Behandelter Abschnitt Lk 8,26-39
Dann finden wir eine andere Begebenheit: Wir sehen jetzt nicht die Macht des Feindes, wie er die Natur gegen Christus und seine Jünger aufwiegelt, sondern die direkte Anwesenheit von Dämonen, die einen Mann völlig in der Gewalt hatten. Wir haben diesen verzweifelten Fall bei einem anderen, der schon lange besessen war. Er hatte mit aller gesellschaftlichen Ordnung gebrochen: „ein gewisser Mann ..., der seit langer Zeit Dämonen hatte und keine Kleider anzog und nicht im Haus blieb, sondern in den Grabstätten“ (V. 27). Ein schrecklicheres Bild der menschlichen Verkommenheit durch die Besessenheit von Dämonen konnte es nicht geben. „Als er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und sprach mit lauter Stimme: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht“ (V. 28). Die Dämonen hatten das Bewusstsein der Gegenwart ihres Bezwingers, des Satans. Sie fürchteten, unter seinen Füßen zermalmt zu werden; denn Christus hatte dem unreinen Geist befohlen, von dem Menschen auszufahren.
Danach haben wir eine weitere Beschreibung dieser Macht des Satans: „Denn er hatte dem unreinen Geist geboten, von dem Menschen auszufahren. Denn öfter hatte er ihn ergriffen; und er war gebunden worden, gesichert mit Ketten und Fußfesseln, und er zerriss die Fesseln und wurde von dem Dämon in die Wüsteneien getrieben“ (V. 29). Jesus wurde vom Geist dorthin geführt, aber der Teufel führte diesen Mann ins Elend; während Christus in göttlicher Gnade hinging, um in gerechter Weise die Macht des Satans zu brechen.
Damit die Furchtbarkeit des Falles noch deutlicher hervortritt, fragt Jesus ihn: „Was ist dein Name? Er aber sprach: Legion; denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. Und sie baten ihn, dass er ihnen nicht gebiete, in den Abgrund zu fahren“ (V. 30.31). Sie fürchteten ihre Stunde. Da war das instinktive Gefühl dieser Dämonen, dass Jesus sie in den Abgrund schicken würde. „Es war dort aber eine Herde vieler Schweine, die an dem Berg weideten. Und sie baten ihn, dass er ihnen erlaube, in diese zu fahren. Und er erlaubte es ihnen. Die Dämonen aber fuhren von dem Menschen aus und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und ertrank“ (V. 32.33). Das rüttelte sofort die auf, die die Verantwortung für sie hatten. „Als aber die Hüter sahen, was geschehen war, flohen sie und verkündeten es in der Stadt und auf dem Land“ (V. 34). Sie kommen heraus und finden den Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, „vernünftig zu den Füßen Jesu sitzen; und sie fürchteten sich“ (V. 35). Jetzt offenbart sich der Zustand des Volkes. Hätten sie auch nur einen Funken rechten Gespürs gehabt, hätten sie Gott gedankt; sie hätten erkannt, dass sie in der Gegenwart dessen waren, der, obwohl von ihm zermalmt, die Macht Satans für immer brechen sollte. Aber obwohl sie den Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig zu den Füßen Jesu sitzen sahen, fürchteten sie sich, obwohl sie wussten, wie der Besessene geheilt worden war. Dennoch wurde ihr eigenes Herz nicht gewonnen, sondern es zeigte sich das genaue Gegenteil. „Und die ganze Menge aus der Gegend der Gadarener bat ihn, von ihnen wegzugehen“ (V. 37). Ach, ihr törichten Gadarener! Wer hat euch bezaubert? Sie alle hatten leider ein gemeinsames Interesse, nämlich Jesus loszuwerden. Das war ihr einziger Wunsch. Nach der Gewissheit der Macht seine Gnade, nach der klaren Niederlage der Macht Satans vor ihren Augen, nach der Befreiung ihres Gefährten, der nun wiederhergestellt war und dort saß, bekleidet und vernünftig, war ihr ganzer Gedanke, Jesus zu bitten, von ihnen wegzugehen, „denn sie fürchteten sich“ (V. 35).
Welch ein Beweis für die Verblendung der Menschen! Wie groß auch immer ihre Furcht vor dem Mann sein mochte, der von einer Legion von Dämonen besessen war, sie hatten größere Angst vor Jesus, und ihre Hoffnung und ihr Ziel war es, Ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Er brachte alles, was heilig, wahr und liebevoll war. Er speiste, heilte und befreite; aber die Menschen hatten kein Herz für Gott und suchten daher nur, wie sie den loswerden konnten, der die Kraft Gottes sichtbar machte. Jede andere Person war willkommener! Was ist der Mensch! So ist die Welt.
Nicht so bei dem, der geheilt wurde. Er bat Jesus, bei Ihm sein zu dürfen, und stand damit in moralischem Gegensatz zu der ganzen Menge, die ihn bat, von ihnen wegzugehen. Er war in viel schrecklicheren Umständen gewesen als sie. Aber so ist die Macht der Gnade Gottes. Sie schafft und formt das, was wir sein sollten. Wenn man von irgendjemandem hätte erwarten können, dass er sich von Jesus fernhält, so war es dieser Besessene, der so vollständig von Satan nach seinem Willen gefangengehalten wurde. Aber er wurde befreit, und zwar so vollständig von der ersten Stunde an, dass sein einziger Wunsch war, bei Jesus zu sein. Das war die erste Frucht des Wirkens des Geistes in diesem Menschen, den die Gnade befreit hatte – es ist die innere Ausrichtung des neuen Menschen, die Gegenwart Jesu zu suchen. Die einfachste Seele, die aus Gott geboren ist, hat diesen Wunsch. „Er aber entließ ihn und sprach: Kehre in dein Haus zurück und erzähle, wie viel Gott an dir getan hat. Und er ging hin und machte in der ganzen Stadt bekannt, wie viel Jesus an ihm getan hatte“ (V. 38.39). Sein Wunsch wird später in Erfüllung gehen, doch inzwischen heißt es für ihn: „Kehre in dein Haus zurück!“ Es ist wertvoll für den Herrn, dass Gottes wunderbare Werke nicht nur Fremden, sondern dem eigenen Haus gezeigt werden. Diese würden am besten die Schande und die Not und die Erniedrigung kennen, in die er gestürzt worden war. Deshalb sagt Jesus: „Kehre in dein Haus zurück und erzähle, wie viel Gott an dir getan hat“ (V. 39). Der Mann beugt sich im Glauben nieder und versteht: Was auch immer der Wunsch seines Herzens sein mag, er soll nun den guten, heiligen und wohlgefälligen Willen des Herrn tun. „Und er ging hin und machte in der ganzen Stadt bekannt, wie viel Jesus an ihm getan hatte“ (V. 39). Beachte, dass es Jesus ist, von dem er spricht. Jesus wollte, dass er erzählte, was Gott getan hatte; und Gott wollte, dass er erzählt, was Jesus getan hatte. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn Jesus nicht der Sohn Gottes selbst gewesen wäre. Obwohl Er der erniedrigte Diener Gottes war, war Er nichtsdestoweniger Gott. Der Mann hatte Recht. Er verstieß nicht gegen den Willen Gottes und brach auch nicht das Gebot Jesu. Sein Geist wurde umso mehr beachtet, auch wenn es im Buchstaben etwas anders klang. Gott wird am besten geehrt, wenn Jesus am meisten verherrlicht wird.