Behandelter Abschnitt Lk 15,11-32
Wir haben den Herrn Jesus in seinem Werk gesehen, das durch den Hirten vorgestellt wird, und das mehr verborgene, aber gleichzeitig aktive, sorgfältige Wirken des Geistes Gottes, das nicht weniger notwendig ist, um das Werk den Menschen nahezubringen, indem es sowohl Licht zum Sehen als auch das Erforschen des Menschen ermöglicht. Nun haben wir im dritten Gleichnis die Wirkung, die hervorgebracht wird; denn das Werk ist nicht nur Bekehrung oder Vergebung. Sonst würde nichts genügen, was auf diese Weise getan wird, wenn nicht die volle Hinführung des Menschen zu Gott – auch in die Gemeinschaft mit Ihm –, das neue und innige Verhältnis eines Sohnes aus Gnade, vorhanden wäre.
Das ist es, was das dritte Gleichnis entsprechend darlegt. Und deshalb ist es nicht mehr ein Schaf oder ein Geldstück, sondern ein Mensch. Dort finden wir die Einsicht und das Gewissen, und damit auch die Schuld. Das ist der Fall des Menschen. Der erste Adam hatte eine bestimmte Beziehung zu Gott. Als er aus dem Staub geformt wurde, handelte Gott mit ihm in zärtlicher Barmherzigkeit und gab ihm in Eden besondere Vorzüge, Vorrechte jeder passenden Art. Aber der Mensch fiel von Gott ab, so wie der Verschwender hier das Haus seines Vaters verließ.
In allgemeiner Form wird dies durch einen gewissen Mann dargestellt, der zwei Söhne hatte. „Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe“ (V. 12). Das war der Ausgangspunkt, der erste und wichtigste Schritt des Bösen. Es gibt kaum etwas, worin die Menschen mehr zu irren geneigt sind, als darin, worin die wahre Natur der Sünde besteht. Sie messen die Sünde an sich selbst und nicht an Gott. Nun ist das Verlangen, seinen eigenen Weg zu gehen und sich von Gott zu entfernen, positive Sünde und die Wurzel aller anderen Sünden. Die Sünde gegen den Menschen ist sicher die Folge; aber die Sünde gegen Gott ist die Triebfeder. Gibt es eine offensichtlichere Verleugnung Gottes in Werken, als den eigenen Willen dem seinen vorzuziehen?
Der jüngere Sohn sagte also (was den Fall umso krasser macht) zu seinem Vater: „Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt.“ Er wollte sich von seinem Vater entfernen. Der Mensch wollte sich von Gott entfernen, und das, um umso bequemer tun zu können, was er will. „Und er teilte ihnen die Habe.“ Der Mensch wird versucht – er ist verantwortlich; aber in Wirklichkeit wird er nicht daran gehindert, seinen eigenen Weg zu gehen, Gott behält lediglich die Oberhand, um seine eigenen gnädigen Absichten zu verwirklichen. Dennoch, soweit es den Anschein hat, erlaubt Gott dem Menschen zu tun, was er will. Daran allein erkennt man, was Sünde bedeutet, was das Herz sucht, was der Mensch mit all seinen Anmaßungen ist, und zwar umso schlimmer, je mehr er sich verstellt. „Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte“ (V. 13). Er war begierig, von seinem Vater wegzukommen. Es war, soweit es seinen Willen betraf, eine völlige Abkehr von seinem Vater, um sein eigenes Vergnügen zu tun. Er wollte so gründlich auf Distanz sein, dass er ohne Hemmungen nach seinem eigenen Herzen handeln konnte. Dort, in einem fernen Land, vergeudet er sein Vermögen durch ein ausschweifenden Leben. Es ist das Bild eines Mannes, der sich selbst überlassen ist und in dieser Welt seinen eigenen Willen tut, mit den verderblichen Folgen für die nächste wie für diese Welt. „Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden“ (V. 14). Das ist wieder das Bild, nicht nur für den aktiven Verlauf der Sünde, sondern auch für ihre bitteren Folgen. Die Sünde, der man nachgibt, bringt Elend und Not. Es gibt eine Leere, die durch nichts gefüllt werden kann, und die selbstsüchtige Verschwendung aller Mittel macht dies am Ende nur noch deutlicher spürbar.
