Behandelter Abschnitt 4Mo 4
In diesem Kapitel kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt: Die Gegenstände des Heiligtums werden durch die Wüste getragen; denn nun wird besonders beschrieben, was die Kehatiter zu tun hatten. Es war die höchste Form; es war der Dienst der in engster Beziehung zu Christus stand. Äußerlich sah es nicht so gut aus, wie wir später feststellen werden. Daraus folgt keineswegs, dass der Dienst, der unter den Menschen die größte Anziehung oder den größten Lärm macht, in den Augen Gottes den ehrenvollsten Charakter hat. Das ist wichtig. Wir irren uns oft in Bezug auf das, was wirklich das Wichtigste ist. Dies ist der einzige sichere Test für den Wert; es ist immer Christus. Was immer einen Christus am nächsten bringt und Christus am meisten zum Vorschein bringt, ist immer das Beste. Das scheint im Vorbild bei den Söhnen Kehats in ihrem Dienst der Fall zu sein. Aber wenn wir genauer hinschauen, werden wir besondere Dinge finden, in denen uns ihr Dienst vorgestellt wird.
So heißt es zunächst: „Und Aaron und seine Söhne sollen beim Aufbruch des Lagers hineingehen und den Scheide-Vorhang abnehmen und die Lade des Zeugnisses damit bedecken; und sie sollen eine Decke aus Seekuhfell darüberlegen und ein Tuch, ganz aus blauem Purpur, oben darüberbreiten und ihre Stangen daran tun.“ Dies war von allen Gefäßen des Heiligtums die vollste und höchste Darstellung Gottes selbst, wie Er in Christus zu sehen ist. Die Lade war bekanntlich für das Allerheiligste bestimmt. Sie war es, die Christus darstellte, und zwar nicht so, wie Er den Bedürfnissen der Menschen in der Welt entsprach, sondern so, wie Er in der Gegenwart Gottes gesehen wird: Christus in der höchsten Darstellung seiner Herrlichkeit und der göttlichen Gerechtigkeit in der Höhe. In diesem Fall war der Schleier das, was Ihn bedeckte. Er ist also nicht nur das Vorbild des Sohnes Gottes als solcher, sondern als der, der das Menschsein in die Vereinigung mit seiner eigenen Person aufgenommen hat. Ich vertraue darauf, dass mein Leser glaubt und weiß, dass der Sohn Gottes von aller Ewigkeit her war; aber was die Lade, die mit dem Scheide-Vorhang bedeckt war, darstellte, ist der Sohn, nachdem Er das Menschsein in die Einheit mit sich selbst angenommen hatte.
Daneben gibt es noch die Bedeckung mit Seekuhfellen2 – das Bild, so scheint es, für das, was alles, was anstößig war, absolut ausschloss. Eine solche abstoßende Kraft konnte nur so dargestellt werden, nicht in der eigentlichen Weise, wie sie zu Christus gehört. Die Form, in der das Bild diese Macht des moralischen Wächters ausdrückt, ist die einer Haut, die das Unangenehme abwehren kann. Das Seekuhfell wurde daher in jedem Fall passend gewählt, wenn es darum ging, die Kraft darzustellen, die das Böse abwehrt und die kleinste Berührung mit dem so bedeckten Gegenstand verbietet. Über dieses Vorbild seiner Absonderung von den Sündern lag dann ein völlig blaues Tuch, denn was auch immer in unserem Herrn Jesus Christus gewesen sein mochte, wie gerade gesagt, was auch immer die Kraft sein mochte, die das Böse zurückwies, es gab noch einen anderen Aspekt von Ihm, der dem Gläubigen vor Augen stand: Er war „der Himmlische“ (1Kor 15,48). Und es ist auch bemerkenswert, dass mehrere Ausdrücke, die in Johannes 3 verwendet werden, genau diese Gedanken verbinden. „Der Sohn des Menschen“ wird dort eher gesagt als „der Christus“. So finden wir Ihn ganz als Menschen dargestellt – der Titel, in dem Er hier und gewöhnlich von sich selbst spricht; aber wir finden auch, dass Er „der Sohn des Menschen ist, der im Himmel ist“ (V. 13). Dies konnte nie von Ihm getrennt werden, als Er hier auf der Erde war; es scheint die Anspielung zu sein, die mit der blauen Decke gemeint ist. Sogar Johannes der Täufer war irdisch und sprach von der Erde, wie alle anderen auch; Jesus allein kam von oben und war über allen. Er war göttlich, das Wort und der Sohn, was immer Er wurde, und vom Himmel kommend war Er über allen.
