Behandelter Abschnitt Mk 4,2-9
Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und er sprach zu ihnen in seiner Lehre: Hört! Siehe, der Sämann ging aus, um zu säen. Und es geschah, als er säte, fiel einiges an den Weg, und die Vögel kamen und fraßen es auf. Und anderes fiel auf das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und sogleich ging es auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Und als die Sonne aufging, wurde es verbrannt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Und anderes fiel in die Dornen; und die Dornen schossen auf und erstickten es, und es gab keine Frucht. Und anderes fiel in die gute Erde und gab Frucht, indem es aufschoss und wuchs; und eins trug dreißig- und eins sechzig- und eins hundertfach. Und er sprach: Wer Ohren hat, zu hören, der höre! (4,2‒9).
Dies war nun sein Werk, den Samen des Wortes auszustreuen. Es gab nichts im Menschen, das für Gott annehmbar war. Es ging um etwas Neues und Göttliches, um die Frucht des Wirkens der Gnade. Ein neues Leben muss da sein, wenn man Frucht für Gott sucht. So etwas gab es vorher nicht: Nicht einmal die Predigt des Johannes ging so weit und in die Breite, und noch weniger das Gesetz und die Propheten.
Aber es gibt verschiedene Lektionen zu lernen, denn die Handlung stellt immer unter Verantwortung, auch wenn sie nicht wirksam ist. Der Same war gut: Es gab keinen Fehler darin; aber der Mensch als solcher ist zu nichts gut, und die Wirkung, wo es nicht das rettende Werk des Geistes gibt, läuft früher oder später ins Leere. Vieles war also in dieser Hinsicht verloren.
Die erste Klasse, bei der alles im Ergebnis versagt, besteht aus den Hörern am Wegesrand. „... wenn sie es hören“, sagt der Herr zur Erläuterung, kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war (V. 15). Das entspricht den Vögeln, die kommen und den Samen auffraßen, der an den Wegesrand gefallen ist. Das ist die direkte, zerstörerische Macht des Feindes, die die Aufnahme des Wortes verhindert. Es dringt nicht unter die Oberfläche, geht nie weiter als bis zum Gerede, zur Spekulation oder zur Bewunderung des Predigers. Der moralische Zustand des Todes ist offensichtlich unberührt, und Satan hat es ganz für sich.
Als nächstes haben wir den Fall des Samens, der auf steinigen Boden fiel, wo er nur wenig Erde hatte, und die Wirkung war voll augenblicklicher Verheißung. „... und sogleich ging es auf, weil er keine tiefe Erde hatte. Und als die Sonne aufging, wurde es verbrannt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es“ (V. 6). Hier haben wir das Fleisch oder die Natur, die ihr Bestes tut, aber ihre völlige Schwachheit erweist. Es sind die Menschen, „die, wenn sie das Wort hören, es sogleich mit Freuden aufnehmen, und sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind nur für eine Zeit; dann, wenn Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, nehmen sie sogleich Anstoß“ (V. 16.17). Hier ging das Werk nicht tiefer als die Zuneigung, ohne das Gewissen zu erreichen und es vor Gott zu überführen. Die Freude des Christentums zu nehmen, wo keine Verurteilung des Lebens und des Zustandes vor Gott stattgefunden hat, bedeutet in Wirklichkeit, Ihn ganz zu vernachlässigen und zu ignorieren, indem man sich selbst überschätzt. Eile beim Empfang des Segens ist alles andere als ein Zeichen für ein göttliches Werk. Daher die große Bedeutung der Buße, die zu sehr aus den Augen verloren wurde durch den Wunsch, die Freiheit der Gnade zu bewahren und das Evangelium von den Schuhen des Gesetzes zu befreien. Aber dieses Heilmittel ist mindestens so gefährlich wie die Krankheit, die es heilen sollte. Wir dürfen den ernsten Umgang des Heiligen Geistes mit dem Gewissen nicht abschwächen. Es ist gut, heilsam und notwendig, dass ein Mensch seinen Zustand im Licht Gottes abwägt und sein Urteil über sich selbst ausspricht, obwohl die Reue zweifellos aus dem Glauben kommt und keine Vorbereitung auf den Glauben ist. Dennoch kann es noch keine Art von Frieden und alles andere als Verzweiflung geben. Das Herz mag gründlich gepflügt sein und kaum mehr als eine Hoffnung auf Barmherzigkeit haben, die es vor dem völligen Versinken bewahrt; und der Herr bringt zur rechten Zeit das Wort: „Ihre vielen Sünden sind vergeben“ (Mk 2,9) und „dein Glaube hat dich geheilt; geh hin in Frieden“ (Mk 5,34). Dann gibt es in der Tat sofort und dauerhaft Frieden und Freude im Glauben.
Wo das Herz moralisch nicht angesprochen wird, als vor Gott, da gibt derselbe Eifer, der leicht aufnimmt, ohne Schwierigkeit auf, wenn Drangsal kommt. Gut ist es für jemand, der auf diese Weise durch ein bloßes Gefühl der Schönheit, der Wahrheit und der Anziehungskraft der selbstlosesten Liebe Gottes im Abstrakten von einer eingebildeten Freude gefangengenommen wird, die mit dem eigenen tiefen Genuss seiner Gnade für jemand, der seine Sünden verurteilt, verwechselt werden kann – gut ist es, wenn sie den verhängnisvollen Irrtum entdeckt, und wenn sie, nachdem sie sich abgewandt hat, zurückkehrt, oder vielmehr sich wirklich an Gott wendet, im göttlich gewirkten Bewusstsein ihrer Sünde und Schuld, um in Christus Jesus die einzige Antwort auf ihre Bedürfnisse zu finden.
Der dritte Fall ist der, dass ein Same unter die Dornen fiel, aber, da er von den aufwuchernden Dornen erstickt wurde, keine Frucht trug. Solche sind es, die das Wort hören; aber die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach den anderen Dingen dringen ein und ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar (V. 18.19), eine ernste und nicht seltene Sache. Mögen wir uns davor hüten! Es gibt verschiedene Formen, in denen das Böse wirkt, aber es ist weltliche Begierde und wirkliche Selbstsucht, in Misstrauen gegenüber Gott und Gleichgültigkeit gegenüber seinen Interessen, so dass das Herz entweder von Angst überwältigt wird oder in dem Suchen gegenwärtiger Dinge aktiv wird. Der Anschein von Ergebenheit geht verloren, und der Mensch kehrt zurück, vielleicht mit intensiver Begierde zu der Welt, die sie zu verlassen schien. Es gibt niemanden, der es nicht nötig hätte, sich von Gott vor allem bewahren zu lassen. Ihr aber, die ihr arm seid, hütet euch vor den eindringenden Sorgen; ihr Reichen, lasst euch nicht durch den Betrug des Reichtums verführen; ihr beide, seht zu, dass ihr „die Begierden nach den übrigen Dingen“ (V. 19) richtet!
Andererseits gibt es Samen, der auf guten Boden fällt und Frucht bringt, manche dreißig-, manche sechzig- und manche hundertfach: Auch da ist das Ergebnis schachbrettartig, denn das, was für den Ungläubigen tödlich ist, kann die Fruchtbarkeit des Gläubigen schwer verletzen. „Wer Ohren hat zu hören, der höre“ (V. 9). Es ist eine ernste Angelegenheit für jeden – ernst für den, der hört; und was ist es für den, der kein Ohr zum Hören hat?