Behandelter Abschnitt Lk 23,26-32
Dennoch gibt uns der Geist Gottes mehr. „Und als sie ihn wegführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, damit er es Jesus nachtrage“ (V. 26). Jetzt gab es keine Zurückhaltung mehr, aber wenn der Mensch gesetzlos war, gedachte Gott an einem anderen Tag an Simon, und seine Söhne sind nicht vergessen im Bericht des Lebens (vgl. Mk 15,21 und Röm 16,13.). Es mag eine schreckliche Wahrheit sein, dass Gott vom Himmel herabschaut und die Menschenkinder betrachtet und niemanden sieht, der so sehr der Verwerfung würdig ist, wie die, die die höchsten Vorrechte seiner Barmherzigkeit selbstsüchtig missbrauchen; aber wenn wir Ihn kennen, oder besser gesagt, von Ihm gekannt sind, ist es nicht die geringste unserer Tröstungen, dass Gott alles berücksichtigt und weiß, wie Er in seiner Gnade denen antworten kann, die Macht haben und nicht auf der Seite des Unterdrückers stehen.
Es ist nicht so, dass es dem Menschen an Empfinden mangelt: Aber Empfinden ohne Glauben bringt nichts, nicht weniger als Verstand oder Autorität oder Stellung, und sei es die höchste in der religiösen Welt. Die Zuneigungen der Natur mögen angenehm sein, aber man kann sich nie darauf verlassen, dass sie fest zu Christus stehen, wie sehr sie auch für eine Weile beeindruckt werden. „Es folgte ihm aber eine große Menge Volk und Frauen, die wehklagten und ihn beweinten. Jesus wandte sich aber zu ihnen und sprach: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder; denn siehe, Tage kommen, an denen man sagen wird: Glückselig die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem dürren geschehen?“ (V. 27–31). Jesus wusste, was im Menschen war, verachtete nicht die Gefühle der Frauen, sondern vertraute sich selbst keinem an. Zärtlich warnt Er sie vor dem, was der Mensch nicht glaubt, bis es kommt; denn es gehört zur Weisheit des Menschen, in den Worten Gottes die Zukunft ungewiss zu vermuten, weil sie dem Menschen ungewiss ist. Töricht und trägen Herzens, zu glauben, was der Herr sagte, nicht weniger als ihre eigenen Propheten! Hätten sie ihnen geglaubt, hätten sie Ihn nicht abgewiesen. Hätten sie Ihn angenommen, so wären Tage des Himmels über die Erde, besonders über Israel, angebrochen, und alle herrlichen Visionen seiner Herrschaft hätten sich erfüllt. Aber Israel war verdorben und schuldig, der Mensch gefallen und verloren, und alle in einem solchen Zustand lehnen Jesus ab. Deshalb wirkt Gott durch das Kreuz Jesu im Himmel und für den Himmel tiefere Ratschlüsse, die nun durch den herabgesandten Heiligen Geist bezeugt werden.
Dies sind die Ratschläge und Wege seiner Gnade, aber seine Warnungen sind gleichberechtigt, und sein Wort muss buchstabengetreu ausgeführt werden. Bald haben sie sich erfüllt, obwohl ich nicht sage, dass am Ende des Zeitalters nicht noch mehr bevorsteht, wenn die, die den wahren Christus, der im Namen seines Vaters kam, abgelehnt haben, den Antichrist empfangen werden, der in seinem eigenen Namen kommt (Joh 5,43). Und die überströmende Geißel wird hindurchfahren und die abgefallenen Juden werden von ihr zertreten werden (Jes 28). Der Messias war der grüne, die Juden der trockene Baum. Wenn Er wegen ihrer Bosheit in solches Leid kam, was war ihnen dann nicht für ihr eigenes Leid vorbehalten? Denn wie groß auch immer seine Gnade sein mag, Gott richtet gerecht.