Behandelter Abschnitt Joh 1,35-39
Wir haben das Zeugnis des Johannes vor uns gehabt, das weit über den Messias in Israel hinausreicht; jetzt sehen wir die Wirkung seines Dienstes:
Am folgenden Tag stand Johannes wieder da und zwei von seinen Jüngern, und hinblickend auf Jesus, der da wandelte, spricht er: Siehe, das Lamm Gottes! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi (was übersetzt heißt: Lehrer), wo hältst du dich auf? Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde (1,35‒39).
Es ist nicht die vollste oder klarste Aussage der Wahrheit, die am meisten auf andere wirkt. Nichts sagt so kraftvoll wie der Ausdruck der Freude und des Entzückens des Herzens über einen Gegenstand aus, was er jemand wert ist. So war es auch jetzt. „Und hinblickend auf Jesus, der da wandelte, spricht er: Siehe, das Lamm Gottes!“ (V. 36). Der Größte der Geborenen erkennt den Heiland mit ungekünstelter Huldigung an, und seine eigenen Jünger, die ihn reden hörten, folgen Ihm. „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30). Und so sollte es auch sein. Nicht Johannes, sondern Jesus ist das Zentrum: ein Mensch, aber Gott, denn kein anderer könnte ein Zentrum sein, ohne die göttliche Herrlichkeit zu schmälern. Jesus behält diesen Platz bei, aber auch als Mensch. Wunderbare Wahrheit, und wie kostbar und beglückend für den Menschen! Johannes war der Diener der Absicht Gottes, und seine Mission wurde so am besten ausgeführt, als seine Jünger Jesus folgten. Der Geist Gottes verdrängt menschliche und irdische Beweggründe. Wie könnte es auch anders sein, wenn man wirklich glaubt, dass Er in seiner Person Gott auf der Erde war? Er muss das einzige und anziehende Zentrum für alle sein, die Ihn kennen; und die Bemühung des Johannes war es, den Weg vor Ihm zu bereiten. Hier also sammelt sein Dienst zu Jesus, sendet von sich aus zum Herrn.
Wenn aber im Matthäusevangelium der Herr eine Stadt, wenn nicht gar ein Haus hat, das wir benennen können, so ist hier im Johannesevangelium nicht vermerkt, wo Er wohnte. Die Jünger hörten seine Stimme, kamen und sahen, wo Er wohnte, und blieben an jenem Tag bei Ihm; aber für andere ist sein Wohnort nicht genannt und unbekannt. Wir können verstehen, dass es so sein sollte mit Ihm, der nicht nur Gott im Menschen auf der Erde war, sondern als solcher ganz und gar von der Welt verworfen. Und so wirkt das göttliche Leben in denen, die sein sind: „Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1Joh 3,1).