Außerdem hatte der Tisch mit den Schaubroten ein blaues Tuch, und all die verschiedenen Gegenstände waren so bedeckt. Außerdem heißt es: „und hierüber sollen sie ein Tuch aus Karmesin breiten und es mit einer Decke aus Seekuhfell bedecken; und sie sollen seine Stangen daran tun“ (V. 8). Im Gegensatz dazu gab es bei dem Leuchter nur ein Tuch aus blauem Purpur, das alles bedeckte, und dann die Decke aus Seekuhfell, aber kein karmesinrotes Tuch. Was lehrt uns das? Worin liegt der Unterschied? Warum hat der Geist Gottes angeordnet, dass beim Schaubrottisch eine karmesinrote Decke zwischen dem blauen Tuch und den Seekuhfellen sein sollte? Und warum nicht bei dem Leuchter? Der Grund, so denke ich, ist, dass Karmesin das bekannte Zeichen seiner Herrlichkeit ist, nicht so sehr als Sohn des Menschen, sondern als der wahre Messias, als der, der das Reich seines Vaters David nach dem Fleisch annimmt. Ich denke, dass dies wahrscheinlich durch die Tatsache der Verbindung mit dem Tisch der Schaubrote untermauert wird. Auf diesem Tisch waren die Brote, die uns deutlich die zwölf Stämme Israels vor Augen führen. Wenn der Herr Jesus das Reich Israel wiederherstellt, ist es nicht einmal die Bedeckung mit Purpur – das werde ich nach und nach zeigen –, sondern die Bedeckung mit Scharlach3. Der Fehler der Juden war, als unser Herr hierherkam, dass sie nur nach seiner Herrlichkeit als dem Christus Ausschau hielten. Unser Herr Jesus wurde als solcher abgelehnt. Als es jedoch offensichtlich war, dass der Unglaube Ihn verwarf, brachte Er bekannterweise diese weitere Herrlichkeit als Ergebnis des Leidens bis zum Tod hervor. Sein Tod und die grenzenlose Herrlichkeit in der ganzen Schöpfung gehören zusammen (vgl. Ps 8 mit Ps 2).
Daher ist der Beweis klar, und Gott zeigte die ganze Zeit, dass es niemals die Begrenzung seiner Herrlichkeit in Verbindung mit den zwölf Stämmen Israels, die durch diese zwölf Brote repräsentiert werden, als der Sohn geben würde; Er kommt von den Menschen in der ganzen Fülle der Macht und Herrlichkeit. Es wäre nicht nur die des Sohnes Davids, sondern die unendlich größere Herrlichkeit des Sohnes des Menschen. Aber Er wird deshalb seine königlichen Rechte über Israel als sein besonderes Volk nicht verlieren. Damit, so scheint es mir, ist die scharlachrote oder karmesinrote Decke verbunden. Ich werde gleich zeigen, welche Rolle der Purpur spielt. Doch dazu müssen wir warten, bis er an seiner Stelle erwähnt wird.
Beim Leuchter des Lichts ist es etwas ganz anderes. Es erscheint nichts anderes als Blau. Da ist weder Scharlach noch Purpur; auch der bedeckende Scheide-Vorhang war nicht da. Warum ist das so? Weil wir hier das Licht des göttlichen Zeugnisses, das sich nicht auf die Stämme Israels bezieht, sondern besonders mit der himmlischen Berufung verbunden ist, in eine enge Beziehung zueinander gebracht haben. Nun wird gerade dann, wenn Israel verschwindet, die Kraft des Geistes Gottes gegeben, die das eigentliche Mittel ist, dieses himmlische Licht zu verbreiten. Folglich reduziert sich alles auf zwei Vorstellungen: Die eine ist die himmlische Verbindung, und die andere ist die Kraft, die alle Unreinheit zurückweist. Die Versammlung Gottes oder der christliche Leib ist bekanntlich besonders mit diesem Zeugnis verbunden. Bei den zwölf Stämmen wird es, wenn die Zeit für sie gekommen ist, eine Verbindung durch Christus mit dem Himmel, der Macht der Heiligkeit, geben; aber ihre Hoffnung ist Christus in der Herrlichkeit des Reiches, die Er als der auferstandene Sohn Davids annehmen wird. Dies haben wir bereits in dem vorangehenden Bild gesehen.
