Behandelter Abschnitt Lk 6,17-19 „Und als er mit ihnen herabgestiegen war, stellte er sich auf einen ebenen Platz“ (V. 17). Das ist oft missverstanden worden, und einige haben die Rede in dem „ebenen Platz“ hier mit der Rede auf dem „Berg“ in Matthäus 5‒7 verglichen. Dafür gibt es keinen Grund. Der Ausdruck bedeutet nicht wirklich eine Ebene, sondern ein Plateau oder eine ebene Stelle auf dem Berg. Es war dieselbe Rede, die Matthäus niederschrieb, ohne die besonderen Umstände darzulegen, die zu bestimmten Teilen davon führten – Fragen und so weiter; wohingegen Lukas inspiriert war, sie in einzelnen Teilen hier und da wiederzugeben, und im Allgemeinen mit den Fragen oder anderen Umständen, die zu jedem bestimmten Teil führten. Die beiden inspirierten Schreiber wurden dabei, daran zweifle ich nicht, von dem besonderen Plan des Heiligen Geistes in allem geleitet.
Es ist respektlos gefragt worden, ob Lukas auf diese Weise mit dem Matthäusevangelium vor sich geschrieben haben könnte. Die Antwort ist: Es wäre der höchste Grad der Unwahrscheinlichkeit nach rein menschlichen Prinzipien. Hätte sein Evangelium keine höhere Quelle als den geschickten Gebrauch vorhandener Dokumente, so hätte er es nach meinem Urteil nicht wagen können, sich in der Anordnung der Tatsachen und Lehren so weit von Matthäus zu unterscheiden, wenn er seinen apostolischen Vorgänger als inspiriert ansah und dessen Zeugnis stärken wollte, nicht um die Menschen zu verwirren oder spekulativ denkenden Menschen Einwände zu liefern.
Der Weg, den er eingeschlagen hat, ist der wichtigste denkbare Beweis für seine eigene direkte Inspiration, als die Frucht eines besonderen Plans seitens des Heiligen Geistes, ob Lukas das Matthäusevangelium in Händen hatte oder nicht. Dies sage ich, indem ich die volle Identität der beiden Reden akzeptiere; denn der Versuch des verstorbenen M. Gaussen und anderer, ihren Unterschied festzustellen, ist mir lange Zeit als Fehlschlag erschienen, nicht nur in der Tatsache, sondern auch im Prinzip, indem er die Funktion des Geistes auf die eines Berichterstatters statt eines Redakteurs reduziert, in beiden Fällen natürlich unfehlbar.
Hier also stand Jesus, wo eine große Menschenmenge Ihn hören konnte: „mit einer großen Schar seiner Jünger und einer großen Menge des Volkes von ganz Judäa und Jerusalem und aus dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus und heilte alle“ (V. 17–19).