich vor ihm verbergen; sondern du, ein Mensch wie ich, mein Freund und mein Vertrauter; die wir vertrauten Umgang miteinander pflegten, ins Haus Gottes gingen mit der Menge“ (Ps 55,7-15). Für den Geist des Heiligen ist die Stadt (die heilige Stadt als Bezeichnung – in der Tat, höchst unheilig) schlimmer als die Wüste, so trostlos sie auch sein mag. Nicht nur Heiden, sondern auch Juden müssen von neuem geboren werden, sonst wird der Name Gottes durch sie unter den Heiden gelästert, wie es geschrieben steht (Röm 2,24).
Aber es ist auffallend, dass das bereits teilweise zitierte Kapitel von Hesekiel, das natürlich zur Veranschaulichung dieser Worte des Apostels Paulus herangezogen wird, in den klarsten und bedingungslosesten Ausdrücken erklärt, dass Gott seinen großen Namen, der unter den Heiden gelästert wurde, heiligen wird: „Und ich werde meinen großen Namen heiligen, der entweiht ist unter den Nationen, den ihr entweiht habt in ihrer Mitte. Und die Nationen werden wissen, dass ich der Herr bin, spricht der Herr, Herr, wenn ich mich vor ihren Augen an euch heilige. Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen. Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahrt und tut. Und ihr werdet in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe; und ihr werdet mein Volk, und ich werde euer Gott sein. Und ich werde euch befreien von allen euren Unreinheiten. Und ich werde das Getreide herbeirufen und es mehren und keine Hungersnot mehr auf euch bringen. Und ich werde die Frucht des Baumes und den Ertrag des Feldes mehren, damit ihr nicht mehr den Schimpf einer Hungersnot tragt unter den Nationen. Und ihr werdet euch an eure bösen Wege erinnern und an eure Handlungen, die nicht gut waren, und werdet Ekel an euch selbst empfinden wegen eurer Ungerechtigkeiten und wegen eurer Gräuel. Nicht um euretwillen tue ich es, spricht der Herr, Herr, das sei euch kund; schämt euch und werdet beschämt vor euren Wegen, Haus Israel! So spricht der Herr, Herr: An dem Tag, an dem ich euch reinigen werde von allen euren Ungerechtigkeiten, will ich die Städte bewohnt machen, und die Trümmer sollen aufgebaut werden. Und das verwüstete Land soll bebaut werden, statt dass es eine Wüste war vor den Augen jedes Vorüberziehenden. Und man wird sagen: Dieses Land da, das verwüstete, ist wie der Garten Eden geworden, und die verödeten und verwüsteten und zerstörten Städte sind befestigt und bewohnt. Und die Nationen, die rings um euch her übrigbleiben werden, werden wissen, dass ich, der Herr, das Zerstörte aufbaue, das Verwüstete bepflanze. Ich, der Herr, habe geredet und werde es tun“ (Hes 36,23-36).