Weiter wird angeordnet, dass der goldene Altar mit einem Tuch aus blauem Purpur und einer Decke aus Seekuhfell bedeckt werden soll; das heißt, in enger Verbindung mit dem Licht wird der Altar der Fürbitte erwähnt, der Altar der priesterlichen Gnade. Wie schön gilt das für eine Zeit, in der nicht nur die Kraft des Geistes Gottes ein Zeugnis für Gott gibt – ein himmlisches und ein heiliges Zeugnis, sondern daneben auch die Kraft der Gnade, die in der Fürbitte Christi enthalten ist! Bekanntlich soll beides den Christen charakterisieren. Diese beiden Gegenstände sind in ihrer Art ähnlich, wurden in Christus vollkommen gefunden und sollten es auch in uns sein. Jetzt ist es an der Zeit, als Lichter in der Welt zu leuchten und das Wort des Lebens zu verkünden; es ist ebenfalls an der Zeit, allezeit mit Gebet und Flehen im Geist zu beten und zu wachen „und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen“ (Eph 6,18). Unser Gott will uns in beidem die Gemeinschaft mit Christus geben. „Und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen“ (1Kor 15,48). Dem irdischen Volk wird nach und nach ein Licht aufgehen; aber es wird für eine irdische Regierung sein, und die Nation und das Volk, die Zion nicht dienen wollen, werden untergehen.
Aber wenn wir in Vers 13 zu dem kupfernen Altar kommen, der der nächste Gegenstand ist, heißt es: „Und sie sollen den Altar von der Fettasche reinigen und ein Tuch aus rotem Purpur über ihn breiten“. Es ist klar, dass der Purpur eine enge Verwandtschaft mit dem Karmesin oder Scharlach haben muss: Dennoch gibt es sowohl einen Unterschied als auch eine Ähnlichkeit. Der Unterschied scheint darin zu bestehen, dass beide Farben zwar übereinstimmen, wenn es darum geht, Würde zu verleihen, aber das, was zum Purpur zu gehören scheint, ist die Herrlichkeit im Allgemeinen; und ich brauche nicht zu sagen, dass die königliche Würde Christi nicht so sehr damit zusammenhängt, dass Er der Sohn des Menschen ist, sondern dass er aus dem Geschlecht Davids kommt. Ich nehme also an, dass wir hier das finden, was dem Herrn als Leiden auf der Erde begegnet ist. Hier hat Er gelitten, und hier soll Er herrschen. Zweifellos ist Er und konnte Er nichts anderes sein als das Mittel, um dem Menschen dort zu begegnen, wo Er ist, in all seiner Not und Schwäche und Sünde und Entfernung: Der gepriesene Herr kann das niemals aufgeben. Das ist die Herrlichkeit, die Ihm für die Erde zukommt. Zugleich ist und kann Er nichts anders sein als der Sohn Davids, wenn man Ihn hier auf der Erde betrachtet; wie gesagt wurde, ist Er „als König der Juden“ geboren (Mt 2,2). Wenn man Ihn als mit der Erde verbunden betrachtet, so ist dies zum Teil das, was Ihm zustand, nämlich dort zu herrschen, wo Er gelitten hat. Die richtige Farbe, um diese Würde auszudrücken, ist die Bedeckung des kupfernen Altars. Er ist mehr als König, aber dennoch ist Er König und somit mit der ganzen Erde verbunden.
Der Unterschied zwischen dem Kupfer und dem Gold in den verschiedenen Gegenständen scheint der zu sein, dass, während beide die göttliche Gerechtigkeit zeigen, das eine eher mehr den auf der Erde verantwortlichen Menschen im Auge hat, das andere Gott in all seiner Gnade, in der man Ihm im Himmel nahen kann. Das ist der Unterschied. Sie sind beide wahr und beide allein in Christus zu finden: Dennoch bezeichnet die eine Gottes Gerechtigkeit, zu der wir nahen können; die andere Gottes Gerechtigkeit, die zeigt, was Er im Umgang mit dem Menschen als verantwortlichem Geschöpf hier auf der Erde ist. Gott kann ihm die Vergebung anbieten, doch es ist einfach Vergebung. Das berücksichtigt, wie wir sehen, seine Verantwortung, die mit seinem Versagen abschließt, obwohl die göttliche Barmherzigkeit dem die vollkommene Vergebung zurechnet, der glaubt. Aber es ist eine andere Sache, Gott so zu nahen, wie Er durch Christus offenbart ist. Das findet sich in der Lade oder in den anderen Gegenständen des Heiligtums, wenn wir nicht sogar die höchste Form betrachteten.