In der äußersten Not ging er „hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten“ (V. 15). Jetzt finden wir die Erniedrigung des Sünders; denn nicht die Liebe ist da, sondern das Ego. Der Bürger behandelt ihn nicht wie einen Mitbürger, sondern wie einen Sklaven. Es gibt keine so tiefe und erniedrigende Sklaverei wie die der eigenen Begierden. Er wird entsprechend behandelt; und wie muss das für ein jüdisches Ohr klingen? Er wird auf die Felder geschickt, um Schweine zu hüten. „Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm“ (V. 16). Er ist auf den niedrigsten Grad der Not und des Elends herabgesunken, und doch gibt ihm niemand etwas. Gott ist der Geber, der Mensch bezahlt zähneknirschend seine Schulden, wenn er sie bezahlt: nie an Gott, nur halbherzig an den Menschen. Aber kein Mensch gibt ihm: so empfand es der Verschwender.
Nun beginnt das Werk der Güte Gottes. Er kommt zu sich selbst, bevor er zu Gott kommt. „Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger“ (V. 17). Es ist Gott, der ihm die Überzeugung seines Zustands gibt. Daher hat er das Gefühl, dass sogar die, die den niedrigsten Platz im Haus seines Vaters haben, im Vergleich zu ihm gut und sogar reichlich versorgt sind.
Sein Entschluss war gefasst: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner“ (V. 18.19). Die letzten Worte verraten den üblichen Rechtszustand. Es ist jemand, der sich einbildet, dass Gott nach seinem Zustand handeln muss. Das tut die Gnade aber nie. Er hatte seinem Vater Unrecht getan, er hatte sich der Torheit, der Ausschweifung und der Unzüchtigkeit schuldig gemacht; und er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Vater bestenfalls mehr für ihn tun würde, als ihm den niedrigsten Platz vor ihm zu geben, wenn er ihn überhaupt aufnahm. Er fühlte, dass er die Demütigung verdiente. Hätte er gerechter geurteilt, wäre er zu dem Schluss gekommen, dass er noch viel Schlimmeres verdiente; dass er, je mehr er begünstigt wurde, da er so schuldig war, weggeschickt werden musste – nicht nur weggehen –, und zwar in die äußere Finsternis, wo das Weinen und Zähneknirschen sein würde.
Aber obwohl es diese falsche Argumentation gab, gab es im Grunde zumindest ein echtes Empfinden – wenn auch schwach – für seine Sünde, und, was mehr und besser war, ein echtes Empfinden der Liebe zu Gott dem Vater. Wenn er Ihn nur sehen, hören, bei Ihm sein könnte! So steht er auf und kommt zu seinem Vater, „als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr“ (V. 20).
Nicht der Sohn rennt, sondern der Vater sah ihn, obwohl er noch weit entfernt war. Es war der Vater, der lief und ihm um den Hals fiel und ihn sehr küsste. Das hätte der Sohn nicht gewagt, noch weniger hätte er es vom Vater erwartet. Aber die Gnade überrascht immer die Gedanken der Menschen, und deshalb kann die Vernunft sie nie herausfinden, sondern leugnet und bekämpft sie und schwächt sie ab, relativiert sie, legt ihr Stolpersteine und Fesseln an, die nur Gott entehren und die Wahrheit nicht ändern, aber dem Menschen ganz sicher schaden. Da lief der Vater und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr. Kein Wort über sein böses Tun! Und doch war es der Vater, der heimlich gewirkt hatte, indem er die Überzeugung von seinem eigenen Bösen und die Sehnsucht nach seiner eigenen Gegenwart hervorrief.
Weiter war es der Vater, der alles, was von ihm selbst war, in seiner eigenen Seele sehr vertiefte, da nun der Verschwender zu ihm gekommen war. Es ist daher nicht wahr, dass unser Herr, indem Er das Böse in diesem Fall nicht zur Sprache brachte, andeutete, dass dem Vater das Böse gleichgültig war oder dass der verlorene Sohn seine Ausbrüche oder seine fleischliche Natur nicht empfinden sollte. Sicherlich sollte es umso mehr sein, weil es ihm erlaubt war, sich selbst und die Vergangenheit im Licht der unsagbaren Gnade zu beurteilen. „Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen“ (V. 21). Mehr kann er nicht sagen. Es war unmöglich, in der Gegenwart des Vaters zu sagen: „mache mich wie einen deiner Tagelöhner.“ Es war gut, soweit es ging, anzuerkennen, dass er nicht mehr würdig war, sein Sohn genannt zu werden. Es war uneingeschränkt richtig zu sagen: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir“; aber es wäre noch besser gewesen, wenn er kein Wort über irgendetwas gesagt hätte, dessen er würdig oder unwürdig sein könnte. Die traurige Wahrheit war, dass er nichts anderes als Fesseln oder Tod verdiente. Er verdiente es, für immer verbannt zu werden, ja, aus der Gegenwart seines Vaters vertrieben zu werden.