Das war es, was die Kehatiter zu tragen hatten. Entsprechend finden wir die Vervollständigung der Zählung der Leviten – nicht nur der Kinder Israels. Aber wir haben nun dieselben Söhne Gersons deutlich vor uns, nicht verbunden mit den kriegerischen Häusern Israels; sondern wenn ihr Dienst deutlich definiert ist, werden auch sie mit dem Werk verbunden und gezählt.
Man wird gemerkt haben, dass ich auch hier, wie in 2. Mose, die Vorstellung als irrig abtue, dass das Allerheiligste mit seinen Gegenständen Christus im Gegensatz zum Heiligtum darstellt, das sich direkt nur auf die Werke und Dienste seines Volkes bezieht. Der Unterschied ist also: Die Dinge, die im Blick auf Gott geglaubt werden und die Dinge, die von seinem gläubigen Volk getan werden sollen. Der Vorhof ist dann ein Ort, wo sie persönlich vor Gott erscheinen und die Gemeinschaft mit Ihm, der dort anwesend ist, haben können. Wie armselig dies ist, wie es den wahren vorbildlichen Ort auslässt, in den der Gläubige jetzt durch den zerrissenen Vorhang gebracht wird, um mit Ihm im Allerheiligsten Gemeinschaft zu haben (Heb 10), bedarf keiner weiteren Worte. Die Schule des Cocceian war wild und vage; aber ihre Hauptidee ist unvergleichlich besser als dieser Ausschluss Christi von seiner rechtmäßigen Vorrangstellung und allumfassenden Funktionen im Sinn des Geistes. Außerdem scheint es nicht konsequent zu sein, zuzugeben, wie dieselben Typologen es tun, dass das Zelt der Zusammenkunft als Ganzes die Offenbarung Gottes in Ihm darstellt. Sie teilen das Zelt dann auf diese seltsame Weise auf, indem sie das innerste Heiligtum zweifellos dem gepriesenen Herrn, dann den mittleren Raum oder das Heiligtum seinem Volk und schließlich den äußeren Vorhof dem Ort der Versammlung oder Gemeinschaft dem Herrn geben. Nachdem ich jedoch bereits im 2. Mose erklärt habe, was ich für die wahre Bedeutung der Gegenstände des Heiligtums halte, ist es nicht nötig, dies hier zu wiederholen. Ich möchte nur auf die unterschiedliche Reihenfolge an dieser Stelle hinweisen, ebenso wie auf das Weglassen einiger: Beides ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir uns hier in der Gegenwart der Darstellung Gottes durch sein Leben in Christus (und folglich im Christen) auf der Erde befinden, sei es in den Tagen seines Fleisches oder als Vorwegnahme seiner Erscheinung im kommenden Reich. Der goldene Altar folgt auf den goldenen Tisch und den Leuchter, so wie ihm wiederum der Brandopferaltar folgt. Das Waschbecken wird nirgends erwähnt. Es ist der Unterschied in der Gestaltung, der alles bestimmt und erklärt – ein eindrucksvolles Zeugnis der Inspiration.
2 Für die vermittelte vorbildliche Wahrheit ist es vergleichsweise unerheblich, ob Tachasch eine Seekuh oder ein Dachs ist. Es war sicherlich eine äußere Schutzhaut, die stark genug war (wie in Hes 16,10), um daraus Frauenschuhe zu machen. Die Septuaginta übersetzt es mit ὑακίνθινα, wie Aquila mit ἰάνθινα, und versteht darunter eine besondere Farbe. Aber Gesenius entscheidet sich, wie ich meine, mit Recht dagegen, wie es auch die meisten tun, obwohl nicht klar ist, welches Tier gemeint ist.↩︎
3 Das Wort scheint richtig Karmesin zu bedeuten (vgl. Mt 27,28; Joh 19,5).↩︎