Die Gnade aber gibt nicht nach dem, was der Mensch verdient, sondern entsprechend Christus. Gnade ist der Ausfluss der Liebe, die in Gott ist, die Er sogar gegenüber seinen Feinden empfindet. Deshalb hat Er seinen Sohn gesandt, und Er handelt selbst. Alles muss nun vom Allerbesten sein, weil es der Gnade Gottes und der Gabe Christi entsprechen muss. „Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein“ (V. 22.23). Der jüngere Sohn hatte noch nie das beste Gewand getragen; der ältere Sohn hat das beste Gewand überhaupt nie getragen. Das beste Gewand wurde für das Sichtbarwerden der Gnade aufbewahrt.
Die beiden Söhne (natürlich der verlorene vor seiner Rückkehr) stellen also nicht Kinder Gottes im Sinn der Gnade dar, sondern solche, die von Natur aus nur die Stellung von Söhnen Gottes haben. So wird von Adam gesagt, dass er ein Sohn des Gottes ist (Lk 3,38). In diesem Sinn werden alle Menschen – auch die Heiden – in Apostelgeschichte 17,28 als mit einer vernunftbegabten Seele ausgestattete Menschen bezeichnet, die angesichts der Gnade und Barmherzigkeit Gottes eine unmittelbare persönliche Verantwortung vor Gott haben. Es wird auch lehrmäßig bestätigt in dem Ausdruck „einem Gott und Vater aller“ (Eph 4,6).
Aber dann hat die Sünde den Menschen völlig von Gott getrennt, wie wir besonders in diesem Gleichnis gesehen haben. Die Gnade führt in die nähere und bessere Beziehung der „Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus“ (Gal 3,26). Der verlorene Sohn kommt nur in diesen Zustand, nachdem er endlich zu seinem Vater zurückkehrt, seine Sünden bekennt und sich auf die göttliche Gnade stützt. Das beste Gewand, der Ring an seiner Hand, die Schuhe an seinen Füßen, das gemästete Kalb, all das gehört, und zwar ausschließlich, zu der Beziehung der Gnade, zu dem, der durch den Glauben an den Namen Jesu aus Gott geboren ist. Es ist Gott, der sich dem Verlorenen gegenüber verherrlicht. „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein“ (V. 24). Es ist wichtig, diese gemeinsame Freude zu beachten. Es gibt nicht nur den persönlichen Segen für das Herz, das zu Gott zurückgebracht wird, sondern es gibt die Freude der Gemeinschaft, die ihren Ursprung und ihre Kraft von Gott empfängt, dessen Freude in der Liebe so viel tiefer ist als die unsere, wie Er über uns. Sie ist nun auch nicht nur im Himmel, wie wir vorhin sahen, sondern es gibt die Wirkung, die auf der Erde hervorgebracht wird, sowohl individuell als auch in anderen Herzen; und die große Kraft des Ganzen ist doch die Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus, die der Heilige Geist ausgießt – seine Liebe, die ins Herz ausgegossen wird, ohne Zweifel, aber auch in der Gemeinschaft untereinander. „Sie fingen an, fröhlich zu sein.“
Aber hier haben wir ein weiteres Bild: „Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen“ (V. 25). Die Freude des wahren christlichen Gottesdienstes, der lebendigen Gemeinschaft in der Gnade, ist für das natürliche Herz unverständlich. Das war es, was dem älteren Sohn widerwärtig in den Ohren klang. „Und er rief einen der Knechte herzu und erkundigte sich, was das wohl wäre“ (V. 26). Er hätte die Schuld verstehen können, er hätte auf das Recht drängen können, er hätte das Versagen sehen und aussprechen können; aber er scheute sich nicht, Gott selbst zu verurteilen, wie wir sehen werden. Der Knecht „sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat“ (V. 27). Aber er wurde zornig und wollte nicht hineingehen. „Sein Vater aber ging hinaus und drang in ihn“ (V. 28). Sein Herz war außerhalb des Hauses seines Vaters, noch atmete er den Geist der Liebe, die dem zurückgekehrten Verlorenen erwiesen wurde. Ihm war die Gnade fremd, und so hatte er keinen Anteil an der ganzen Freude. Er verfolgte seine eigenen Dinge. Zweifellos war er aktiv und handelte intelligent „auf dem Feld“, in der Welt, weg vom Schauplatz der göttlichen Barmherzigkeit und geistlichen Freude.
Als also der Diener ihm erzählte, dass sein Bruder gekommen war, und von der Art und Weise berichtete, wie der Vater ihn aufgenommen hatte, zeigte er auf der Stelle seinen Widerwillen, und zwar umso mehr, je mehr er hörte, was die anderen glücklich machte. Die Gnade war ihm höchst lästig und sogar verhasst. Zweifellos nahm er den Grund der Rechtschaffenheit ein, obwohl er keinen hatte – viel Gerede und Theorie, aber nichts Wirkliches. Sein Vater kommt in der Fülle der Liebe heraus und bittet ihn. „Er aber antwortete und sprach zu seinem Vater“, mit jener Art frommer oder vielmehr pietätloser Entrüstung gegen die göttliche Liebe, die zum natürlichen Verstand gehört und ihn nicht erschüttert: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir [hohler und elender Dienst!], und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten [der unglückliche Sünder hatte kein Empfinden seiner Sünden!]; und mir du hast niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre“ (V. 29). So war er kühn genug, den Vater zu richten, wie der Selbstgerechte nicht davor zurückschreckt, Gott zu richten.
Für den Gedanken des Ungläubigen ist Er hart und fordernd. Es herrscht völlige Blindheit gegenüber allen Wohltaten Gottes, völlige Unempfindlichkeit des Herzens wie des Gewissens. „Da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet“ (V. 30). Es gibt eine offensichtliche Abneigung gegen die Gnade und ihre Wege. Er nennt den Verlorenen nicht seinen Bruder, sondern spöttisch deinen Sohn. Und obwohl es das war, was der Vater gegeben hatte, nennt er es deine Habe, wobei er in jedem Fall den schlimmsten Aspekt hervorhebt.
Wahrlich, die Geduld Gottes ist ebenso wunderbar wie seine Liebe. Deshalb beharrt der Vater dabei: „Er aber sprach zu ihm: Kind [denn nichts kann die zärtliche Barmherzigkeit des Vaters übertreffen, sogar gegenüber dem undankbaren und bösen, dem undankbaren und widerspenstigen Sohn], du bist allezeit bei mir, und all das Meine ist dein“ (V. 31). Das war genau die Stellung des Juden unter dem Gesetz. Aber es ist dieselbe Stellung, die jeder nicht bekehrte Mensch in der Christenheit einnimmt, der sich bemüht, religiös nach dem Fleisch zu wandeln. Es ist genauso, wie der natürliche Mensch in den christlichen Ländern denkt und spricht. Und ohne Zweifel hatten die Juden den wichtigsten Platz, ja den einzigen Platz, den Gott auf dieser Erde beanspruchte. Alle anderen Länder hatte Gott den Menschenkindern gegeben, aber sein Land hatte er für Israel reserviert. Er hatte sie durch eine äußere Erlösung zu sich gebracht und sie unter das Gesetz gestellt.
Dasselbe Prinzip gilt für jeden selbstgerechten Menschen, der sich auf seine Weise bemüht, gut zu sein und Gott zu dienen, aber unempfänglich für die Wahrheit ist, dass er Barmherzigkeit und erlösende Gnade braucht. „Man musste doch fröhlich sein und sich freuen“. Ein wunderbarer Gedanke! Gott selbst, der sich an der Freude der Gnade erfreut und sich selbst mit anderen in sie hineinversetzt. „Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1Joh 1,3).
Beachte auch: „denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und verloren und ist gefunden worden“ (V. 32). Wir wollen dein Bruder beachten. Gott ist in keiner Weise bereit, die Leugnung der richtigen Beziehung zuzulassen. Daher ist eine der Sünden, die das letzte Gericht über die Juden heraufbeschwören wird, nicht nur ihre niedere Undankbarkeit gegenüber Gott, sondern auch ihr Hass auf die Gnade, die Er den armen Heiden in ihrer Erbärmlichkeit und Sünde erweist. Das finden wir beim Apostel Paulus sehr deutlich ausgedrückt: „indem sie uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit sie errettet werden, um so ihre Sünden allezeit voll zu machen; aber der Zorn ist völlig über sie gekommen“ (1Thes 2,16). Sie können es nicht ertragen, dass andere, Hunde aus den Heiden, das Evangelium der Gnade hören, obwohl ihr Stolz auf das Gesetz sie hinderte, sie für sich selbst anzunehmen.